Am kommenden Montag fällt der Startschuss zum Zensus 2022. Auch in Albstadt schwärmen die Erhebungsbeauftragten aus, 35 an der Zahl. 900 Anschriften sind abzuklappern; bis Ende Juli werden rund 4200 Personen befragt.
Albstadt - Unangekündigt kommt keiner: Die sogenannten Vorbegehungen haben bereits begonnen; die Stadt lässt überprüfen, ob die Namen an den Briefkästen stimmen, und die Nachricht mit dem Besuchstermin per Post zustellen: An diesem Tag und zu dieser Stunde werden ihre Emissäre kommen, klingeln und das Gespräch mit den Hausbewohnern suchen, um deren Daten zu erheben.
Die Adressen wurden per Stichprobe gezogen; innerhalb eines Hauses – und sei es auch "Max" oder Moritz", eines der Hochhäuser in der Sigmaringer Straße – werden alle Bewohner zur Befragung herangezogen und sind auskunftspflichtig.
Die Teilnahme ist verbindlich
Wer am Stichtag nicht kann, der sollte es die Stadt Albstadt und deren "Zensus-Stabsstelle" wissen lassen, damit ein alternativer Termin für einen Besuch oder eine Online-Befragung vereinbart werden können. Die Teilnahme am Zensus ist verbindlich; die Weigerung, Fragen zu beantworten, oder Versuche, sich ihnen durch Ausweichmanöver zu entziehen, werden als Verstöße gegen das Ordnungsrecht angesehen und entsprechend geahndet.
Wer beim ersten Besuch des Erhebungsbeauftragten nicht öffnet – sei es, weil er nicht will, sei es, weil er die schriftliche Nachricht nicht empfangen hat und aushäusig ist, erhält eine weitere Chance in Gestalt eines neuen Termins; wenn der wieder platzt, nimmt das Verfahren seinen Gang. Kein Erheber ist verpflichtet, sein Glück mehr als zweimal zu versuchen.
35 Interviewer sind im Einsatz
Das ist auch nachvollziehbar: Das Pensum der 35 – es handelt sich ausschließlich um Freiwillige, von denen etliche städtische Mitarbeiter, viele auch "Veteranen" des Zensus 2011 sind – ist nicht ohne: Zwischen 100 und 150 Personen muss jeder interviewen: In einer ersten Runde wird nach Name, Geschlecht, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Familienstand und Wohnstatus – Haupt oder Nebenwohnsitz – gefragt, in einer zweiten nach Bildungsabschluss, Berufstätigkeit und ähnlichen Daten.
Diese zweite Fragerunde absolvieren Frager und Befragter nicht mehr im persönlichen Gespräch – das durchaus auch im Treppenhaus stattfinden kann; niemand ist verpflichtet, den Interviewer in seine Wohnung zu lassen, wenn er nicht will – ; vielmehr füllt der Befragte einen Bogen aus, entweder einen aus Papier oder einen digitalen.
Der Stadt ist aus ökologischen, vor allem aber arbeitsökonomischen Gründen die zweite Variante lieber; das Eintippen ins System kostet zusätzliche Zeit. Je höher der Anteil der digitalen Fragebögen ist, desto besser – Bettina Aicher-Frech, die Leiterin der Zensus-Stabsstelle, hofft auf 70 Prozent, aber sicher sein kann sie sich nicht. Es gibt keine Erfahrungswerte; beim letzten Zensus vor elf Jahren gab es die digitale Option noch nicht.
Auch der Flüchtling wird berücksichtigt
Bei den Haushaltsbefragungen wird ausdrücklich jeder Bewohner berücksichtigt, auch der ukrainische Flüchtling, der vorübergehend untergekommen ist. Pass und Herkunft spielen keine Rolle, die Erhebungsbeauftragten – die eigens für ihre Aufgabe geschult wurden – führen Smartphones mit Übersetzungsfunktion im Gepäck.
Zusätzlich zu den nach dem Zufallsprinzip ermittelten Haushalten werden sämtliche Albstädter "Sonderbereiche" berücksichtigt; damit sind Gemeinschaftsunterkünfte wie Pflege- und Studentenwohnheime gemeint. Zu den 4200 Befragten aus den Haushalten kommen auf die Weise weitere 600 hinzu. Der Stadt Albstadt ist jeder lieb und wert – je mehr Einwohner sie vorweisen kann, desto besser, denn über Schlüsselzuweisungen, EU-Fördermittel oder den Länderfinanzausgleich bringt ihr jeder einzelne im Schnitt 1500 Euro ein. Wenn der Zensus am Ende zum Ergebnis gelangt, dass eine Gemeinde weniger Einwohner hat als bisher angenommen, dann kann es bitter für die Kämmerei werden – nicht selten wird dann geklagt.
Name und Anschrift werden abgetrennt
Apropos Klage: Seit einem Verfassungsgerichtsurteil zur großen Volksbefragung der 1980er-Jahre müssen Name und Anschrift des Befragten vor der Erhebung von den übrigen Daten abgetrennt werden; letztere dürfen nicht personalisiert werden und dienen nur statistischen Zwecken.
Oberbürgermeister Klaus Konzelmann schließt dennoch nicht aus, dass es Datenverweigerer geben wird, die Vater Staat nicht über den Weg trauen. Oder auch dem Unbekannten vor der Tür, der so neugierig ist. "Die Leute sind misstrauisch. Kann man ihnen auch nicht verdenken in Zeiten, in denen Enkel- und Polizistentrickser ihr Unwesen treiben."