Freizeit: Ende einer Ära / In den 80-ern ZDF-Live-Übertragung mit Modern Talking / Abrissparty steigt am heutigen Samstag

Was für ein Paukenschlag! Nach über 30 Jahren geht eine Ära zu Ende. Die Großraumdisco "Fame", 1985 als Discoland eröffnet, wird abgerissen. Bis es aber soweit ist, lautet das Motto: Vollgas geben.

Kreis Rottweil. Groß war das Aufsehen, als bekannt wurde, dass das "Fame" in der Flözlinger Straße im Zimmerner Industriegebiet dem Erdboden gleich gemacht werden soll. An derselben Stelle, an der noch bis zum heutigen Samstag fette Beats erklingen werden, soll unter anderem ein Motel mit 29 Zimmern errichtet werden – schlafen statt durchmachen also.

Erste Großraumdisco in der Region

In den sozialen Medien verbreitete sich die Nachricht, dass Besuche im "Fame" bald geschichtsträchtige Momente sein werden, wie ein Lauffeuer. Hunderte Partygänger und jene, die es einst waren, schwelgten auf den Facebook-Seiten des Schwarzwälder Boten in Erinnerungen. Für die meisten war es eine Hiobsbotschaft, keiner hatte damit gerechnet.

Erst Ende November dieses Jahres reichte die Firma Denkinger Projektbau GmbH aus Jungingen den Bauantrag bei der Gemeinde ein. Demnach soll an der Stelle, an der unzählige Nächte durchgetanzt und gefeiert wurde, ein Bio-Lebensmittelmarkt, ein Café, ein Bistro und ein Motel entstehen. In der jüngsten Sitzung gab der Gemeinderat grünes Licht für das Bauvorhaben des Investors.

"Irgendwann gibt es keinen Ansporn mehr"

Vor über 30 Jahren, im Jahr 1985, baute Gerhard Bamberger (†) damals das "Discoland" als erste Großraumdisco in der Region auf. Sein Sohn Dirk Bamberger erinnert sich an die Anfänge. Von 1985 bis 1988 betrieb sein Vater das "Discoland", dann wurde es verkauft. Denn 1989 eröffnete Bamberger das "TOP10" in Singen, erläutert Dirk Bamberger. "Es ist damals super gelaufen. ›Discoland‹ war die erste Großraumdisco in der Region. Das war was Neues, so eine große Disco mit verschiedenen Dancefloors und Restaurant", erinnert er sich. Die "tollen Besucherzahlen" seien teils auch den geburtenstarken Jahrgängen geschuldet gewesen, weiß der Geschäftsführer der "TOP10" Diskotheken.

Das "Discoland" schaffte es sogar ins Fernsehen und wurde dadurch deutschlandweit bekannt: "P.I.T – Peter Illmann-Treff", eine Musiksendung des ZDF (Erstausstrahlung war am 2. Januar 1985), wurde einmal live übertragen. "Zu Gast waren unter anderem Modern Talking", erinnert sich Dirk Bamberger. An dieses Ereignis kann sich auch Facebook-Nutzer Sven Stenzel erinnern. Er schreibt: "Discoland... damals LIVE im ZDF am 12. März 1986, 22:05 Uhr... P.I.T. Extra: Die Wahl der deutschen Discoqueens und Kings. Dabei waren unter anderem Modern Talking und Culture Club." Hierfür sei sogar die Disco umgebaut, drei Übertragungswagen und kilometerweise Kabel angekarrt worden, erzählt Dirk Bamberger. "Ich denke gerne zurück", sagt er. Doch wehmütig wird er ob des Abrisses nicht, denn mittlerweile liege das Ganze über 30 Jahre zurück.

Für "Fame"-Besitzer und Geschäftsführer Patrick Maute kam das Ende der Großraumdisco nicht überraschend. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erläutert er, dass er das schon eine ganze Weile geplant hatte. Seit über zehn Jahren steht er jedes Wochenende in seinem Club. Es sei klar gewesen, dass er nicht mehr als zehn Jahre machen wird – und bis zuletzt wollte er die Zügel selbst in der Hand halten. "Vermieten oder verpachten wollte ich nicht." Das heißt: Jeden Freitag und jeden Samstag im Club arbeiten.

