Gingen weg wie warme Semmeln und sorgten im Jahr 2019 in Zimmern für deutlich mehr Grundstückserlöse: die Bauplätze im Stettener Baugebiet "Zierenberg".Fotos: kw Foto: Schwarzwälder Bote

Finanzen: 2019er-Gewerbesteuereinnahmen von 6,27 Millionen Euro lassen manche in Zimmern beinahe ungläubig schauen

Erfreuliche Nachrichten waren seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Zimmerner Gemeinderat eher selten. Nun gab es eine.

Zimmern o. R. (kw). Die Vorstellung der Jahresrechnung 2019 – letztmals nach der Kameralistik erstellt – hellte die Mienen der Ratsmitglieder in der letzten Sitzung vor der Sommerpause aber doch noch etwas auf.

Seit Anfang des Jahres gehört die Kameralistik in Zimmern der Vergangenheit an. Beim jüngsten Zusammentreffen mussten sich die Ratsmitglieder noch einmal mit dem früheren Haushaltsrechnungssystem beschäftigen.

Das Ergebnis des Vorjahres lag weit über dem Planansatz. Die Zuführungsrate zum Vermögenshaushalt (entspricht dem Überschuss im Verwaltungshaushalt) übertraf den prognostizierten Betrag von 965 670 Euro um das Dreifache. 3,4 Millionen Euro wurde im letzten Jahr nach alter Haushaltsrechnung im Verwaltungshaushalt erwirtschaftet. Die allgemeine Rücklage erhöhte sich nochmals um eine Million Euro.

Geplant war eine Entnahme von 3,2 Millionen Euro. Zum Jahresende 2019 betrug die Rücklage 6,3 Millionen Euro. Nach neuem Haushaltsrecht bildet die allgemeine Rücklage – sie wurde früher als "Sparkasse" der Kommune bezeichnet – das Eigenkapital.

Ratsmitglied Winfried Praglowski, als einer der Dienstältesten in der Runde noch bestens mit der Kameralistik vertraut, hob sofort den Zeigefinger und relativierte: "Das Ergebnis sieht normal aus, es ist nicht zu rosig."

Kämmerer Martin Weiss räumte ein, dass etliche Projekte 2019 nicht zu Ende geführt worden seien. Diese fänden sich im Haushalt 2020 wieder. Von einer Gewerbesteuer "in schwindelerregender Höhe" sprach Weiss. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir jemals in eine solche Region kommen", schwärmte der Fachbeamte für das Finanzwesen. Die gesamte Gewerbesteuer, einschließlich der Anteile der Stadt Rottweil aus dem Inkom in Höhe von 1,37 Millionen Euro, erreichte mit 6,27 Millionen Euro einen Spitzenwert. Zum Vergleich: 2018 hatte die Gewerbesteuer 4,92 Millionen Euro in die Gemeindekasse gespült. Die Gewerbesteuer habe sich im Inkom seit 2016 verdreifacht, berichtete Martin Weiss voller Freude.

Bei den Holzerlösen sah es dagegen anders aus. Im Forst musste man bei den Holzverkaufserlösen Einbußen von 238 300 Euro hinnehmen. Dazu stellte der Kämmerer fest: "Wir müssen uns daran gewöhnen, dass wir im Wald ordentlich drauf legen müssen."

Bei den Erlösen aus Grundstücksverkäufen verzeichnete die Gemeinde gegenüber der Planung ein Plus von 261 300 Euro. Insbesondere im Ortsteil Stetten (Baugebiet "Zierenberg") seien die Plätze wie warme Semmeln weggegangen.

Im Ausgabenbereich erwähnte Weiss die Personalkosten (1,13 Millionen Euro) bei den Kindertagesstätten. Diese hätten sich innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Die Schulden der Gemeinde beliefen sich zum Jahresende 2019 auf 2,25 Millionen Euro. Damit liege man, so der Kämmerer, deutlich unter dem Durchschnitt des Landes und des Landkreises.

Abschließend meinte Weiss: "Freuen wir uns über den letzten kameralen Abschluss und hoffen wir, dass dieser positive Schwung in das Jahr 2020 ausstrahlt."