Jasmin Willi, Alexandra Senn und Anja Effinger (von rechts) beraten im Zimmerner Rathaus mit Bürgermeister Elmar Koch darüber, wie der Schülerverkehr von Zimmern nach Rottweil verbessert werden kann. Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Schülerverkehr: Zimmerner Eltern gehen auf die Barrikaden / Wunsch: Bus soll von Vaihinger Hof weiter ins Tal fahren

Die Zimmerner Gemeinderätin Jasmin Willi redet Klartext: "Wir haben schon daran gedacht, den Grenzstein auszugraben." Grund: der miserable Schülerverkehr von Zimmern nach Rottweil, wo einige Kinder aus dem Ort weiterführende Schulen besuchen.

Zimmern u. d. B. 16 Schüler sind es derzeit aus Zimmern, die Gymnasien oder andere Schulen im Kreis Rottweil besuchen. Sie sind also täglich darauf angewiesen, mit dem öffentlichen Personennahverkehr beziehungsweise mit dem Schulverkehr rechtzeitig in ihre Bildungseinrichtungen zu gelangen.

Dies aber ist für die Zimmerner nicht möglich: "Unser Kinder kommen regelmäßig zu spät in den Unterricht, weil die Busverbindungen so schlecht und nicht aufeinander abgestimmt sind", klagen die Mütter Marion Frank, Anja Effinger und Manuela Gründler in Vertretung aller betroffener Eltern. Auch Gemeinderätin Alexandra Senn, deren Kinder ebenfalls in Rottweil zur Schule gehen, kann sich auf das Ganze keinen Reim machen: "Es wäre alles so einfach. Denn es gibt eine optimale Busverbindung vom Vaihinger Hof aus nach Rottweil. Der Bus müsste einfach zwei Kilometer weiter nach Zimmern fahren."

Die Eltern kämpfen seit langem gegen Windmühlen. Grund: Zimmern liegt an der Kreisgrenze. Dadurch scheint es nicht möglich zu sein, die Zuständigkeiten regeln zu können. Dies bestätigt auch Bürgermeister Elmar Koch, der gerne Vertreter der Stadt Rottweil, des dortigen Landratsamtes und der Busunternehmen zu einem runden Tisch einladen würde. In Zeiten von Corona freilich nicht einfach: "Wir haben erst jüngst wieder eine Absage erhalten."

Aber auch schon vor der Viruskrise war es nicht möglich, eine geeignete Busverbindung zu installieren. Dabei, beklagt Senn, "zahlen wir für die Schülerkarte monatlich mehr als 50 Euro in den Balinger Nahverkehrstopf, von dem wir gar nichts haben". Für den Rottweiler Stadtverkehr hingegen wären es 28,50 Euro: "Wohin wir unser Geld überweisen, ist uns egal, wenn nur die Busverbindungen stimmen."

Die Zimmerner sind umso mehr verwundert, dass es zu keiner Lösung kommt, weil: "Es ist erst einige Jahre her, da ist der Bus vom Vahinger Hof weiter nach Zimmern gefahren", beklagt Senn: "Und jetzt soll das nicht mehr möglich sein?" So haben die Eltern am 4. Dezember 2019 vom damaligen Unternehmen, das den Rottweiler Stadtverkehr bediente, dieses Schreiben erhalten: "Nach eingehender Prüfung ist es uns beim besten Willen nicht möglich, die gewünschten Fahrten in unsere Pläne zu integrieren." Inzwischen hat das Hechinger Unternehmen HVB Wiest + Schürmann den Stadtverkehr übernommen. Vielleicht sei dieses kooperativer und offener gegenüber ihrem Anliegen, hoffen die Eltern.

Denn es sei eigentlich nicht nachvollziehbar, weshalb der Bus nicht zwei Kilometer weiter nach Zimmern fahren und am Dorfplatz bei der Haltestelle bequem wenden könne, während er in Vaihinger Hof dies teilweise rückwärts und umständlich tun müsse: "Dafür braucht er fast so lange wie für die Weiterfahrt nach Zimmern", ärgern sich die Mütter.

Und die Verbindungen über den Vaihinger Hof nach Rottweil seien ideal: "Die Schüler kämen morgens pünktlich zum Unterrichtsbeginn um 7.50 Uhr beziehungsweise 8.35 Uhr und könnten auch nach Unterrichtsende ab 11.05 Uhr quasi stündlich wieder nach Zimmern zurückfahren. Das wäre alles so einfach und ideal." Mit ein wenig Entgegenkommen der Stadt Rottweil als Schulträger und dem Busunternehmen müsste es daher möglich sein, die jetzigen "untragbaren" Zustände für die Zimmerner Kinder zu beenden, so die übereinstimmende Meinung der Eltern.

Und die derzeitige Situation ist tatsächlich alles andere als ideal. Die Zimmerner Schüler müssen zuerst nach Schömberg fahren und dann umsteigen. Problem: Die Kinder verpassen oft den Anschluss und kommen in der Folge regelmäßig zu spät zum Unterricht, weil sie mit zwei unterschiedlichen Buslinien fahren müssen, die nicht aufeinander abgestimmt sind. In den Rottweiler Schulen sei dies bekannt, so dass die Schüler mit keinen weiteren Repressalien zu rechnen hätten. Aber auch den Rektoren der Rottweiler Schulen seien die Hände gebunden, weiß Alexandra Senn.

So bleibt den Eltern nur die Selbsthilfe. Sie bilden Fahrgemeinschaften oder fahren ihre Kinder selbst nach Schömberg, Vaihinger Hof oder Gößlingen, um dort rechtzeitig den Anschluss nach Rottweil zu bekommen. Aber auch die Rückkehr nach Zimmern gestaltet sich für die Schüler schwierig: "Oft müssen sie eine Stunde oder länger in Schömberg auf den Anschluss warten oder laufen auf der Straße von Vaihinger Hof oder Gößlingen nach Hause. Das ist einfach untragbar und viel zu gefährlich", ärgert sich Anja Effinger.

Daher habe man sich sogar schon überlegt, einen eigenen Bus für den Schülerfahrdienst anzuschaffen, informiert Gemeinderätin Jasmin Willi: "Aber das ist für eine so kleine Gemeinde finanziell gar nicht zu stemmen."

Die Zimmerner geben ihren Kampf nicht auf, auch wenn es in Zeiten von Corona kaum ein Ergebnis geben wird. Bürgermeister Koch und die Mütter, die zu ihm ins Rathaus gekommen sind, versichern: "Sobald es die Lage wieder zulässt, machen wir weiter." Ziel sei es, die Beteiligten an einen Tisch zu bringen und nach einer Lösung zu suchen. Denn eine gute Anbindung an den ÖPNV sei auch ein wichtiges Kriterium für junge Familien, die sich in der Gemeinde niederlassen wollen. Jasmin Willi sagt: "Wir Zimmerner fühlen uns hier wie die Aussätzigen im Tal."