Die Comedians Michael Schulig und Michael Gaedt (von links) mit ihren Hunden auf dem Marienplatz im August 2012: Ein solches Bild wird es in diesem Jahr nicht geben. Foto: Peter-Michael Petsch

Zwei Jahre in Folge hat die Kleine Tierschau den Marienplatz im Sommer in eine schräge Zirkusbühne samt Biergarten verwandelt. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten wird es in diesem Jahr keine Neuauflage geben.

Stuttgart - Die Internetseite der Kleinen Tierschau verbreitet noch Optimismus. „Wer Tickets möchte, muss sich noch gedulden – wir arbeiten an einer Neuauflage für 2013“ heißt es da neben einem Luftbild des Zelts auf dem Marienplatz. Doch hinter den Kulissen steht längst fest: In diesem Jahr wird auf dem Marienplatz im Stuttgarter Süden keine Comedy-Bühne aufgebaut und auch kein Bier gezapft. Tierschau-Manager Arne Beyer bestätigte am Freitag unserer Zeitung, dass die Show abgeblasen ist. „Ich liebe dieses Zelt, deshalb tut es mir persönlich weh, dass es dieses Jahr nicht stattfinden wird.“ Die Protagonisten selbst halten sich bedeckt. „Ich kann ihnen zu diesem Thema gar nichts sagen“, so Comedian Michael Gaedt. So kurz angebunden ist der Berufsspaßmacher sonst selten.

Letztlich war es wohl die mangelnde Unterstützung aus dem Bezirksbeirat, die den Ausschlag gab. „Es müssen alle an einem Strang ziehen, sonst funktioniert es nicht – dafür ist es ein zu großes und kompliziertes Ding“, sagt Beyer. Obwohl die Kleine Tierschau in diesem Sommer mit einem breiteren und etwas verkürzten Programm aus Comedy, Lesungen, Tanz und Theater antreten wollte, gab es in der Sitzung des Beirats Anfang Februar viele kritische Nachfragen. „Die Tierschau nimmt nur ein Viertel bis Drittel der Zeit ein – über die restliche Nutzung wissen wir wenig“, monierte etwa Roland Petri (CDU). Immer wieder wurden dem Comedy-Duo, zu dem neben Michael Gaedt auch Michael Schulig zählt, Auflagen bei Lärm und Dauer gemacht.

Bezirksvorsteher Rupert Kellermann (Grüne) bedauert die Entscheidung des Tierschau-Managements. „Schade, dass es so gekommen ist.“ Auch er nennt als mögliche Gründe die Schwierigkeit, eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen. „Ein hochwertiges, rundes Programm zu stemmen ist nicht so einfach“, sagt Kellermann. Das wirtschaftliche Risiko sei wegen der „enorm teuren“ Infrastruktur auf dem Marienplatz groß. Vom Klohäuschen bis zur Garderobe muss alles vom Veranstalter organisiert werden. Städtische Zuschüsse gibt es keine. Zudem verweist Kellermann auf das schwierige Umfeld. Immer wieder hatten Anwohner in der Vergangenheit Lärmbelästigung befürchtet.

Ruhe rund um den Marienplatz

Doch nicht für alle ist die Absage eine schlechte Nachricht. „Ich halte eine Reihe von kleineren Kulturveranstaltungen mit der Dauer von ein bis zwei Tagen für sinnvoller“, sagt etwa Eric Preußker (SPD) – und stellt die Frage, ob die Kleine Tierschau überhaupt noch so nachgefragt sei. „Zum Jubiläum vor zwei Jahren war das in Ordnung, ob es im dritten Jahr hintereinander wieder so voll wird, wage ich zu bezweifeln.“

Jetzt haben zumindest die Anwohner rund um den Marienplatz im August ihre Ruhe. Ob dies auf Dauer so bleiben wird, steht noch nicht fest. Bezirksvorsteher Rupert Kellermann jedenfalls wünscht sich eine Neuauflage von „Menschen Tierschau Sensationen“ für das folgende Jahr. „Wir sind mit dem Veranstalter gut gefahren“, sagt er. Dieser habe sich immer an die Abmachungen gehalten. Außerdem sei der Marienplatz ein urbaner, städtischer Platz, auf dem durchaus Betrieb vorgesehen sei. Von Montag an will er sich daher um das Programm 2014 kümmern. Bei Arne Beyer rennt er damit offene Türen ein. „Wir als Veranstalter wollen es mit einem offenen Konzept nochmals versuchen und hoffen, dass dann alle das Gleiche wollen.“