Der Maibaum in der Nähe des Zimmerner Rathauses hatte eine kurze Lebensdauer. Noch in der Nacht zum 1. Mai wurde er von Unbekannten gefällt. Foto: Kübler

Maischerz stößt Bürgern sauer auf. Gemeinde hat sogar Anzeige gestellt. Belohnung ausgeschrieben.

Zimmern o. R. - Nur anderthalb Stunden durfte der Maibaum in Zimmern unbewacht stehen, dann wurde er abgesägt. Dieser Maischerz stößt den Zimmernern sauer auf. Die Gemeinde hat sogar Anzeige gestellt.

Um vier Uhr in der Nacht zum 1. Mai wacht Kerstin Vogler plötzlich auf. Ein lautes Geräusch hat sie aufgeschreckt. Das einer Motorsäge. Vogler wohnt in der Straße Spittelhöfe, von ihrem Wohnzimmer aus blickt sie direkt auf den Maibaum. Die Einzelhandelskauffrau macht das Licht an. "Dadurch wurden die wohl gewarnt", meint sie. Denn als Vogler vor die Haustür auf den Alois-Mager-Platz tritt, sieht sie nur noch ein paar Beine, die gerade um die Ecke verschwinden. Ein anderer Nachbar will sogar zwei Gestalten wahrgenommen haben und Gelächter. "Bis halb drei haben die Familien Nachtwache gehalten, und dann so was", meint Vogler verärgert. Früher hätten sich die "Scherzbolde" wenigstens Mühe gegeben. Jetzt würden sie einfach eine Motorsäge nutzen.

Der Maibaum ist in Zimmern keine Selbstverständlichkeit. Die Gemeinde hat zwar den Baum zur Verfügung gestellt. Vier Familien haben das Aufstellen und das Drumherum aber auf eigene Faust organisiert. Zu dem kleinen Fest kamen laut einem Nachbarn fast 200 Menschen. Sie feierten, saßen gemütlich beisammen. "Es war ein geselliger Abend für Jung und Alt", berichtet der Zimmerner Jürgen Mager.

"Es ist traurig, vor allem wegen der Arbeit, die da drinsteckt", meint Simone Rosenberger. Sie gehört zu den Organisatoren-Familien. Rosenberger war beim Fällen dabei, beim Schmücken, beim Aufstellen. Und das alles für nur einen Abend. "Das ist schon enttäuschend", sagt sie.

Der umgesägte Baum sei sogar noch zur Gefahr geworden. Statt einfach auf den Boden, stürzte der gefällte Stamm auf einen Laubbaum und hing dort fest. "Wir mussten ihn oben noch absägen lassen", berichtet Rosenberger. Schließlich hätte er sonst auf Passanten fallen können.

Nur ein Dummejungenstreich? Nein, meint auch die Verwaltung. "Wir sind schon stark verärgert", sagt Hauptamtsleiter Johannes Klingler. Die Gemeinde habe Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet. Und es wurde sogar eine Belohnung ausgeschrieben – 100 Euro gibt es für den entscheidenden Hinweis, der zu dem Täter führt.

"Es ist keine Heldentat, mit einer Akkukettensäge einen Baum umzusägen, während keiner hinsieht", reagiert auch Jürgen Mager mit Unverständnis. Er hofft, dass sich die Organisatoren "durch so eine zerstörerische Tat von ein paar Halbstarken" nicht den Mut nehmen lassen. Es sei eine große Leistung gewesen, das Brauchtum zu erhalten.

Die Meinung der Zimmerner ist eindeutig: Früher sei das Maibaum-Fällen Tradition – ein Spiel – gewesen. Heute aber sei die Situation eine andere. Gerade da es kein offizielles Maibaum-Stellen mehr gibt, hält man den privat organisierten Baum in Zimmern für eine Besonderheit.