Bürgermeister Emil Maser und seine Nachfolgerin Carmen Merz. Foto: Parage

42-Jährige wird neue Bürgermeisterin von Zimmern. Traumergebnis von 90,36 Prozent. Mit Kommentar & Video

Zimmern o. R. - Carmen Merz hat am Sonntagabend allen Grund zu feiern: 2539 Wähler machen ihr Kreuzchen hinter ihrem Namen. Dieter E. Albrecht kommt lediglich auf ein knappes Zehntel davon, nämlich auf 238 Stimmen.

Schon früh bringen sich zahlreiche Bürger, Musikverein, Feuerwehr in Uniform und etliche Bürgermeister aus den umliegenden Kommunen vor dem Zimmerner Rathaus in Position. Allzu lange müssen sie nicht warten, das Auszählen geht recht schnell über die Bühne. Dann tritt Bürgermeister Emil Maser ans Mikrofon. Noch-Bürgermeister, muss man sagen. Denn Maser wird seinen Nachfolger bekannt geben.

Beim Anblick der vielen Zuhörer sagt er: "Zimmern ist geschlossen, Zimmern hält zusammen – egal, um was es geht." Schon da lässt sich erahnen, wie das Wahlergebnis ausgefallen sein wird. Schließlich ist Dieter E. Albrecht mit dem Ziel angetreten, die Gemeinde mit Rottweil zu fusionieren. Doch Maser macht es spannend. Begrüßt das ZDF-Team (die Wahl wird am 9. Mai in der Reihe "37 Grad" Thema sein), scherzt: "Ich kenne die Gage noch nicht." Aber vielleicht könne Zimmern ja eine größere Investition damit tätigen.

Dann erinnert er an seine erste Wahl 1993, als er 73,1 Prozent der Stimmen erhalten habe. Bis er auf das Ergebnis zu sprechen kommt, das natürlich alle an diesem Abend hören wollen: 2847 Wähler gab es dieses Mal und 2810 gültige Stimmen. 238 Kreuzchen hat Dieter E. Albrecht erhalten, 2539 Carmen Merz, die künftige Bürgermeisterin. Zur Wahlbeteiligung meint Emil Maser, sie sei "für die jetzige Zeit zufriedenstellend". Gleichwohl hätte es beim Bürgermeister-Wechsel etwas mehr sein können.

Nach einem Dank an Albrecht für dessen Bewerbung wendet sich Noch-Schultes Maser an seine Nachfolgerin. Das Ergebnis sei "überwältigend". "Wir in Zimmern bauen auf Sie, und wir vertrauen Ihnen." Die Bürger schätzten ihren Schultes, gleichwohl hätten sie auch Erwartungen. Doch "es ist ein schönes Amt, es ist eine schöne Aufgabe."

Carmen Merz kann, als sie ans Mikrofon tritt, ihre Gefühle kaum beschreiben. Stolz sei sie und gerührt. "Ich genieße den Moment." Während ihrer Bürgergespräche habe sie viele Menschen kennengelernt und viele Freunde gewonnen. "Ich hab mich von Anfang an wohl gefühlt", erklärt die zweifache Mutter. "Ich freue mich gemeinsam mit meiner Familie, diese neue Aufgabe anzugehen."

Den Dank an ihre Wähler verbindet sie mit dem Versprechen, sie nicht zu enttäuschen. Und die, die ihr Kreuzchen dieses Mal nicht hinter ihrem Namen gesetzt haben, könnten das ja in acht Jahren tun. "Ich bin ganz sicher auch Ihre Bürgermeisterin", sagt sie. Zudem dankt Merz Dieter E. Albrecht für den "sehr fairen Wahlkampf".

"Mir geht’s gut", erklärt dieser nach Bekanntgabe des Ergebnisses. Das Votum zeige "eindeutig", dass die Zimmerner keine Eingemeindung wollten. Mit 20 Prozent hätte Albrecht leben können. So aber zieht er das Fazit: "Mir fehlt offensichtlich das Ohr am Bürger." Und die Konsequenz: seinen Abschied aus der Politik.

Claudia Mink, Vorsitzende des Musikvereins, begrüßt derweil Carmen Merz im Namen der Vereine. Sie wünscht "viel Optimismus, gute Ideen, diplomatisches Geschick und Freude am Verwalten". Und sie gratuliert zur Wahl als Rathaus-Chefin von Zimmern ob Rottweil. Das "ob" betont Mink. Dort, hinter dem Rathaus, wird gestern noch gefei ert. Von der neuen Bürgermeisterin gibt’s Freibier für alle.

Kommentar: Rückenwind

Von Verena Parage

Das war deutlich: Mit knapp 90,4 Prozent und 2539 Stimmen hat Carmen Merz die Bürgermeisterwahl in Zimmern gewonnen. Ihren Mitbewerber Dieter E. Albrecht ließ sie damit weit hinter sich. Der Rottweiler hat am Wahlabend tatsächlich, wie von ihm für möglich gehalten, für eine Überraschung gesorgt. Dass sie allerdings so ausfallen würde, dürfte auch er nicht erwartet haben. Sein Wahlziel war es, Zimmern und Rottweil zusammenzuführen. Dass die Zimmerer davon überhaupt nichts halten, haben sie mit ihrem Votum deutlich gemacht: Gerade einmal 238 Stimmen (8,47 Prozent) hat Albrecht erhalten. Klarer kann ein Nein zur Eingemeindung fast nicht ausfallen. Merz auf der anderen Seite hat allen Grund zur Freude – über den Wahlsieg und die breite Unterstützung der Bürger. Ihr Amt kann sie so mit jeder Menge Rückenwind antreten.