Die Bundesagentur für Arbeit hat ihre Vermittlungspraxis überarbeitet und damit auf die Kritik des Bundesrechnungshofs reagiert. Eine Absage erteilt sie der Zeitarbeit aber nicht.
Stuttgart - Zeitarbeiter verdienen weniger als die Stammbeschäftigten, und jeder zweite Einsatz dauert nur drei Monate. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) bemüht sich daher seit einem Jahr, weniger Arbeitslose in diese Branche zu vermitteln. „Wir haben die Hinweise des Bundesrechnungshofs aufgenommen und unter anderem das Zielsystem weiterentwickelt“, sagte Raimund Becker, BA-Vorstandsmitglied, unserer Zeitung. In einem internen Bericht, der unserer Zeitung vorliegt, werfen die Rechnungshüter der BA vor, ihren Mitarbeitern so hohe Ziele zu setzen, dass sie diese nur erfüllen können, wenn sie massenhaft Arbeitslose in die umstrittene Zeitarbeitsbranche vermitteln.
Bei den Zielvorgaben werde nun stärker die Nachhaltigkeit einer Stellenbesetzung bewertet, sagte Becker. „Nachhaltig ist eine Stellenbesetzung für uns, wenn die Menschen nach sechs Monaten immer noch im vermittelten Job arbeiten.“
Seit 2011 hat die BA den Anteil der Arbeitslosen, die in die Zeitarbeit vermittelt werden, von 37 auf 31 Prozent gesenkt. Kritikern ist das zu wenig. Jedoch: „Beim Thema Zeitarbeit müssen wir die Realität des Marktes sehen“, sagte Becker. „So kommen in unseren örtlichen Arbeitsagenturen 30 bis 50 Prozent der gemeldeten Stellen aus der Arbeitnehmerüberlassung.“
Auch Christian Rauch, Chef der baden-württembergischen Regionaldirektion der BA, hält an der Zeitarbeit fest. „Würden wir die Zeitarbeit nicht mehr bedienen, würden wir vielen Menschen eine Chance verbauen“, so Rauch. Es gebe Betriebe wie Daimler, die zum großen Teil Mitarbeiter einstellten, die sie bereits aus der Zeitarbeit kennen würden. „Der Autobauer hat vor kurzem 250 Menschen eingestellt, davon kamen über 90 Prozent aus der Zeitarbeit“, sagte Rauch.