Wirtschaft: Flözlinger wehren sich gegen Aufgabe des Volksbank-Standorts
Zimmern-Flözlingen. "Man kann mit uns vom Land nicht alles machen. Wir sind keine Dörfler, die sich alles gefallen lassen." Mit diesen wütenden Worten leitet Christine Muscheler-Frohne das kurze Protest-Theaterstück ein, welches sie zusammen mit Otto Seitz am Donnerstag aufführte. Seitz trägt einen schwarzen Anzug, Fliege und Zylinder und verkörpert Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Der wiederauferstandene Begründer der Genossenschaftsbewegung warnt: "Mein Lebenswerk ist in Gefahr." Er appelliert an das Publikum: "Wehrt euch gegen die Schließung dieses Bankhäuschens." Seitz fordert von der Volksbank: "Wenn sie sich aus dem ländlichen Raum zurückziehen wollen, sollen sie sich nicht mehr Raiffeisenbanken nennen."
Bei den Einwohnern Flözlingens treffen diese Worte auf große Zustimmung, manche melden sich spontan zu Wort, Gemeinderätin Christa Schamburek hält eine Rede, und sogar ein Gedicht wird vorgetragen.
Die Argumentation der Bank, dass es in Flözlingen keine Möglichkeit gebe, Bargeld auszugeben, wollen sie nicht gelten lassen. "Das stimmt nicht. Hier gibt es mehrere Gaststätten und bei den Bauern kann man Brot, Milch und Eier kaufen. Und man kann nur mit Bargeld bezahlen", argumentiert Seitz. "Das hat uns an unserer Ehre gekratzt, wir sind selbst traurig darüber, dass wir ständig nach Zimmern fahren müssen", entrüstet sich Uschi Dull. Muscheler-Frohne macht den Abbau des Überweisungs-Briefkastens für den Rückgang der Abbuchungen verantwortlich. Denn wer für Überweisungen nach Zimmern fahre, hebe dann auch gleich Geld ab.
Dietmar Flaig, der als Anteilseigner Flözlingen bei der Vertreterversammlung repräsentiert und Schamburek kritisieren, dass die Bank viel zu spät über die Pläne informiert habe. Auch habe die Mitgliederversammlung wegen Corona nicht tagen können, so dass für die Genossen keine Möglichkeit bestanden habe, zu dem Thema zu beraten.