Der Pollenflug ist in vollem Gange –und sorgt für juckende Augen und gereizte Nasen. Experten erklären, wie die Heuschnupfen-Situation in der Region aussieht und was Betroffene tun können.
Die Sonne scheint und Bäume, Gras und Blumen blühen: Für die Meisten das perfekte Wetter, um im Spätfrühling Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Doch für einige Menschen bedeuten die vielen Pflanzenpollen in der Luft – begünstigt durch das gute Wetter – gesundheitliche Probleme und Stress. Laut dem Allergieinformationsdienst des Deutschen Forschungszentrums für Gesundheit und Umwelt wird bei 15 Prozent der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens von Ärzten ein Heuschnupfen diagnostiziert.
Das scheint sich auch in den Apotheken der Region zu zeigen: „Es ist im Frühjahr immer sehr stark“, sagt Annette Ising von der Apotheke am Lahrer Storchenturm. Die Pollenblüte – und damit der Verkauf von Heuschnupfenmedikamente – fange immer früher an: In diesem Jahr knapp vier Wochen früher als noch vor fünf bis zehn Jahren, so Ising. So würden Haselsträucher oft schon im Februar blühen. In der Ettenheimer Rohan-Apotheke sei das Niveau beim Verkauf von Heuschnupfenmedikamenten wie im Vorjahr, so Inhaber Christian Weber. Aber generell steige die Nachfrage Jahr für Jahr.
Diese Tendenz gibt es nicht überall: „Eher das Gegenteil“, findet Michael Wißner, Inhaber der Lahrer Schlüssel-Apotheke. Es sei im Frühling recht kühl und niederschlagsreich gewesen, was die Pollen aus der Luft wasche. Laut Frederic Bähr, dem Inhaber der Alemannen-Apotheke in Friesenheim, sei die Nachfrage wieder normal, nachdem sie in den letzten Jahren wegen Corona etwas eingebrochen sei – auch weil die Leute Masken getragen hätten.
Lahrer Ehrenamtlicher sammelt Pflanzendaten
Welche Pollen in der Region unterwegs sind und wann sie die Luft unsicher machen, misst das Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes in Freiburg. Christina Endler ist eine der sechs Meteorologen vom Dienst, die mit fünf weiteren Mitarbeitern Pollenvorhersagen erstellen. Dazu gibt es nicht nur eine Pollenmessstation auf dem Dach des Zentrums, sondern vielerorts auch Ehrenamtliche, die Daten unter anderem zum aktuellen Entwicklungsstand verschiedener Pflanzen sammeln. Auch in Lahr ist ein Ehrenamtlicher aktiv, der etwa festgestellt hat, dass dort das Wiesen-Fuchsschwanz-Gras seit dem 1. Mai blüht.
Die Pollenmessstation in Freiburg wird montags, mittwochs und freitags ausgewertet, der Pollenflug gemessen und Vorhersagen mit mindestens einem Tag Vorlauf erstellt. Die Wetterentwicklung fließt auch in die Vorhersagen ein, denn Pollenflug ist „maßgeblich vom Wetter abhängig,“ insbesondere davon, ob es Regen gibt. Laut der Meteorologin sind die Vorhersagen auch für Lahr repräsentativ. In den kommenden Wochen werden die Gräser besonders stark blühen, während Birken- und Eschenpollen abklingen, erklärt Estler. Doch wie können Betroffene ihr Leiden mildern? Die Meteorologin empfiehlt, draußen eine Kopfbedeckung und Sonnenbrille zu tragen, damit die Augen und Schleimhäute weniger gereizt werden: die Pollen bleiben an den Kleidungsstücken hängen.
Haare auswaschen und Sonnenbrille helfen
Aus dem selben Grund solle man Wäsche nicht draußen trocknen. Außerdem empfiehlt sie, bei Regen zu lüften, aber erst 20 bis 30 Minuten nach Niederschlagsbeginn. Denn Pollen aus höheren Luftschichten werden durch den Regen in Richtung Boden transportiert. Öffnet man das Fenster zu früh, droht eine böse Überraschung.
Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst weist darauf hin, dass man Pollen in seinen Haaren und auf der Kleidung nach Hause trägt. „Sie sammeln sich dann in der Bettwäsche.“ Er empfiehlt deshalb nicht nur, sich nach der Heimkehr die Haare auszuwaschen, sondern es zu vermeiden, Straßenkleidung ins Schlafzimmer zu bringen. Laut Werchan hilft es auch, den Fußboden und Oberflächen feucht abzuwischen. Zudem gebe es Luftreiniger, die Pollen aus der Raumluft herausfiltern können.
Info – Asthmarisiko
Unbehandelt kann Heuschnupfen zu ernsthaften, oft chronischen Folgeerkrankungen wie Asthma führen, so die Webseite des Allergieinformationsdienstes. Laut der Krankenkasse DAK erkranken 40 Prozent aller unbehandelten Allergiker irgendwann an allergischem Asthma, doch gerade bei Heuschnupfen könne man das mit einer Hyposensibilisierung verhindern.