So toll war die Stimmung beim Dorfrocker-Konzert in Horgen. Foto: Bartler-Team

Die drei Musiker sprechen mit uns über Pannen, Erfolg und das Leben nach der Bühne.

Zimmern o.R. - Kurz vor Mitternacht in Zimmern-Horgen nahe Rottweil: Der Auftritt der "Dorfrocker" endet mit tosendem Beifall des Publikums. Markus (33), Tobias (29) und Philipp (24) Thomann verlassen zufrieden die Bühne. Nun ist ausruhen angesagt? Denkste. Bereits wenige Minuten später sind die Brüder aus dem unterfränkischen Kirchaich im Menschengetümmel vor der Bühne wieder zu finden, schreiben fleißig Autogramme und lassen sich mit den Fans knipsen. Im Gespräch mit unserer Zeitung plaudern sie über Missgeschicke beim Liveauftritt, neue Songs und eingefleischte Fans.

Gestern die große Fernsehbühne des ZDF, heute das 700-Einwohner-Dorf Horgen. Was macht mehr Spaß?

Philipp: Egal, ob Fernsehbühne oder Liveauftritt – wenn die Stimmung gut ist, ist der Auftritt gelungen.

Wie geht es bei euch Backstage zu? Gibt's da Sonderwünsche oder Rituale vor einem Auftritt?

Markus (lacht): Quatsch, da geht's bei uns echt locker zu. Wir haben keine besonderen Wünsche, so dass wir jetzt sagen würden, Backstage muss unbedingt ein rotes Sofa stehen. Ganz pflegeleicht eigentlich.

Spontan: Was war ein Höhepunkt eurer Karriere?

Markus: Eigentlich ist der ganze Werdegang ein Highlight. Ich kann jetzt gar nicht spontan einen einzelnen Auftritt rausgreifen, weil wir einfach schon so viel erlebt haben. 70 Fernsehauftritte, mehr als 600 mal live gespielt, zwei Mal davon sogar schon in Amerika.

Bei so vielen Auftritten schleicht sich doch sicherlich auch mal das eine oder andere Missgeschick ein ...

Markus: Ja, da fällt mir spontan was lustiges ein: Der Tobi ist bei 'nem Auftritt mal rausgegangen, wie immer beim ersten Lied, und dachte sein Mikrofon ist auf dem Ständer.Und dann er will lossingen – und das Mikro ist eben doch nicht da. Der Aufbauer hatte es hinter die Bühne gelegt, weil er dachte, der Tobi nimmt es von dort mit raus.

Da war dann wohl Improvisationstalent gefragt.

Markus (lacht): Ja, Tobi ist dann eben auf meine Seite rüber und hat mein Mikro genommen.

Kleiner Rückblick: Wie seid ihr eigentlich zur Volksmusik gekommen? Ist ja doch eher untypisch für junge Leute.

Markus: Tobias und ich haben schon als Kinder Volksmusik gespielt. Er auf dem Schlagzeug, ich auf dem Akkordeon. Als Teenager hatten wir dann irgendwann keine Lust mehr darauf und haben angefangen Rocklieder zu covern. Und als wir auch davon genug hatten, haben wir beschlossen Volks- und Rockmusik zu vermischen. Und da ist dann auch der Philipp mit eingestiegen.

Wann kam der Erfolg?

Markus: Schnell eigentlich. Wir haben eigene Lieder geschrieben, uns bei Plattenfirmen beworben und wurden dann bei Ariola unter Vertrag genommen.

Tobias, du bist ja der Songschreiber der Band. Wie entsteht ein neuer Dorfrocker-Kracher?

Tobias: Das kann überall passieren. Mal hat man zuerst einen Texteinfall, zum Beispiel wenn man 'nen Werbeslogan hört. Und manchmal fällt einem zuerst eine Melodie ein. Und dann geht's eben an die Feinarbeit.

Dürfen die beiden anderen bei der endgültigen Songauswahl mitentscheiden?

Markus: Grundsätzlich haben wir alles aufgeteilt. Der Tobi macht die Songs, der Philipp die Webseite, Werbung und solche Sachen, und ich das Management und die Organisation.

