Heimatgeschichte: April 1945: Kurt Mager berichtet von einem tragischen Unfall in Zimmern ob Rottweil

Zimmern o. R. Leser erinnern sich an das Jahr 1945. Kurt Mager schreibt vom Einmarsch der französischen Armee in Zimmern ob Rottweil und einem Unglück, das seine Familie betraf.

In den letzten Kriegstagen im April 1945 kamen französische Soldaten, darunter schwarze Marokkaner in unser Dorf einmarschiert. Es wurde befohlen, schnellstens Quartiere bereitzustellen.

Für unser Haus mit Stall und Scheuer wurde angeordnet, den Stall mit zwei Kühen zu räumen und die Kühe am Ortsrand in unserer Feldscheune unterzubringen. Die Kühe mussten mühsam mit Wasser und Futter versorgt sowie auch gemolken werden. Unter Beobachtung der strengen Ausgangssperren.

Währenddessen hausten die Soldaten in der Scheuer auf Heu und Stroh mit Benutzung unseres Aborts, Soldaten mit Familienanschluss. Heikel durfte man damals nicht sein. Die Marokkaner klauten oder verlangten in den umliegenden Häusern Schmuck und vor allem Armbanduhren, auf die sie besonders scharf waren. Dies war streng verboten.

Französischer Offizier staucht die Truppe zusammen

Der französische Offizier ließ die Soldaten immer mal wieder bei uns auf dem Hof im Kreise antreten und stauchte die Truppe lauthals zusammen. Bei einer Kontrolle hatte ein schwarzer Soldat tatsächlich gleich vier Armbanduhren am Arm. Auch Übergriffe auf Mädchen und Frauen musste der Offizier unterbinden.

Ende April waren die Soldaten abgezogen, dadurch konnten mein Großvater und ich als sechsjähriger Bub das Heu zum Aufschütteln in den Garten ziehen. Dabei fand Großvater eine Handgranate im Heu. Etwa 20 Zentimeter hoch, zylindrisch mit einem halbkugeligen Abschluss.

Großvater wollte das Ding meiner Mutter und Großmutter zeigen. Beide waren am Kochen, Großvater hatte an diesem Tag seinen 73. Geburtstag, es war der 25. April 1945.

Ich auf Tuchfühlung hinterher. Auf einmal ein roter Feuerschein und Großvater lag entsetzlich zugerichtet drei Meter weg am Reisig-Schopf. Die Fenster hingen ohne Scheiben schräg am Haus.

Soldaten stürmen in voller Kriegsausrüstung herbei

Nun brach der Krieg nochmals aus. Soldaten stürmten herbei, voll in Kriegsausrüstung mit Rucksack, Stahlhelm und schussbereitem Gewehr. Großvater wurde obwohl schon tot in das Krankenhaus gekarrt, währenddessen ich als kleiner Bub von einem Offizier und dem herbeigeeiltem Bürgermeister Konrad Mager regelrecht vernommen wurde.

Es war für alle unfassbar, dass ich völlig unverletzt davongekommen war, ich musste einen tüchtigen Schutzengel gehabt haben. Bürgermeister Konrad Mager sorgte vorbildlich dafür, dass unser Haus umgehend instandgesetzt wurde.

Uns wurde gesagt, dass die Detonation fast im ganzen Dorf gehört wurde, während ich völlig unverletzt blieb. Nicht einmal einen Gehörschaden hatte ich davon getragen.