Das Gebäude aus dem Jahr 1802 soll Stück für Stück restauriert werden. Foto: Schwarzwälder Bote

Back to the Roots: Teil 5: Jens Broghammer renoviert in Flözlingen Bauernhaus aus dem Jahr 1802 / Geschichte in jedem Winkel

Nicht nur in Corona-Zeiten besinnt sich mancher auf die "gute alte Zeit" zurück. Nachhaltigkeit und Schonung von Ressourcen sind in aller Munde. Altes hat wieder neuen Wert – das gilt auch für Häuser.

Zimmern-Flözlingen. Im Jahr 1802 wurde "S’ Krämershaus" in der Flözlinger Bergstraße erbaut. Noch heute zeugt das stattliche, hübsch bemalte Bauernhaus an der Ortsdurchfahrt von seiner einstigen Bedeutung. Doch auf den zweiten Blick ist klar: Der Zahn der Zeit hat an dem historischen Gebäude ordentlich genagt. Es gibt einiges zu tun.

"Kein Problem", sagt Jens Broghammer. Der 30-jährige Maschinenbauer hat das Gebäude, das er von Kindesbeinen an kennt, vor einiger Zeit gekauft. Sein Traum: darin zu wohnen. Wann? "Das ist noch völlig offen", sagt Broghammer schulterzuckend, während er die mit alten Möbeln vollgestellten Zimmer zeigt. Zunächst einmal ist Ausräumen angesagt. "Aus der Scheune haben wir insgesamt 46 Karren altes Heu herausgeholt", schildert er die mühsame Arbeit, die ihm trotzdem Spaß bereitet.

Jens Broghammer hat das alte Haus mit allem Inventar gekauft. Besonders stolz ist er auf eine alte Truhe, vermutlich eine Hochzeitsmitgift, und zwei alte Hochzeitsschränke, der älteste aus dem Jahr 1803. "Es gibt hier noch viele Gegenstände, die für das bäuerliche Leben in der jeweiligen Zeit prägend waren", erzählt er mit Stolz. All diese Dinge möchte er erhalten. Das wird auch das Denkmalamt freuen, denn das Bauernhaus wurde als Baudenkmal höchster Güte eingestuft. Das ist zum einen schön, bedeutet aber auch, viele Auflagen bei der Renovierung zu erfüllen. Broghammer freut sich darauf. Immerhin sind in der Stube noch die originalen Wandvertäfelungen und Böden erhalten. "Es ist spannend, die Geschichte des Hauses aufzuarbeiten", erzählt er begeistert. Viele Dokumente, die teils bis ins Erbauerjahr zurückgehen, habe er entdeckt. Insgesamt gebe es aber nur wenig Informationen über die Historie.

Oft werde er gefragt, warum er sich ein "so altes Glomb" ans Bein binde, wenn man doch bequem neu bauen kann. "Das ist eben etwas ganz anderes. Die alte Bausubstanz ist ganz wunderbar", schwärmt Broghammer. Diese Bauqualität gäbe es heute so nicht mehr. "Außerdem hat das Haus eine Geschichte, dadurch ergibt sich zugleich auch ein ganz anderes Wohngefühl. Das Haus hat Potenzial. Und Energie". Energie geben ihm auch die Interessierten, die sich von ihm durch die Räume führen lassen. "Die, die es gesehen haben sind begeistert, andere schütteln mit dem Kopf", erzählt Broghammer. Das sei für ihn kein Problem. Von vielen Seiten hat er fachkundige Unterstützung. Mit Dominik Burkard habe er einen Architekten gefunden, der sich mit der alten Bausubstanz auskennt. Unterstützt werde er auch von Kunstwissenschaftler und Historiker Andreas Zoller, Bernd Sigel und Historiker Stefan King.

In alter Bausubstanz zu wohnen, bedeute für Broghammer besondere Lebensqualität. "Neu heißt nicht immer besser", sagt er, während er alte Einmachgläser sortiert. Wenn das Haus ausgeräumt ist. können eine Bauaufnahme und die Pläne erstellt werden. "Ich bin selbst sehr gespannt, wie das Haus am Ende aussehen wird", so Broghammer.