Die Helfer aus St. Georgen transportieren nicht nur acht Tonnen Hilfsgüter in die betroffenen Gebiete (rechts), sondern packen vor Ort auch zusammen mit anderen Freiwilligen mit an – zum Beispiel, indem sie in stundenlanger Arbeit den Garten einer Familie von Schlamm und Geröll befreien. Foto: Stockburger

"Manche Orte gibt es einfach nicht mehr. Da ist nichts mehr." Nadine Stockburger hat mit eigenen Augen gesehen, welches Unheil die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands angerichtet hat. Bis die Schäden behoben sind, ist sie überzeugt, wird es lange gehen.

St. Georgen - Zerstörte Häuser, Gärten voller Geröll und Schlamm, Eisenbahnbrücken, von denen kaum noch etwas übrig geblieben ist – "das ist ganz, ganz schlimm", sagt Nadine Stockburger. So schlimm, dass man es mit Worten kaum beschreiben kann. Und auch die vielen Bilder, die Stockburger von ihrem Hilfseinsatz mitgebracht hat, werden der Situation kaum gerecht, berichtet sie. "Man sieht hier nur Bruchteile" – das große Ganze sei noch sehr viel beängstigender.

Zusammen mit Bekannten war Stockburger vier Tage lang in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz unterwegs. Dort hat das Team aus St. Georgen nicht nur die Hilfsgüter, die man zuvor in der Bergstadt gesammelt und dann in das betroffene Gebiet transportiert hatte, verteilt, sondern auch angepackt, wo immer seine Hilfe gebraucht wurde. In Bad Münstereifel halfen die St. Georgener zum Beispiel, den Garten einer Familie von angespültem Geröll zu befreien. "Mit vielen anderen freiwilligen Helfern, die von überall herkamen und auch Einheimischen, konnten wir nach circa sechs Stunden wieder den Boden der Terrasse der Familie sehen."

Zerstörung und Verzweiflung, aber auch Zusammenhalt

Anstrengend sei das gewesen – wie der Hilfseinsatz und auch die Vorbereitung allgemein. Doch zwischen all den Anstrengungen und der Verzweiflung derjenigen, die durch das Hochwasser den Großteil ihrer Existenz verloren haben, sah Stockburger auch immer wieder eines durchblitzen: "so viel Liebe, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt". Als den Helfer beispielsweise im Garten der Familie in Bad Münstereifel nach einigen Stunden die Kraft ausging, "kamen ohne zu fragen die Jungs vom THW, die im Nachbargarten bereits Ordentliches geleistet hatten, und nahmen die Schaufeln in die Hand", berichtet Stockburger. "Unglaublicher Zusammenhalt."

Unter der heftigen Zerstörung haben die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe aber trotz aller Hilfe und allen Zusammenhalts zu leiden – auch Wochen nach den Vorfällen. Stockburger erzählt von einer Familie, die durch das Hochwasser insgesamt drei Häuser verloren hat, von einem Mann aus Laach, der dringend ein Aggregat benötigte, um nach Ewigkeiten endlich wieder Strom zu haben, und davon, wie es in den Gemeinden, die es mit am härtesten getroffen hat, aussieht.

In einigen Städten fehlt noch immer die Grundversorgung

Bad Münstereifel sei beispielsweise komplett zerstört, berichtet sie. "Es gibt im Ortskern keine Geschäfte und keinen Wohnraum mehr." Und auch in Laach sei die Situation schlimm. "Was wir dort zu sehen bekamen entzieht sich jeglicher Vorstellungskraft. Dieser Ort ist kein Ort mehr. Es steht nichts mehr." Stockburger kennt die Gemeinde und die Weinberge, die sie umgeben, war dort selbst im vergangenen Jahr noch wandern. Doch was sie bei ihrem jüngsten Besuch sah, habe sie schockiert. "Der ganze Ort ist in Staub und Dreck eingehüllt" und kaum mehr wiederzuerkennen.

Was aus Sicht der St. Georgenerin besonders schlimm ist: "In einigen Städten ist noch immer nichts gemacht", berichtet Stockburger. "Da gibt es kein Wasser, keine Post. Das sind Dinge, die sind für uns eigentlich selbstverständlich. Und je länger das so weitergeht, desto schlimmer wird es noch." Stockburger ist überzeugt: "Das gerade ist erst ganz der Anfang. Das wird sich noch über Jahre ziehen."

Deshalb ist für die St. Georgenerin klar: Sie will weiter helfen. Der nächste Hilfseinsatz ist bereits für Anfang September geplant; die Lastwagen sind bestellt. Und auch die Gründung eines Vereins steht im Raum. Denn Stockburger und ihre Bekannten wollen den Betroffenen der Hochwasserkatastrophe langfristig helfen.

Wer das Projekt unterstützen möchte, sollte sich vorab direkt mit Nadine Stockburger unter der E-Mail-Adresse haende-die-einander-helfen@gmx.de in Verbindung setzen. Denn nicht alle Hilfsgüter werden aktuell schon benötigt. Zum Beispiel kann den Betroffenen der Flutkatastrophe vor allem mit Essen, Getränken sowie Baby- und Tiernahrung geholfen werden. "Sachen, die man zum Überleben braucht", sagt Stockberger. Auch Stromaggregate oder Raumlüfter wollen die Helfer bei ihrem nächsten Transport im September mit in die betroffenen Regionen nehmen. Kleidung wird hingegen aktuell keine mehr benötigt. Denn die Lager sind voll und die vielen in Notunterkünften lebenden Menschen haben nur einen sehr begrenzten Platz zur Verfügung. Zudem sucht Stockburger Mitstreiter von Handwerksbetrieben. Denn für den Aufbau der zerstörten Gebäude werden neben dem nötigen Material auch Arbeitskräfte gebraucht.