Rolf Schittenhelm mit seinem frischgebackenen Brauer- und MälzergesellenFotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Traum: Tim Burkardt meistert Ausbildung zum Brauer und                               Mälzer in Hirschbrauerei mit Bravour

Eine eigene kleine Brauerei zu besitzen und selbst Bier zu brauen, ist der große Traum von Tim Burkardt. Deshalb hat der Australier 16 340 Kilometer von seiner Heimat entfernt eine Lehre zum Brauer und Mälzer in der Flözlinger Hirschbrauerei absolviert. Mit Bravour.

Zimmern-Flözlingen. Von Australien nach Flözlingen – wie kommt man auf so eine Idee? "Ganz einfach, wenn man das Bierbrauen lernen möchte", antwortet Tim Burkardt im breitesten Schwäbisch, mit großer Selbstverständlichkeit und freundlich lächelnd. Dass seine Gesprächspartner bei solch einer Antwort kurz stutzen, das ist der 21-Jährige inzwischen offenbar gewohnt.

Sein Schwäbisch hat er aber bereits nach Flözlingen mitgebracht, denn Tims Vater stammt aus Rottweil. "Die Umstellung war schon heftig. Wir wohnen nah am Strand, da konnte man nach der Schule immer baden gehen. Hier sind wir weit weg vom Meer, und in Deutschland ist es immer kalt." Und das, obwohl er beim Bierbrauen schon auch ordentlich ins Schwitzen kommt, beispielsweise am Läuterbottich. Hier ist Muskelkraft gefragt, wenn die große Menge Maische mit Wasser vermischt wird, um den Zucker auszuwaschen und das Gemisch mit der großen Schaufel durchmischt werden muss.

In der Flözlinger Hirschbrauerei bei Braumeister Rolf Schittenhelm ist das Bierbrauen noch echtes Handwerk. "Wenn man sich nicht konzentriert und die Prozesse genau begleitet, wird das Bier nichts", weiß Burkardt. "Gekocht" wird in Flözlingen übrigens noch immer über Holzfeuer – so wie auch schon im Gründungsjahr 1793. Und bei Holzfeuer ist es schwierig, eine konstante Temperatur zu halten.

Nach dem Kochen wird das "Gebräu" in den Gärkeller gepumpt und auf etwa acht Grad heruntergekühlt. Das Abkühlen ist notwendig, da die Brauhefen höhere Temperaturen gar nicht überleben würden. "Unsere Hefen gären bis zwei Grad", erklärt Rolf Schittenhelm. Jetzt kann man übrigens wirklich frieren, denn im Gärkeller ist es frostig. Nach getaner Arbeit stehen Tim die Schweißperlen auf der Stirn – vor Hitze wohlgemerkt. "Es ist echt cool hier in Deutschland", betont er. Den Kontakt zu Rolf Schittenhelm habe sein Vater hergestellt, der Schittenhelm noch aus seiner Jugendzeit in Rottweil kennt.

Tim meisterte die Ausbildung mit Bravour und beginnt nun im September mit der Meisterschule in Ulm. Ein Jahr muss er die Schulbank drücken. "Aber ich werde Rolf auch weiterhin unterstützen und noch mehr Erfahrungen sammeln", freut sich der frischgebackene Brauer- und Mälzergeselle. Irgendwann möchte er aber unbedingt wieder zurück in die Heimat, um eine eigene kleine Brauerei zu eröffnen. Zweimal pro Woche wird im Sommer in Flözlingen gebraut, im Winter einmal, etwa 1000 Liter pro Durchgang. Und je nach Jahreszeit gibt es dann neben dem Flözlinger Spezial auch Hefeweizen, Halbdunkles und Bockbier. Künftig wird Rolf Schittenhelm wohl wieder mehr selbst am Braukessel stehen. Aber dennoch: Er freut sich über den Erfolg seines Azubis.