Ziegelhof-Bäcker Martin Kuttruff hadert mit der mehrmonatigen Straßensperrung. Foto: Silvia Bächle

Wegen Baustellen bleiben die Kunden weg: Bäcker Kuttruff kämpft ums Überleben. Doch das Backhaus mit Herz, Handwerk und Heimat hofft auf Unterstützung.

Seit Ende Juni ist der Ziegelhof aufgrund der Bauarbeiten zur Norderweiterung des Gewerbegebiets Breitelen-Strangen nur noch schwer zu erreichen. Er hängt quasi „am Tropf“.

 

Da die Zufahrt nach Donaueschingen über die B 27-Abfahrt Nord seit dieser Zeit gesperrt ist, fehlt weitgehend die Laufkundschaft, das sind die Berufstätigen und andere, die beim Vorbeifahren kurz anhalten, um das Brot, Weckle oder auch die hofeigenen oder regionalen Produkte zu kaufen.

Erschwerend kommt nun seit 22. September eine Komplettsperrung des Bauabschnitts hinzu. Bisher hätte Autofahrer immer wieder die Absperrung umfahren, dies werde laut Stadt nicht mehr toleriert. Auch die Radfahrer sind von dieser Vollsperrung betroffen.

50 Prozent weniger

Es gibt zwar eine Umleitungsstrecke über die Friedhofstraße und über Feldwege. Hier wurde eine Einbahnstraßenregelung eingerichtet. Die Umleitung ist aber nicht einfach zu finden. Laut Martin Kuttruff, dem Ziegelhof-Bäcker, soll die Friedhofstraße Ende Oktober zusätzlich gesperrt werden. Erst Ende November, so die Stadtverwaltung, sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein und der Ziegelhof wieder direkt anzufahren sein.

Für das Familienunternehmen Kuttruff, zu dem auch ein Bio-Bauernhof und eine Pension gehören, ist das eine lange Zeit. „Wir haben sicherlich 50 Prozent weniger Besucher und somit auch weniger Einnahmen“, informiert Martin Kuttruff.

Große finanzielle Einbußen gab es schon beim Verkauf der Erdbeeren, obwohl der Stand vom Ziegelhof weg an den Pferdekreisel verlegt wurde. Direkt im Backhaus sei der finanzielle Verlust noch wesentlich schlimmer. „Wir können nur hoffen, dass die Kundschaft auch beim schwierigen Anfahrtsweg uns unterstützt“. Zwar bäckt Martin Kuttruff derzeit weniger, „aber ich weiß nie, was verkauft wird“. Was übrig bleibt, wird als Semmelbrösel gemahlen oder für einen sozialen Zweck gespendet.

Rezept von Maria Specht

„Auch wenn es ein Umweg ist, es lohnt es sich, bei uns Brot und hofeigene Produkte wie eigenen Apfelsaft, Linsen, Haferflocken bis hin zu Ringelblumensalbe zu kaufen“, so der Appell von Martin Kuttruff, der hofft, dass der Ziegelhof trotz der langen Sperrung überleben kann.

Es war die Mutter Marga, die das Bauernbrotrezept von Maria Specht aus der Rosenstraße quasi vererbt bekam. Schon damals war das Kuttruff-Brot, im kleinen Backraum gebacken, ein Geheimtipp. 2012 übernahm Martin Kuttruff diesen Bereich und baute ihn mit Ehefrau Beate aus. 2020 wurde das neue Backhaus mit Verkaufsraum erstellt. Der Rohstoff Holz verbunden mit dem Geruch frischen Brotes, dazu die landwirtschaftlichen-regionalen Produkte und der Blick in die Backstube steht für Geschmack, Regionalität und Heimatverbundenheit.

Auch Bruder Marko – der die Landwirtschaft mit Pension übernommen hat – sei ein echter Brotbackkönner, so Martin Kuttruff. Jeden Donnerstag beginnt er mit den Vorbereitungen, nachts wird gebacken und freitags wird das duftende Brot ab 7 Uhr verkauft. Der Renner sei das Bauernbrot, gefolgt vom Dinkel mit Ölsaaten und Dinkel ohne Körner sowie das Roggensauerteigbrot.

Aus diesen Teigsorten gibt es auch Brötchen, teilweise in der beliebten Herzform. Letztere waren eigentlich nur für Muttertag und Valentinstag geplant, doch diese wurden von der Kundschaft so geliebt, dass sie heutzutage ständig im Angebot sind. Roggen, Weizen, Dinkel, Leinsamen kommt aus dem eigenen Betrieb, Kürbiskerne und Sonnenblumen werden zugekauft.

„Wir schauen, dass alles regional und nach Möglichkeit auch Bio ist“, so Kuttruff.

Der Ziegelhof

Der Name Ziegelhof
weist auf eine Ziegelei hin, so wie in Wolterdingen oder Villingen-Schwenningen. Seit 1963 steht der Ziegelhof als Inbegriff von Gastfreundschaft, Bio-Bauernhof und vor allem auch für eine Gaumenfreude.