Zahlreiche Einwohner aus Zimmern und den Ortsteilen waren zur Versammlung in die Festhalle gekommen und informierten sich über die geplante neue Mitte ihres Dorfes. Foto: Kammerer

In der Bürgerversammlung Ideen und Vorstellungen präsentiert. Kleine Kreisverkehre.

Zimmern o. R. - Die Ortsmitte von Zimmern soll ein neues Gesicht bekommen. Nun wurden die Einwohner nach ihrer Meinung gefragt. Die Bürgerversammlung zum Thema stieß auf großes Interesse.

Zufriedene, aber durchaus auch skeptische Stimmen wurden laut.Bürger aus allen Teilgemeinden waren in die Turn- und Festhalle gekommen, um sich über das geplante Gesicht von Zimmerns Mitte zu informieren. "Es ist mir und dem Gemeinderat ein wichtiges Anliegen, eine funktionale, wie auch ansprechende Ortsmitte zu schaffen", betonte Bürgermeister Emil Maser. Sprich: verbesserte Wohnqualität, wichtige Dienstleistungen vor Ort, mehr Leben im Herzen der Gemeinde. Und natürlich spielt in Zeiten des strukturellen Wandels die Standortsicherung, die Wettbewerbsfähigkeit der Gemeinde eine große Rolle. Pläne, die nun schon seit Jahren im Raum stehen.

Die Gemeinde wurde zwischenzeitlich in das Landessanierungsprogramm aufgenommen. Momentan ist mit Zuschüssen in der Höhe von 1,2 Millionen Euro zu rechnen. Die Gesamtkosten der Neugestaltung beziffert der Bürgermeister auf zwei bis drei Millionen Euro. "Ein finanzieller Kraftakt", wie er zugibt, der bis Ende 2014 abgeschlossen sein muss – sonst fallen die Fördermittel des Landes weg.

Hausanschlüsse kommen unter die Lupe

Die Arbeiten müssen bereits in der Tiefe beginnen, sagte Martin Weisser vom Ingenieurbüro "Weisser & Kernl" (Villingendorf). Die Wasser- und Kanalleitungen vom Bereich Alte Schulstraße/Im Wolf bis hin zur "Adler"-Kreuzung sind alt und müssen erneuert und vergrößert werden. Anschlüsse an Nebenstraßen müssen ebenfalls ausgetauscht werden, auch die dortigen Hausanschlüsse kommen unter die Lupe.

Durch den Bau der Nordanbindung an die B 462/A 81 wurde bereits ein großer Teil des Schwerlastverkehrs aus dem Ort geleitet und das tägliche Verkehrsaufkommen um 2000 Fahrzeuge gesenkt. Trotzdem verbleiben noch 12 000 Brummis und Autos pro Tag, wie Zählungen der "Planungsgruppe Kölz" zeigen. Entsprechende Maßnahmen können diese Zahl weiter senken, so Andreas Weber, Ingenieur der Planungsgruppe.

Er präsentierte ein Konzept, das im Bereich Alte Schulstraße/Im Wolf und Rosenstraße/Horgener Straße jeweils einen "Minikreisel" mit einem äußeren Radius von 20 Metern vorsieht. Dieser soll aufgepflastert werden, was ein Überfahren für Lastkraftwagen ermöglicht, für Autos aber ausschließt. Der Zwischenbereich wird zum verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20. In der Rottweiler Straße wird 30 gefahren, ab dem "Adler" wieder 50. Bei geschickter Planung müsse man weder eine Verlagerung des Verkehrs in die Nebenstraßen noch ein Aufstauen auf Grund von Tempo 20 befürchten, so Weber.

Ingenieur Volker Rosenstil präsentierte drei Gestaltungsvarianten der Ortsmitte, die auch kombinierbar seien. "Der Bereich soll eine gewisse Atmosphäre erhalten, durch welche der Autofahrer automatisch langsamer fährt", erklärte der Fachmann. Busse sollen künftig auf der Straße halten, um Raser – zusätzlich zu den "Minikreiseln" – weiter auszubremsen. Asphalt oder Pflastersteine als Bodenbelag? Ein durchgezogener Platz ohne erhöhte Gehsteige im Bereich Dorfplatz/Dienstleistungszentrum? Schmale Fahrbahn mit Längsparkplätzen oder die breitere Version ohne Stellplätze? "Das alles müssen wir nun entscheiden", verdeutlichte Rosenstil.

Viele Bedenken taten sich während der Versammlung bei den Bürgern auf, auch Anregungen wurden laut. "Auf Pflastersteinen bekommen Rollstuhl-, Roller-, Inliner- und Kinderwagenfahrer Probleme." Und: "Die Sechs-Meter-Fahrbahn wird zu eng, wenn sich im Winter Schnee an den Seiten türmt", hieß es aus dem Publikum. Die Verkehrsberuhigung stieß auf große Zustimmung. Vorschläge wie "Die Umgehung soll vor der Straße nach Rottweil bevorrechtigt werden, dann verlagert sich der Verkehr automatisch" und "20er- oder wenigstens 30er-Zone bis zum Ortsausgang verlängern", wurden laut.

Und manch einer fühlte sich nach der Konzept-Vorstellung nur allzu deutlich an die direkten Nachbarn erinnert: "Die Parksituation darf auf keinen Fall wie in Rottweil werden, so dass Geschäfte schließen müssen, weil sie nicht angefahren werden können." Meinungen und Anregungen, die Bürgermeister Maser und die drei Ingenieure nun berücksichtigen wollen.

 Variante 1

Platz mit Bäumen: Die Fläche zwischen Dorfplatz auf der einen und Dienstleistungszentrum auf der anderen Straßenseite wird mit Bäumen eingerahmt, was für eine gewisse Stimmung sorgt. Bänke werden aufgestellt, Vereinsveranstaltungen und Märkte können hier stattfinden. Die Straße ist aufgeteilt in Gehweg, Fahrbahn und Längsparkplätze.

Variante 2

Platz mit Wasser und Licht: Gegenüber vom Dienstleistungszentrum wird ein Wasserspiel installiert, ein Lichtkonzept sorgt nachts für den besonderen Charme des Platzes. Die Straße wird durch eine Allee verengt und öffnet sich zum Platz hin. u Variante 3 Platz mit Raster: Der Platz wird gepflastert und durch ein Raster optisch zusätzlich von der asphaltierten Straße abgehoben.