Trotz Kritik, Warnungen vor Unfällen und Hinweisen auf gesundheitliche Probleme bleibt es dabei: In Deutschland wird zweimal pro Jahr an der Uhr gedreht. Dabei schien eine Abschaffung schon so nah.
Zweimal im Jahr kommt das kurze Grübeln: Wie war das noch gleich mit der Zeitumstellung? - Fast drei Viertel der Erwachsenen in Deutschland wissen nach einer aktuellen Umfrage aber, dass die Zeiger am Sonntag von 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurückgedreht werden. 72 Prozent sind sich bei der repräsentativen Abfrage des Forschungsinstituts Yougov sicher, dass für die Winterzeit zurückgestellt werden muss. 12 Prozent der Befragten gehen aber vom Gegenteil aus und weitere 12 Prozent räumen ihre Unsicherheit ein.
Es bleibt dabei: Seit der Wiedereinführung der Sommerzeit 1980 in Deutschland endet diese jeweils am letzten Sonntag im Oktober mit der Zurückstellung der Uhren. Für einen reibungslosen Ablauf sorgen ganz unaufgeregt die Experten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. „Es dürfte alles laufen wie gewohnt, wir sind gut vorbereitet“, sagte Dirk Piester, Leiter der Arbeitsgruppe Zeitübertragung bei der Behörde in Niedersachsen, der Deutschen Presse-Agentur.
Hätte die Zeitumstellung nicht längst Geschichte sein sollen?
Aber hätte die Zeitumstellung nicht längst Geschichte sein sollen? 2018 befragte die EU-Kommission Europas Bürger. Mit 84 Prozent sprach sich die klare Mehrheit in der nicht-repräsentativen Untersuchung gegen die Umstellung aus. Daraufhin verkündete der damalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker noch im selben Jahr deren Ende.
Doch bevor das Ende tatsächlich besiegelt werden kann, müssten sich die EU-Länder darauf einigen, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen. Weil es dazu keine Einigung gibt, liegt das Thema seit Jahren doch wieder auf Eis. Auch die aktuelle ungarische EU-Ratspräsidentschaft wird das Thema nicht vorantreiben, wie sie auf dpa-Anfrage bestätigte.
Erhöhte Chance, mit Wildtieren zu kollidieren
Mit der doppelten Umstellung bleiben auch Kritik und Warnungen vor den Auswirkungen erhalten. Die Deutsche Wildtier Stiftung verweist darauf, dass Anfang November die Zahl der Wildunfälle steige, weil viele Pendler dann vor allem in der Dämmerung unterwegs seien. „Durch die Zeitumstellung verlagert sich die Hauptverkehrszeit der Menschen in die Hauptaktivitätsphase der Wildtiere“, heißt es von der Stiftung.
Auch der ADAC rät zu erhöhter Vorsicht, weil rechnerisch alle zwei Minuten ein Auto in Deutschland mit Rehen und anderen Wildtieren kollidiert. Besonders viele Wildunfälle ereignen sich in den Monaten April und Mai sowie zwischen Oktober und Dezember, teilte der Autoclub mit Verweis auf die Wildunfall-Statistik des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV) mit.
Nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit
In Großbritannien forderte die britische Schlafgesellschaft in dieser Woche die Abschaffung der Zeitumstellung. Für ihre Empfehlung verweisen die Autoren auf wissenschaftliche Belege für nachteilige Auswirkungen etwa auf die Gesundheit. Die Wissenschaftler betonen die Bedeutung des Schlafes für das Wohlbefinden, was durch die erzwungenen Umstellungen gestört werden könne.
In Deutschland ergab eine aktuelle Umfrage, dass wegen der Zeitumstellung mehr Frauen als Männer an gesundheitlichen Problemen wie Schlafstörungen oder Abgeschlagenheit leiden. 37 Prozent der Frauen äußerten sich entsprechend in einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit. Bei den Männern waren es 22 Prozent, wie die Krankenkasse mitteilte.
Das Hauptsymptom der Betroffenen ist Müdigkeit. 81 Prozent aller Befragten mit gesundheitlichen Problemen hätten bereits darunter gelitten. 64 Prozent gaben Schlafprobleme an, fast jeder Zweite kann sich demnach schlechter konzentrieren (48 Prozent). Bereits jeder und jede Fünfte sei nach der Zeitumstellung zu spät zur Arbeit gekommen. Im Vergleich zum Vorjahr ist nach DAK-Angaben die Zahl derjenigen, die bereits gesundheitliche Probleme nach der Zeitumstellung hatten, um drei Prozentpunkte gesunken.