Aus einem Kanal werden Rohstoffe des Salars de Uyuni in Bolivien abgesaugt. Foto: Ismar Foto: Schwarzwälder Bote

E-Mobilität: Mittelständler aus Baden-Württemberg baut in Bolivien Lithium ab

Das Metall ist selten, für den Bau von Elektro-Batterien unerlässlich und begehrt: Lithium. Nun mischt ein Unternehmen aus Zimmern ob Rottweil, die ACI Systems GmbH, bei der Rohstoffgewinnung mit. Das ist von strategischer Bedeutung.

Zimmern o. R. Beim Stichwort Lithium reagieren deutsche Autobosse zuweilen dünnhäutig. Zu sehr sei die deutsche Wirtschaft bei wichtigen Rohstoffen zur Batterieherstellung wie etwa Lithium von ausländischen Lieferanten abhängig, wird immer wieder öffentlich geklagt. Die Folge: Die Konzerne würden Preis und Menge diktiert bekommen. Ein Umstand, der möglicherweise zusätzlich ein Hemmnis darstellt, um sich stärker in dem Bereich der E-Mobilität zu engagieren.

Die Zeiten ändern sich. Einen großen Anteil daran könnte die ACI Systems GmbH haben. Gut möglich, dass von dem beschaulichen Ort Zimmern ob Rottweil (Kreis Rottweil) aus demnächst hohe Mengen des seltenen Metalls in Deutschland sowie europa- und weltweit vertrieben werden.

Als elementarer Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien, der nach Einschätzung von Experten derzeit aussichtsreichsten Alternative für die Umsetzung der Elektro-Auto-Offensive, zählt Lithium zu den sehr begehrten Rohstoffen. Benötigt wird er darüber hinaus für die Akkus von Mobiltelefonen und Laptops sowie für Speichersysteme von Solarenergie.

Auf dem Radar der globalen Rohstofferzeuger taucht ein Land auf, das zwar über die größten Vorräte weltweit verfügt, mit dem Abbau des Metalls bislang aber noch nicht begonnen hatte: Bolivien.

Das wird nun anders. In diesen Tagen haben das bolivianische Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) und die deutsche ACI Systems Alemania GmbH (ACISA) ihre Zusammenarbeit bei der Gewinnung und Industrialisierung von Lithium aus dem Salar de Uyuni offiziell besiegelt, teilt ACI mit. Für Dezember ist die Bildung eines privat-öffentlichen Joint-Ventures-Unternehmen geplant, an dem das Staatsunternehmen aus Bolivien mit 51 Prozent dann die Mehrheit hält.

Es ist eine zentrale Botschaft der mittelständischen Firma, die aufhorchen lässt, und ACI zu einem begehrten Partner im Automotivbereich, vor allem in der Sparte der E-Mobilität, werden lässt. Sie lautet: "Diese Partnerschaft sichert auch Deutschland den Zugriff auf das begehrte Metall." Sie ist also von großer strategischer Bedeutung für die Zukunft der deutschen Automobilhersteller.

Salar de Uyuni in Bolivien ist die weltweit größte Salzwüste mit den höchsten Lithium-Vorkommen. 10 Mio. Tonnen werden in der Salzpfanne des Andenstaats vermutet. Der Start der Rohstoff-Gewinnung und -verarbeitung ist für die zweite Jahreshälfte 2021 vorgesehen, bis Ende 2022 soll eine Produktionskapazität von 35 000 bis 40 000 Tonnen Lithiumhydroxid jährlich erreicht werden.

Der Abbau wird von Umweltorganisationen kritisch gesehen

Es ist geplant, diese weiter auszubauen, teilt das deutsche Unternehmen mit. Zum Vergleich: Derzeit wird die Jahresproduktion des Metalls weltweit auf 30 000 bis 35 000 Tonnen geschätzt. Bis in 15 bis 20 Jahren würde das Drei- bis Vierfache allein in den Zukunftsbranchen benötigt.

In Bolivien werden zwischen 500 und 1000 direkte und bis zu 10 000 indirekte Arbeitsplätze, unter anderem in den Bereichen Transport, Logistik und Services, entstehen, äußert ACI.

Der Abbau des Rohstoffes wird von Umweltorganisationen kritisch gesehen. Dabei würden Luft, Böden und Gewässer verschmutzt. Auch deshalb legt das Unternehmen aus Zimmern ob Rottweil nach eigenen Angaben großen Wert auf einen umwelt- und sozialverträglichen Abbau des Metalls. Das solle beispielsweise durch den Einsatz regenerativ erzeugter Energie und die Qualifizierung der bolivianischen Mitarbeiter geschehen.