Tobias: Aber wir hören uns den Rohentwurf von neuen Liedern schon zusammen an, und die anderen bringen ihre eigenen Ideen mit ein.

Welches Lied spielt ihr momentan besonders gerne?

Philipp: Gerade sicherlich das "Dorfkind" vom neuen Album. Das kommt super bei den Fans an und ist für uns ein Identifikationslied. (Info: Die drei Brüder stammen aus dem 1000-Einwohner-Dorf Kirchaich bei Bamberg)

Und was hören Dorfrocker privat? Geht's da auch so zünftig zu wie auf der Bühne?

Markus: Das ist schon breiter gefächert. Der Philipp hört gerne Rock. Ich bin recht vielseitig, hör auch gerne, was im Radio läuft. Ein Lied ist dann gut, wenn es gut gemacht ist. Nur auf ein Bushido-Konzert würd' ich jetzt nicht gehen (lacht).

Drei Brüder, die ständig aufeinander sitzen. Ist da Streit vorprogrammiert?

Markus: Klar, Streit und Diskussionen gibt's immer mal. Aber das Gute ist, dass wir offen miteinandner reden können, weil wir uns eben so gut kennen. Was zudem praktisch ist: Bei uns geht's in Streitfragen demokratisch zu – es gibt bei dreien ja zwingend immer eine Mehrheit.

Ständig unterwegs zu sein stell' ich mir auch in beruflicher Hinsicht schwer vor.

Markus: Das ist auch ein Full-time-Job. Deshalb machen wir die Musik seit einigen Jahren hauptberuflich. Und wenn's damit irgendwann nicht mehr klappen sollte, haben wir trotzdem alle noch eine Grundlage.

Erzähl.

Markus: Tobi ist Grundschullehrer, Philipp Steuerfachangestellter und ich hab' BWL studiert und bin Steuerberater.

Und wenn die Musikkarriere tatsächlich mal vorbei ist: Seid ihr wirkliche "Dorfkinder"? Würdet ihr sofort wieder auf's Land ziehen?

Markus: Ja klar. Ich bin der einzige von uns dreien, der mal längere Zeit in einer größeren Stadt gewohnt hat. Nach den paar Jahren in Nürnberg war ich aber echt froh, als ich wieder zurück aufs Dorf gekommen bin. Dieses Anonyme und Schnelle in der Stadt – das war nicht meins. Ich brauch auch mal meine Ruhe.

Und wie sieht's in der Liebe aus?

Markus: Ein Teil von uns ist vergeben, ein Teil zu haben.

Habt ihr auch richtig eingefleischte Fans, die euch überall hin hinterher reisen?

Markus: Ja, wir waren erst bei einer Frau, die 450 von unseren 600 bis 700 Auftritten besucht hat.

Und fliegt bei Auftritten dann, ganz wie bei den großen Rockstars, auch mal ein Schlüpfer auf die Bühne?

Markus: Klar, in den letzten fünf Jahren ist schon ab und zu was hochgeflogen. Aber wie man heute gesehen hat, geht's bei den Konzerten trotzdem gesittet zu (lacht).

Diesen Freitag erscheint nun euer viertes Album "Roll den roten Teppich aus". Warum sollte man sich die Platte unbedingt kaufen?

Markus: Wir sind dem "Dorfrocker"-Sound, der Vermischung von Rock mit Stimmung, treu geblieben. Außerdem finden sich Lieder wie das "Dorfkind" auf dem Album. Dieser Song ist bei den Fans schon ein kleiner Kultsong ist, obwohl wir ihn noch gar nicht veröffentlicht haben.

Zusammen gefasst: Was denkst du also macht euren Erfolg aus?

Markus: Das entscheidende ist, dass man gute Lieder schreibt und Spaß an der Musik hat. Wir machen das, weil es uns Spaß macht, wollen ehrliche Musik machen mit einer Liveband, und da ist nichts aufgesetzt oder gespielt. Und ich denke das merken die Fans auch.