Holger Klein nimmt zum Jahreswechsel auf dem ZF-Chefsessel Platz. Foto: ZF Group

Der 52-jährige Wirtschaftsingenieur Holger Klein tritt zum Jahreswechsel die Nachfolge von Wolf-Henning Scheider an. Der Ausdauersportler Klein gilt als technikaffin.

Der Zulieferer ZF bekommt einen neuen Vorstandschef. Zum Jahreswechsel wird Holger Klein (52) die Nachfolge von Wolf-Hennig Scheider antreten, hat der Aufsichtsrat entschieden. Ebenfalls zum Jahresende wird der langjährige Finanzchef Konstantin Sauer (62) in den Ruhestand wechseln. Sein Nachfolger soll „in nächster Zeit“ berufen werden, teilt ZF mit.

 

Klein, der von Oktober an zunächst stellvertretender Vorstandschef wird, kennt das Unternehmen bestens. Seit 2014 steht der Wirtschaftsingenieur auf der Gehaltsliste des Zulieferers aus Friedrichshafen. Klein war zuvor für die Unternehmensberatung McKinsey in Chicago tätig. Bei ZF war er etwa für die erfolgreiche Integration des US-Konzerns TRW, Anbieter von Sicherheitstechnik und Fahrer-Assistenzsysteme, zuständig. Im Herbst 2018 ist Klein, geboren in Mülheim an der Ruhr, in den ZF-Vorstand berufen worden. Dort ist der Wirtschaftsingenieur, dem tiefe technische Kompetenz nachgesagt wird und der selbst Software programmiert, für die Bereiche Pkw-Fahrwerktechnik sowie das Ersatzteilgeschäft verantwortlich.

Ein Ausdauersportler führt ZF

Zudem ist der Ausdauersportler, der den Wohnsitz in Shanghai hat und recht gut Chinesisch sprechen soll, für die Region Asien-Pazifik zuständig. ZF-Aufsichtsratschef Heinrich Hiesinger ist zuversichtlich, dass Klein „die erfolgreich angelaufene Transformation für die ZF dynamisch weiterführen und mit eigenen Impulsen ergänzen“ wird. Die Wahl von Klein sei „ein sehr gutes und wichtiges Signal nach innen und nach außen“, sagt der Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand, der bei ZF die Gesellschafterrolle einnimmt.

Die Neubesetzung des Chefsessels war nötig, weil der 60-jährige Scheider im März seinen Abschied vom Konzern angekündigt hatte. „Ich habe mich entschlossen, noch mal andere Wege zu gehen“, sagte er damals. Noch bis Ende 2022, kündigte er damals an, werde er „aktiv dazu beitragen, dass wir auch durch die aktuelle Krise gut durchkommen“. Danach wolle er sich neue Herausforderungen außerhalb der Autoindustrie suchen. Scheider, der lange Jahre bei Bosch war und anschließend an die Spitze des Zulieferers Mahle wechselte, steht seit 2018 an der Spitze von ZF. Damals war die Neubesetzung des Chefsessels nötig geworden, weil sein Vorgänger Stefan Sommer nach Querelen mit OB Brand Ende 2017 das Unternehmen verlassen hatte.

Deutliches Umsatzplus

ZF hat 2021 mit knapp 158 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 38,3 Milliarden Euro erzielt, 17 Prozent mehr als im Coronajahr 2020, als der Umsatz eingebrochen ist. 2020 war ZF – wie viele andere Zulieferer auch – tief in die roten Zahlen gerutscht. 2021 wurde ein Gewinn von 783 Millionen Euro ausgewiesen.