Symbolfoto: Pleul Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Grünen scheitern mit ihrem Antrag auf Verbot von mutmaßlich krebserregenden Mitteln

Von Nadine Klossek

In Rottweil wurde die Nutzung des Glyphosat-haltigen Mittels "Roundup Powerflex" bereits im vergangenen Oktober verboten. Nun fordern die Grünen, das mutmaßlich krebserregende Herbzid künftig auch in Zimmern nicht mehr einzusetzen.

Zimmern o. R. Die Gemeinderatssitzung in Zimmern lockt am Dienstag viele Besucher in die "Arche". Immer wieder öffnet sich die Tür, immer wieder müssen neue Stühle aufgestellt werden. "Da scheinen ein paar spannende Themen auf der Tagesordnung zu stehen", kommentiert Bürgermeister Emil Maser die vollen Zuschauerränge.

Bald kristallisiert sich heraus: Viele der Besucher wurden durch den Antrag der Grünen angelockt. Die drei Gemeinderäte Christine Löffler, Winfried Praglowski und Elke Müller fordern, dass die Gemeinde in Zukunft auf die Verwendung von Herbiziden auf gemeindeeigenen Grundstücken verzichtet. Gemeint ist der Wirkstoff Glyphosat, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein.

Bereits die Formulierung des Antrags führt zu Diskussionen. Während der offizielle Antrag der Grünen alle Grundstücke der Gemeinde umfasst, bezieht sich die mündliche Ausführung von Winfried Praglowski nur auf Flächen des Bauhofs. Pächter von Gemeindegrundstücken wären damit von dem Verbot ausgeschlossen.

Auf Seiten der CDU regt sich daher Widerstand, die Angelegenheit überhaupt zu diskutieren. "Der Antrag ist zu unbestimmt", meint Thomas Bausch. Sein Parteikollege Guntram Ober weiß um die Sorge einiger Pächter und fordert daher , einen "ordentlichen Antrag" zu stellen.

Elke Müller zeigt sich bestürzt über die Reaktion der Gemeinderäte. Bei so einem "ernsten Thema" dürfe es nicht um Formalitäten gehen. Wenn Studien zeigen, dass bereits ein Gramm Glyphosat auf eine Tonne Futter Missbildungen bei Schweinen hervorrufe, müsse man reagieren. Eine Aussage, die ihr Beifall aus dem Publikum bringt.

Nutzung soll nicht "bagatellisiert" werden

Auch Timo Weber (Freie Wähler) kritisiert den Antrag der Grünen und bezieht sich dabei auf die jährlichen Nutzungszahlen in Deutschland. Während laut Martin Ohnmacht, Pflanzenschutzberater beim Landwirtschaftsamt Rottweil, in der Landwirtschaft etwa 6000 Tonnen des Wirkstoffes eingesetzt werden, sind es im Bereich Haus und Kleingarten gerade einmal 40 Tonnen. "Da schießt man mit Kanonen auf Spatzen", kommentiert der Gemeinderat die Zahlen.

Bauhofleiter Georg Kunz verteidigt den Einsatz des umstrittenen Mittels: "Ich brauche jährlich nur etwa 250 bis 500 Gramm." Je nach Maßnahme variiere die Menge. Zudem werde es nur gegen Quecken eingesetzt, da ihm kein anderes Mittel gegen das Unkraut bekannt sei. Der Pflanzenschutzberater muss Kunz in diesem Punkt Recht gegeben. Der Verzicht auf die Herbizide sei in diesem Fall nur durch eine beträchtliche "Manpower" zu kompensieren. Da der Bauhof das Mittel nur auf gärtnerisch genutzten Flächen einsetzt, bewege er sich im rechtlichen Rahmen.

Am Ende helfen den Grünen weder Löfflers mahnende Worte, man solle die Nutzung von Glyphosat nicht "bagatellisieren", noch die Anmerkung, das Verbot könne eine "Signalwirkung" haben. Der Gemeinderat lehnt den Antrag ab. Im Gegensatz zu Rottweil und Schramberg, wo bereits auf Glyphosat verzichtet wird, dürfen in Zimmern also auch in Zukunft Herbizide verwendet werden.