Amelie und Luca bereiten das Schaffutter vor (linkes Bild). Genüsslich werden die Schlehentriebe abgeknabbert. Foto: Schwarzwälder Bote

Aushilfe: Landtagsabgeordneter Stefan Teufel übernimmt Urlaubsvertretung für Zimmerner Schäfer

Plenarsitzungen, Besprechungen, Firmenbesuche und Bürgersprechstunden bestimmen üblicherweise den Alltag des CDU-Landtagsabgeordneten Stefan Teufel. Derzeit ist er häufig auf der Schafweide anzutreffen – als Urlaubsvertretung für den Zimmerner Schäfer.

Zimmern o.R. Zufrieden grasen die Heidschnucken am Horgener Kapf und scheinen die warme Abendsonne sichtlich zu genießen. Aus der Ferne ist der Klang der Jagdhörner der Kreisjägervereinigung zu hören. Die Bläser haben ihre Probe in den Wald verlegt. Die Schafe bedanken sich für die Musik mit Geblöke.

Stefan Teufel genießt die Atmosphäre und beobachtet die Heidschnucken, die genüsslich die zarten Schlehentriebe abknabbern. Ein ungewohntes Bild für Teufel, wie er zugibt. "Aber diese Aufgabe ist so beruhigend und entspannend, das hätte ich gar nicht gedacht. Ich habe echt Respekt vor der Arbeit der Schäferei", sagt er.

Aber wie kommt ein Landtagsabgeordneter dazu, Schafe zu hüten? "Ich bin mit dem Zimmerner Schäfer Marcel Tietze befreundet und wollte ihm ermöglichen mit seiner Familie in den Urlaub zu fahren", erklärt er. Stefan Teufel bleibt mit seiner Familie in diesem Jahr zuhause und so ist die Urlaubsschäferei auch für seine Kinder, die neunjährige Amelie und den sechsjährigen Luca, ein wahres Abenteuer. Stefan Teufel ist mit Landwirtschaft großgeworden, der Umgang mit Tieren ist ihm vertraut. Und dennoch: "Schafe hatten wir nie", gibt er zu.

Aber man sei schnell in der Arbeit drin erzählt er und klettert über den Zaun, die Haferschüssel in der Hand. "Wir müssen immer erstmal die Zäune kontrollieren, den Tieren frisches Wasser geben und sie füttern. Das macht ganz viel Spaß", erzählt Amelie mit leuchtenden Augen und sichtlich stolz. 600 Liter Wasser gilt es jeden zweiten Tag aufzufüllen.

"Es ist eine große Verantwortung", gibt Teufel zu bedenken, der in diesen Tagen, bevor er morgens zu Firmenbesuchen oder ins Büro geht, zunächst einmal Schafe zählt. 45 Tiere zählt die Herde des Bocks Echnaton mittlerweile. Auch einige Lämmer sind darunter. Ihnen gefällt es an ihrem neuen Platz, bislang waren sie am Zierenberg.

Echnaton und seine Schafe kennen die Teufels mittlerweile und kommen schon blökend angerannt, wenn sie das Auto am Zaun erblicken. Teufel findet es großartig, dass die Gemeinde Zimmern einen eigenen Schäfer beschäftigt. Erst im Frühjahr war Marcel Tietze mit seinen wolligen Gefährten nach Zimmern gekommen. Schafbeweidung ist für die Naturschutzflächen auf der Stettener Höhe und am Zierenberg zwingend notwendig, und der Gemeinde sei es wichtig gewesen, jemanden aus dem Ort zu bekommen. So passte alles.

Wanderschäfer dienen der Landschaftserhaltung

"Die Wanderschäferei ist angewandter Naturschutz und Landschaftserhaltung pur. Zudem ist Schäfer einer der ältesten Berufe der Welt", sagt Teufel. Weite Teile Baden-Württembergs, unter anderem die Schwäbische Alb oder Teile des Schwarzwaldes, seien nur mit Beweidung durch Schafe und Ziegen sinnvoll zu pflegen. "Deswegen finde ich es ganz toll, wenn sich jemand für die Schäferei entscheidet. Das Land unterstützt die Schafhaltung übrigens mit Förderprogrammen und Landschaftspflegerichtlinien", informiert er. 300 000 Schafe beweideten in Baden-Württemberg etwa 60 000 Hektar Weideflächen.

Noch einmal kurz den Zaun kontrolliert und wieder an den Strom angeschlossen, geht es zurück nach Hause. Bis zum nächsten Morgen, der mit Schäfchen zählen beginnt...