Die Zuhörer sprechen sich im Horgener Sitzungssaal für die Wunschlösung aus. Foto: Schickle

Zebrastreifen und 30er-Zone in Talstraße sollen Sicherheit schaffen. Gemeinde- unterstützt Ortschaftsrat.

Zimmern-Horgen. Wenn Horgen in der südlichen Hemisphäre läge, stünden die Chancen auf baldige Weihnachtsgeschenke nicht schlecht. Dort wird "Christmas in July" gefeiert. Auf dem Wunschzettel stehen ein Zebrastreifen und eine 30er-Zone in der Talstraße.Wer 1,20 Meter groß ist, überragt eine Mülltonne, kann einen Türgriff erreichen und problemlos ins Fenster eines Kleinwagens spicken. Bei einem Jeep allerdings sieht das schon anders aus. Und ein heranrasender Lastwagen wirkt aus dieser Perspektive schnell mal wie ein bedrohlicher Riese. 1,20 Meter: So groß sind Sechsjährige in etwa im Durchschnitt. Und auf Augenhöhe mit dem Verkehr? Nein, sagen besorgte Eltern von Grundschülern aus Horgen.

In ihrer Juni-Sitzung hatten die Horgener Ortschaftsräte noch kritisiert, dass keiner der Betroffenen anwesend war. Am Montagabend waren die Stühle besetzt, und die Eltern meldeten sich zu Wort. Der Sitzung vorausgegangen war eine gemeinsame Ortsbegehung am 22. Juni.

Das Ergebnis freilich bleibt dasselbe. Als "absoluten Schwachsinn" bezeichnete einer der Zuhörer den Kompromiss, den das Landratsamt vorgeschlagen hatte: Statt des in Horgen gewünschten Zebrastreifens und einer 30er-Zone in der Talstraße, hatte die Untere Straßenverkehrsbehörde nach einem Vier-Stunden-Gespräch angeregt, einen Zebrastreifen in der Zimmerner Straße einzurichten. Die Voraussetzungen für die Wunschvariante seien nicht gegeben. Das allerdings lehnen die Horgener vehement ab. Die besorgten Eltern haben erneut einen Brief an den Ortschaftsrat geschrieben. Titel: "Der Schutz der Kinder muss Vorrang haben."

Ein Zebrastreifen in der Zimmerner Straße suggeriere Sicherheit, wo keine ist, kritisierte eine Bürgerin in der Sitzung – weil die Fahrzeuge zu schnell um die Kurve biegen. Ein Zuhörer warf einmal mehr die Frage auf, ob sich das Landratsamt hinter Vorschriften verstecke. "Für wen sind die da, für oder gegen Bürger?", wollte er wissen. Er fragte sich gar, ob man sich in der Sache an die nächste Instanz, das Regierungspräsidium, wenden müsse. Armin Kammerer brachte es schließlich auf den Punkt: "Über den Zebrastreifen in der Zimmerner Straße brauchen wir nicht weiter zu diskutieren."

Was jetzt? Die Horgener wissen zwar, was sie wollen. "Wenn das zu realisieren wäre, wären die Wünsche erfüllt – dann könnt’s Weihnachten werden", sagte Ortsvorsteher Martin Ohnmacht. Noch allerdings ist nicht Dezember, und bekanntlich hakt es in Rottweil.

"Sehen Sie irgendeine Chance, wenn wir’s noch mal mit dem Landratsamt versuchen?", wollte Ortschaftsrätin Inge Göser-Korifidis von Bürgermeister Emil Maser wissen. Er hoffe auf ein zweites, konstruktives Gespräch, entgegnete dieser. Denn zumindest darüber, dass der große Kreuzungsbereich unübersichtlich und risikobehaftet sei, seien sich alle Beteiligten schon beim ersten Anlauf einig gewesen. Die Behörde solle ruhig spüren, dass nicht die Verwaltung "mit dem Kopf durch die Wand will", sondern dass sich Eltern Sorgen um ihre Kinder machen.

Das war im Horgener Sitzungssaal offensichtlich, per Handzeichen sprachen sich alle Zuhörer für das große Päckchen aus: einen Zebrastreifen in der Talstraße und eine 30er-Zone, die sich großzügig über den gesamten Kreuzungsbereich erstreckt. Die bisherige Querungshilfe in der Zimmerner Straße soll bestehen bleiben. Den entsprechenden Empfehlungsbeschluss fasste der Ortschaftsrat einstimmig.

Gestern Abend befasste sich gleich der Zimmerner Gemeinderat mit dem Thema und stellte sich einstimmig hinter die Horgener. Maser drückt auf die Tube, er drängt darauf, "dass in Bälde wieder ein Gespräch stattfindet". Er rechnet mit "harten Gesprächen" – und damit, "dass die Herrschaften irgendwann hier in der Sitzung sitzen". Gemeinderat Winfried Praglowski möchte dann eine Bürgerversammlung und vor allem eine Antwort auf die Frage: "Wie viele Tote braucht ein Zebrastreifen?" – in Anspielung darauf, dass ein Unfallschwerpunkt Grund für einen solchen sein könnte.

Emil Maser will dem Landratsamt den Antrag jedenfalls so schnell wie möglich vorlegen. Vielleicht wird’s ja doch noch was mit der Weihnachtsüberraschung im Juli.