Foto: sb-redaktion

Geschliffene Betonsteine sind bei Nässe und Kälte glatt. Problem für Bauhofleiter keine Überraschung. Mit Kommentar.

Zimmern o. R. - Die Pflastersteine in der Neuen Mitte fallen bei ihrer ersten Bewährungsprobe glatt durch. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie sehen schön aus, aber werden bei Nässe und Kälte äußerst rutschig.

Lange hatte sich der Gemeinderat seinerseits Gedanken gemacht, wie Zimmerns Neue Mitte aussehen soll. Welchen Farbton, welches Material und welche Beschaffenheit die Pflastersteine auf dem Gehweg und im Bereich des Dorfplatzes erhalten sollen. Jetzt, wo die Steine endlich alle liegen, die Ortsdurchfahrt offen ist und die Neue Mitte mit dem Winter ihren ersten Härtetest bestehen muss, zeigt sich: Die geschliffenen Betonsteine auf den Gehwegen werden bei Minusgraden und Nässe spiegelglatt. So mancher, der nachts mit Schwung aufs Trottoir einbiegt, muss derzeit äußert vorsichtig sein, um nicht wegzurutschen.

Das hat auch Raimund Merkle bemerkt. Er wohnt an der Ecke Alte Schulstraße/Hauptstraße und ist gerade dabei, seinen Anteil am Gehweg zu räumen. "Das ist schon glatter als Asphalt", sagt er über die gepflasterten Flächen. Immerhin: Weil die Steine noch so eben sind, lässt es sich Schnee gut wegschieben. Eigentlich müsste er anschließend Salz streuen, meint Merkle. Aber ob Salz den Steinen gut tut?

Bürger reichen Beschwerden ein

Das Problem mit der Glätte ist Ortsbaumeister Georg Kunz ebenfalls bekannt. Zwei, drei Bürger hätten sich deshalb bereits beschwert. Noch ist seines Wissens nach niemand gestürzt. Die Oberfläche dieser geschliffenen Steine sei etwas glatter als die von gewöhnlichen Betonsteinen, erklärt Kunz.

Für ihn kommt das Problem nicht unerwartet, er habe damit gerechnet. Allerdings, sagt der Bauhofleiter: Wenn man ein neues Produkt verarbeitet, lässt sich solch eine unerfreuliche Überraschung kaum verhindern. Der Hersteller habe gesagt, es passt, zudem produziere er nach bestimmten Richtlinien. Was hätte er also für Argumente gehabt?

Dafür haben er und seine Mitarbeiter vom Bauhof jetzt die Arbeit – weil sie dafür verantwortlich sind, dass die Straßen und Gehwege in der Gemeinde geräumt und gestreut sind. Sie verteilen eine Mischung aus Salz und Splitt. "Wenn ich Sand streue, trägt man alles in die Gebäude rein", erklärt Georg Kunz. Aber wie gut verträgt das neue Pflaster Salz? Auch das wird die Zeit zeigen. Der Ortsbaumeister kennt Betonsteine, die trotz Salzstreuen seit 40, 50 Jahren halten. Andernorts seien aber auch schon welche nach sechs Jahren kaputt gewesen.

Im Bereich des neuen Dorfplatzes wurden Granitsteine verlegt. Diese werden laut Kunz weniger rutschig, weil ihre Oberfläche etwas rauer ist. Aber "Asphaltbelag ist mir der liebste", erzählt er lachend – der werde nie so glatt. Und wenn doch, dann hat der Zimmerner Bauhof noch genug Salz auf Lager. 90 Tonnen, schätzt Georg Kunz. In einem Standardwinter bringt seine Truppe 240 Tonnen auf die Straßen, in einem besonders strengen sind es schon mal 350 Tonnen.

Um 3.30 Uhr geht der erste Mitarbeiter los und sondiert die Lage, um 4 Uhr alarmiert er gegebenenfalls seine Kollegen. Gestern Morgen sei zuerst eine kleine Truppe unterwegs gewesen, berichtet Kunz, um 7.30 Uhr folgte dann der "Volleinsatz". Das bedeutet, dass in Zimmern und seinen Ortsteilen fünf Großfahrzeuge unterwegs sind, dazu kommen ein Kleinschlepper für Gehwege und zwei Mann, die von Hand den Schnee wegschippen. Wenn es so weiterschneit wie gestern, dann haben sie auch heute gut zu tun.

Kommentar: Ausrutscher

Verena Schickle

Es ist zum Davonlaufen – bestünde nicht die Gefahr, dass Spaziergänger, die in Zimmerns Neuer Mitte derzeit rasant unterwegs sind, leicht mal auf dem Allerwertesten landen. Was hatte sich der Gemeinderat nicht alles überlegt: Sollen die Steine, die verlegt werden, länglich oder quadratisch sein? Ist ein Rotton schöner oder ein Gelbstich? Der Bauhof hatte gar Musterpflasterungen gemacht.

Bei deren Besichtigung betonte der Planer übrigens, der Belag solle glatt und so behindertenfreundlich sein, aber gleichzeitig rutschsicher. Ein Tausendsassa! Die Realität sieht leider anders aus: Kaum liegt Schnee, wird das Laufen zur Rutschpartie. Ob dem Hersteller nicht bewusst war, dass in unseren Gefilden der Winter etwas ausgedehnter ist? Ein Glück lässt die Einweihung der Mitte noch immer auf sich warten. Bestenfalls bis zum Sommer – dann ohne Ausrutscher.