Christoph Schrenk und Thomas Sieber besprechen in der Werkstatt den "richtigen" Platz für den Christus. Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Kleindenkmal: Steinmetz Thomas Sieber setzt Hand an

Von Stefanie Siegmeier

Könnte es sprechen, so hätte das Feldkreuz am oberen Ende der Alten Hausener Straße in Horgen eine Menge zu erzählen. 2017 war das Kleinod aus dem Jahr 1913 restauriert worden. Wenig später wurde es mit einen Christus-Korpus versehen. Im Februar machte ihm ein Sturm den Garaus.

Zimmern-Horgen. Noch immer entsetzt über das Geschehene, zeigt Christoph Schrenk Fotos vom Februar dieses Jahres. Das Kleindenkmal, das er auf eigene Kosten vor drei Jahren hatte restaurieren und mit einem Christus-Korpus versehen lassen, liegt in Trümmern. Ein umgestürzter Baum hat es getroffen. "Der Christus war total zerstört. Ich musste die Einzelteile erst mal zusammensuchen", erinnert sich Schrenk.

Doch seit wenigen Tagen erstrahlt das Kreuz aus Schilfsandstein samt Christus wieder in neuem Glanz – Thomas Sieber sei Dank. Der Steinmetz hat gerettet, was zu retten war und hat den Sandsteinsockel restauriert. "Das Kreuz war allerdings nicht mehr zu retten", bedauert er. Er hatte das Kreuz erst vor wenigen Jahren restauriert und aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Nun schuf er aus Maintäler Schilfsandstein ein neues Kreuz. "Schilfsandstein ist ein hervorragendes Bildhauermaterial", informiert er, während er die Buchstaben in den Stein meißelt. Gekonnt setzt er Hammer und Meißel an. Sieber ist hochkonzentriert bei der Arbeit. Ein falscher Schlag und der Stein ist unbrauchbar. Jetzt kommen die Punkte hinter den Buchstaben dran. "Man arbeitet von innen nach außen", erklärt er. Wie kann man mit einem so groben kantigen Meißel, einen runden Punkt hinbekommen? Man kann! Thomas Sieber macht es vor. Er setzt Meißel und Hammer an, und: Tatsächlich ist der Punkt nach kurzer Zeit perfekt.

20 Kleindenkmale gibt es auf der Horgener Gemarkung. Manche werden gehegt und gepflegt – meist von Privatfamilien – andere wiederum fristen ihr Dasein manchmal mehr schlecht als recht und verwittern. So hat Christoph Schrenk im Jahr 2014 das Kreuz an der Alten Hausener Straße entdeckt und beschlossen, es auf eigene Kosten herrichten zu lassen. Es stammt aus dem Jahr 1913 und war ursprünglich aus Buntsandstein. Einst habe es weiter oberhalb gestanden, doch Schrenk habe den Standort ändern lassen. Thomas Sieber restaurierte das Kreuz bereits damals. 2017 konnte es feierlich geweiht werden. Doch für Christoph Schrenk war das Kleindenkmal noch nicht perfekt. Ihm fehlte ein Christus-Korpus. Aus Bronze sollte er sein.

Und so machte er sich auf die Suche und fand schließlich genau das, was er gesucht hatte. So bekam das Kreuz eine Christus-Figur. Bis im Februar, nach einem heftigen Sturm, alles in Trümmern lag. Der Christus wurde nahezu komplett zerstört, doch der Kunstschlosser Rolf Rottler aus Neuhausen bei Villingen schaffte es, den Korpus wieder zu restaurieren. Lediglich ein Arm sitzt jetzt etwas schief, aber dem Laien bleibt dieses Detail verborgen.

Ende vergangener Woche stellte Thomas Sieber das Kreuz vor Ort wieder auf. Auch hier muss jeder Handgriff sitzen, denn das gute Stück bringt immerhin gut 200 Kilo auf die Waage. Wird es beim Aufbau verkantet, zerspringt der Stein und alle Mühe war umsonst. Millimeter um Millimeter wird das Kreuz auf den Sockel gesetzt. Gerade muss es ja schließlich auch noch sein. Viel Zeit bleibt dennoch nicht, denn der Klebstoff in den Bohrlöchern bindet recht schnell ab. Auch für Thomas Sieber ist jede Montage aufs Neue spannend. Doch nun steht es – gerade und fest. Zum Abschluss wird der Christus-Korpus angebracht und das Kreuz erstrahlt in neuem Glanz.