Die Nutzung von Bargeld sinkt langsam aber stetig. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Nach einem kräftigen Einbruch zu Beginn der Coronapandemie haben Münzen und Scheine weiter an Bedeutung verloren.

Trotz eines deutlichen Rückgangs im Zuge der Coronakrise werden die meisten Zahlungen in Deutschland noch immer mit Bargeld beglichen. Bei 58 Prozent der Transaktionen griffen die Bürger 2021 zu Scheinen oder Münzen, heißt es in einer am Mittwoch von der Bundesbank veröffentlichten Studie. Bei der letzten großen Erhebung 2017 hatte der Anteil der Barzahlungen mit 74 Prozent noch weitaus höher gelegen. Bereits im ersten Coronajahr 2020 registrierte die Bundesbank einen Rückgang auf 60 Prozent.

 

Bezogen auf den Umsatz liegt der Bargeldanteil mittlerweile nur noch bei 30 Prozent. 2017 betrug er 48 Prozent.

Verbraucher kaufen verstärkt online

Ein Grund für den Rückgang sei, dass die Menschen mehr im Internet einkauften, sagte der für den Zahlungsverkehr zuständige Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz. Der Studie zufolge entfielen 24 Prozent der Umsätze auf den Onlinehandel – 2017 waren es nur sechs Prozent gewesen. Die Erhebung erfolgte im Herbst 2021, als im stationären Einzelhandel noch Maskenpflicht herrschte. Befragt wurden 5870 Bundesbürger, etwa 4200 davon führten zusätzlich drei Tage lang ein Zahlungstagebuch.

Der für die Bargeldversorgung zuständige Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann hält für möglich, dass die Nutzung von Münzen und Scheinen in diesem Jahr wieder etwas steigt. Zum Einen sei während des Ausfalls tausender Kartenlesegeräte um Fronleichnam die Bargeldnachfrage gestiegen, sagte Beermann. Auch werde es dieses Jahr vermutlich wieder mehr Jahrmärkte und Weihnachtsmärkte geben, wo traditionell mit Bargeld gezahlt wird.

Kartenzahlungen sind deutlich einfacher geworden

Allerdings haben viele kleine Geschäfte in den vergangenen Jahren Kartenlesegeräte angeschafft, wie Balz hervorhob. Bei seinem Bäcker beispielsweise seien Kunden vor der Pandemie schief angeguckt worden, wenn sie mit Karte zahlen wollten. „Heute ist es umgekehrt, heute wird man krumm angeguckt, wenn man eben nicht die Karte oder das Mobiltelefon zückt.“

Beermann betonte, Bargeld bleibe in Deutschland und Europa das einzige gesetzliche Zahlungsmittel. In die Entscheidungen einzelner Unternehmen mische sich die Bundesbank aber nicht ein.

Unter den Umfrageteilnehmern erklärten 39 Prozent, seit Ausbruch der Coronapandemie seltener bar zu zahlen. Als Grund dafür nannten 76 Prozent, dass viele Geschäfte um Kartenzahlung bäten. Fast genauso viele (69 Prozent) wiesen allerdings auch darauf hin, dass bargeldloses Zahlen einfacher geworden sei. Neben der Zunahme von Kartenlesegeräten im Einzelhandel trug dazu auch bei, dass bei kontaktlosen Kartenzahlungen für Beträge bis 50 Euro seit 2020 keine Geheimzahl mehr eingegeben werden muss. Davor hatte die Obergrenze bei 25 Euro gelegen.

Die Ladenkasse ersetzt zunehmend den Geldautomaten

Gleichwohl werden kleinere Beträge bis 20 Euro immer noch ganz überwiegend mit Münzen und Scheinen bezahlt, wie die Bundesbank-Studie zeigt. Bei Beträgen zwischen 20 und 50 Euro werden Bargeld und unbare Zahlungsmittel ungefähr gleich häufig genutzt.

Deutlich zugenommen haben in den vergangenen Jahren Bargeld-Abhebungen an der Ladenkasse: Laut Bundesbank-Studie nutzen mittlerweile 34 Prozent der Verbraucher diese Möglichkeit, 2017 waren es nur elf Prozent. Das EHI Retail Institute, die Forschungseinrichtung des Einzelhandels, kritisierte unterdessen die für das Verfahren anfallenden Gebühren. „Für diesen Service des Händlers werden für große Unternehmen der Branche auf den ausgezahlten Betrag Gebühren an die Kreditwirtschaft im Mittel von 0,13 Prozent“ fällig, schrieb das Institut. Der Handel hält diese Kompensation allerdings für nicht gerechtfertigt, weil der Cashback-Service eine Entlastung der Kreditwirtschaft bedeutet. Diese hat dadurch nämlich die Möglichkeit, vermehrt Geldausgabeautomaten abzubauen und Kosten zu reduzieren.