"Das geht an die körperliche Substanz." Deshalb will er sich "eine Pause vom Disco-Leben" gönnen. "Es reicht momentan mit Disco, ich möchte mich meinem Privatleben und meiner Familie widmen. Irgendwann gibt es keinen Ansporn mehr." Entsprechend vorbereitet waren die "Fame"-Mitarbeiter. Die Festangestellten seien alle irgendwo untergekommen, berichtet Maute.

Über 32 Jahre Partygeschehen

Bis zum 30. Dezember hat das "Fame" noch geöffnet. "Bis dahin geben wir Vollgas", verspricht Maute und gibt zu: "Natürlich tut mir das auch weh." Bis die letzte Stunde für das ehemalige "Discoland", "Extra" und zuletzt "Fame" geschlagen hat, werden nicht nur die Nächte, sondern auch einige Events noch einmal durchgemacht, tröstet Maute. Auf dem Programm stehen beispielsweise "Abi meets Fame" oder "Hip Hop Dejavue – X-Mas Edition".

Dass vor der Gemeinderatssitzung von den Plänen nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist, sei einer Klausel im Vertrag geschuldet, in der Stillschweigen vereinbart wurde, so Maute.

Stillschweigen herrschte auch von Seiten des Investors aus Jungingen. Für ein Gespräch mit unserer Zeitung, um beispielsweise etwas zum Zeitablauf zu sagen, war der Geschäftsführende Gesellschafter, trotz zahlreicher Anrufe, nicht zu erreichen. Auch Zimmerns Bauamtsleiter Otto Haller hatte bisher noch keinen Kontakt zum Investor, teilte er auf Nachfrage mit. Ihm lägen nur die Bauanträge vor.

Viel Zeit verbleibt all jenen, die sich vom "Fame" verabschieden, oder ihre Erinnerungen an Discoland und Extra noch einmal aufleben lassen wollen nicht mehr: Denn am heutigen Samstag steigt bereits die finale "Abrissparty", bei der, so Patrick Maute, über 32 Jahre Partygeschehen im Zimmerner Industriegebiet gefeiert werden sollen. Und im neuen Jahr ist die Ära der Großraumdisco in der Flözlinger Straße Geschichte.

(nil). Auch auf Facebook hat der geplante Abbruch des "Fame" die Menschen bewegt. Mehr als 2000 Kommentare sind auf unseren Facebook-Seiten Schwarzwälder Bote Rottweil und Schwarzwälder Bote zusammengekommen. Und die meisten User erinnern sich gerne an alte Zeiten zurück, viele suchten für uns sogar alte Bilder heraus und posteten sie als Kommentare.

Doch warum dieser Hype? Die Antwort ist schnell gefunden: Für viele fällt mit dem Abriss der Disco auch ein Teil ihrer Jugend.

Carmen S. schreibt uns: "Ich war Stammgast im Discoland. Schade, dass es nun abgerissen wird. Immer wenn ich daran vorbeifahre, denke ich an die geile Zeit."

Auch Jenja M. hat eine Beziehung zur Diskothek, die in den 80-ern noch Discoland hieß: "Sogar meine Eltern sind noch drin gewesen." Für Jess Z. und Vivian B. wird "ihre Jugend abgerissen". Tatjana H. hat eine ganz persönliche Beziehung zum Fame: "Reißen die einfach unseren Kennenlern-Ort ab", lässt sie uns wissen.

Manchmal mussten auch wir in der Redaktion schmunzeln: Gabi T. verrät ganz offen: "Gut, dass es damals noch keine sozialen Medien gab. So wissen nur wir von unseren Untaten" und Jasna J. fragt, ob sie "ein paar Steine als Erinnerung bekommen könnte."

Alexander S. verrät uns, dass er "an Weihnachten dort sein komplettes Weihnachtsgeld investiert hat" und Janina S. hatte mal eine Phase, in der sie "mehr Zeit dort verbracht hat als zu Hause".

Victoria S. trifft es auf den Punkt: "Es geht eine Ära zu Ende." Eine Ära, die vielen offenbar noch in bester Erinnerung ist. Und Dani Sahni T. fasst es abschließend gut zusammen: "Ohje, da kommen gerade Erinnerungen hoch. Die kann mir zum Glück keiner abreißen."