Seit 150 Jahren ist der Stadtpark im Besitz der Stadt Lahr. Um das zu feiern, wurde nun im Untergeschoss der Villa Jamm eine Ausstellung zur Geschichte der grünen Oase eröffnet. Hier erfahren Gäste, dass es der Rosengarten auf ein Ravensburger-Puzzle geschafft hat und dass Kinderwagen einst verboten waren.
Als Christian Wilhelm Jamm, ein wohlhabender Bürger Lahrs, am 7. Mai 1875 verstarb, rechnete keiner damit, dass die Stadt auf den Tag genau 150 Jahre später zu einem Festakt laden würde. Doch in seinem noch am Todestag eröffneten Testament hatte der Geschäftsmann seine Geburtsstadt als Universalerbin eingesetzt – und verfügt, dass sein Park als öffentlicher Stadtgarten zu erhalten und zu entwickeln sei. Seitdem haben viele Generationen den sich stets wandelnden Park mit seinen Tiergehegen, dem Rosengarten oder dem Spielplatz für sich entdeckt.
Das ganze Jahr über laufen Veranstaltungen zum Jubiläum. Im Nachgang des Festakts im Obergeschoss der Villa Jamm wurde eine Ausstellung des Freundeskreises Lahrer Stadtpark über die Anlage und ihren Stifter im Untergeschoss eröffnet.
Sechs Stadtgärtner haben ihre Spuren hinterlassen
Für einen gelungen Auftakt sorgte das Ensemble Chrysanthema der Musikschule. Über den Abend verteilt präsentierten Enrico Sinner, Alisa Benner und Lia Benner drei Stücke. 2023 hatten die Jungmusiker beim Internationalen Wettbewerb für Klavier zu sechs und acht Händen in der Bayrischen Musikakademie Marktoberdorf den zweiten Platz geholt.
In seinem Grußwort ging Fabian Roßmanith auf die Bedeutung des Parks ein. Für den Leiter der Abteilung Grün und Umwelt ist die Anlage Teil seines Arbeitsplatzes. Er spricht von einem „tollen Juwel“, das es zu hegen und zu pflegen gelte. Ein Stadtpark in dieser Größe und Schönheit, mit seinen exotischen und alten Bäumen, sei etwas Besonderes. Er kenne keine zweite deutsche Stadt mit 50 000 Einwohnern, die einen solchen Park habe. „Das macht mich besonders stolz“, so Roßmanith.
OB Markus Ibert betonte in seine Festrede, dass sechs Generationen von Stadtgärtnern ihre Spuren im Park hinterlassen hätten. Nur ein kleiner Teil dessen, was die Anlage heute ausmache, stamme aus der Zeit um 1860, in der Jamm den Garten anlegen ließ. Der Park habe sich stets verändert und erweitert. Jamm habe ihn der Stadt unter Aufsicht des Gemeinderats vermacht. Rund eine Million Euro stelle man jährlich aus dem Haushalt der Stadt zur Verfügung, so Ibert.
Präsent in der Welt der Modelleisenbahnen
Der Förderverein der Stadtparkfreunde unterstütze die Entwicklung der Anlage auf vielfältige Weise. Aktuell hat der Verein 900 Mitglieder. „Was für ein Erfolg“, freut sich Ibert.
Nach einem Austausch bei Gugelhupf und Getränken ging es in die Ausstellung. „Da erinnere ich mich noch dran“, war aus mancher Ecke zu hören. Die Ausrichter der Schau haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine gartengeschichtliche Einordnung der grünen Oase zu liefern, Jamm zu beleuchten und zu zeigen, was den Park ausmacht.
Im Vorfeld waren Lahrer aufgerufen worden, Kindheitserinnerungen mit Fotos des berühmten Krokodils auf dem Spielplatz einzureichen. Aus diesen wurde eine Collage geschaffen. „Es gibt in Lahr wohl kein anderes Spielgerät, das auf eine so lange Geschichte zurückblicken kann wie die Krokodilschaukel im Lahrer Stadtpark“, heißt auf einer Infotafel. Doch wie viele Jahre das Stück schon auf dem grünen Buckel hat, konnten die Stadtparkfreunde nicht herausfinden.
Dass es mit der Kinderfreundlichkeit nicht immer soweit her war, zeigt eine weitere Infotafel: So habe Jamms Testament Kindern ohne Aufsicht den Parkbesuch verboten, zudem erließ die Stadt einst ein Kinderwagenverbot. An anderer Stelle zeigte sich aber, wie der Stadtpark Kinder auch glücklich machen kann: So hat der Spielehersteller Ravensburger vor Jahren ein 1000-Teile-Puzzle mit einem Motiv aus dem Rosengarten auf den Markt gebracht. Hinter der Vitrine ist es halb fertig zu betrachten. Zudem hat der Park in Form des kleinen Musikpavillons als Baumodell Einzug in die Welt der H-0-Modelleisenbahnen des Herstellers Faller gehalten.
Während an einer Stelle ein hölzerner Hirsch mit der Aufschrift „Stadtpark“ thront, faucht an einem anderen Ort ein Leopard die Gäste an. Die Villa Jamm beherbergte über Jahre ein Naturalienkabinett mit vielen Tierpräparaten.
Neben der Ausstellung gibt es eine ganzjährige Bilderausstellung im Park mit 150 Aufnahmen aus 150 Jahren. „Das lässt die Vergangenheit mit der Gegenwart verschmelzen“, so Roßmanith. Zudem sind über den Park gezeichnete Bilder verteilt, auf denen Jamm und sein Gärtner im comichaften Zwiegespräch abgebildet sind.
Ausstellung und Buch
Die Ausstellung hat von Mai bis Oktober donnerstags und freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Zur Geschichte des Parks hat Historiker Walter Caroli unter dem Titel „Perle des Jamm’schen Vermächtnisses“ ein Buch veröffentlicht. Dieses gibt’s im Handel für zehn Euro. Das weitere Programm findet sich im Netz unter www.lahr.de/150-jahre-stadtpark-lahr.245828.htm. Ein Flyer liegt unter anderem im Park, im Bürgerbüro und in den Ortsverwaltungen aus.