Ganz vorsichtig - Beate Grupp vom Auktionshaus Hohenstaufen präsentiert am in Göppingen ein Märklin Schiffsmodell der "Augusta Victoria". Foto: dpa

Die Modellbau-Szene war entsetzt, als Diebe vor genau zehn Jahren das Märklin-Museum ausräumten. Eins der damals geraubten Prunkstücke kommt jetzt in Göppingen unter den Hammer.

Göppingen - Zehn Jahre nach dem Einbruch ins Museum des Modellbauers Märklin in Göppingen werden Erinnerungen an den spektakulären Millionen-Raub bei einer Auktion wach: Am kommenden Mittwoch wird das 1,20 Meter lange Blechmodelldampfer „Augusta Victoria“ versteigert. Das Prunkstück war in der Nacht zum 18. Januar 2005 zusammen mit weiteren 183 teils wertvollen Exponaten im Gesamtwert von 1,7 Millionen Euro gestohlen worden und tauchte Wochen später an der italienisch-slowenischen Grenze in einem Kofferraum wieder auf. Der Leihgeber von einst hat es jetzt in die Auktion gegeben. Das Ausgangsgebot wird eine sechsstellige Summe sein, hieß es im Auktionshaus Hohenstaufen in Göppingen.

„Märklin wurde die Geschichte geraubt“, lautete damals die erste Reaktion des Unternehmens, als der Diebstahl entdeckt wurde. Wie in einem Film war ein Trio in der Nacht in das Haus eingestiegen. Wohl schon Tage zuvor hatten sie die Alarmanlage manipuliert, so dass sie in den Tagen vor der Tat mehrfach scheinbar grundlos ansprang und abgeschaltet wurde. In der Tatnacht gelangten die Diebe über ein Flachdach ins Museum. Um ganz sicher zu gehen, sprühten sie Sirene und Blinklicht der Alarmanlage mit Bauschaum aus, wie sich der damalige Museumsleiter Roland Gaugele erinnerte.

Diebe sackten auch das "Storchenbein" ein

Neben der „Augusta Victoria“ sackten die Diebe auch das „Storchenbein“ ein, die erste Lokomotive der Modellbaugeschichte. Sie war zwar nicht das wertvollste Stück des Raubs, jedoch für die Firma von unschätzbarem Wert. 184 annähernd fabrikneue Stücke der Firmengeschichte waren weg - abtransportiert in einem Lastwagen.

Rund 80 Prozent der Beute wurde sechs Wochen nach der Tat in Wien beschlagnahmt, bei einem fingierten Aufkauf von Interpol. Durch einen Zufall gingen zwei Täter wenig später der italienischen Polizei ins Netz: Sie fuhren zu schnell und fielen einer Streife auf, die eigentlich nach einer Schleuserbande suchte. In ihrem Kofferraum lag die „Augusta Victoria“.

2006 kam es zum Prozess gegen die Räuber von damals: Ein damals 33 Jahre alter Mann wurde als „Triebfeder und der Spiritus Rector“ des spektakulären Einbruchs wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Ein Komplize bekam viereinhalb Jahr Haft, der dritte Angeklagte eine Bewährungsstrafe. Viele Diebesstücke kamen zurück ins Museum, die „Augusta Victoria“ ging aber zurück an den Leihgeber, der sie nun zur Versteigerung ins Auktionshaus gab.