Trotz einzelner Anstiege bei Diebstählen und Einbrüchen liegt die Region in der Kriminalitätsstatistik weit hinten. Die Gesamtzahl der Straftaten sowie die Aufklärungsrate blieben weitestgehend stabil. Die Tatverdächtigen sind größtenteils Deutsche.
„Im Kinzigtal gibt es keine Kriminalitätsbrennpunkte“ – Das nannte Simon Schmitt, Revierleiter des Polizeipräsidiums Haslach, als eines der Schlaglichter bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik des Jahres 2024 am Mittwoch. Allgemein spreche man im Kinzigtal häufig von der „Macht der kleinen Zahlen“. Eine Steigerung um 100 Prozent bei der Auflistung registrierter Straftaten bedeute in einigen der Gemeinden beispielsweise oft zwei Fälle anstatt eines Falls im Vorjahr – und nicht viele mehr, wie man vielleicht annehmen würde.
Das treffe in vielen der aufgezeigten Bereiche zu. So wurden im Kinzigtal 2024 beispielsweise „nur“ drei Vergewaltigungen angezeigt. Im Vergleich: Im Ortenaukreis waren es 20. Auch die deutlich angestiegene Zahl an Diebstahlsdelikten (in Haslach waren es 2023 noch 106 Fälle, 2024 waren es 136) zum Beispiel aus Autos lasse sich relativ simpel erklären: „Wir hatten zwei Aufbruchsreihen im Jahr 2024. Das reicht schon um die Zahl so zu steigern“, erklärte Schmitt. Ein polizeibekannter Mann aus dem Raum Offenburg sei mit dem Zug ins Kinzigtal gefahren und habe dann vom Bahnhof aus auf dem Fahrrad Nebenstraßen abgefahren und Wertgegenstände aus Fahrzeugen gestohlen. Der Mann konnte allerdings identifiziert und die Fälle geklärt werden.
Bei Wohnungseinbrüchen mit Diebstahl gebe es vor allem in Haslach auch gestiegene Zahlen.
Die besten Plätze in der Statistik belegen Hofstetten und Oberwolfach
Waren es 2023 noch zwei Fälle, musste man sich im vergangenen Jahr mit 12 Fällen beschäftigen. Und auch der Trend für 2025 spiegelt die Entwicklung wieder: „Im Vergleich zu den ersten paar Monaten im vergangenen Jahr, sehen wir 2025 jetzt schon höhere Fallzahlen im Kinzigtal“, erklärte Wolfgang Kramer, von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Offenburg. Er räumte aber auch ein, dass es gerade in dieser Jahreszeit ein Thema sei und zum Sommer hin die Fallzahlen für gewöhnlich zurückgehen.
Die Tatverdächtigen im Kinzigtal sind zu etwa 80 Prozent männlich, nur insgesamt 165 Tatverdächtige sind weiblich. Die große Mehrheit sei erwachsen, einen kleinen Anstieg von 62 auf 78 gab es bei den Heranwachsenden, einen Rückgang von 83 auf 57 bei den Jugendlichen. Gut zwei Drittel der Tatverdächtigen im Kinzigtal sind Deutsche. Nichtdeutsche Tatverdächtige machen nur etwa ein Drittel aus, was ein deutlich niedrigerer Anteil als im kreisweiten Vergleich ist, bei dem diese mehr als die Hälfte ausmachen.
Trotz der gestiegenen Zahlen in einzelnen Feldern sei man im Vergleich zu den anderen Städten mit Reviersitz im Polizeipräsidium Offenburg mit Haslach auf einem guten vorletzten Platz. Dabei werden die Häufigkeitszahlen verglichen, was der Anzahl der Straftaten, gerechnet auf 100 000 Einwohner entspricht, erklärte Schmitt. Hofstetten liege im Ortenaukreis sogar insgesamt auf dem letzten Platz, Oberwolfach auf dem vorletzten. Die Aufklärungsquote sei um rund 4 Prozent gesunken, was verschiedene Gründe habe, so Schmitt. Die Schwankung sei aber im normalen Bereich und damit kein Problem.
Insgesamt sei die Gesamtzahl der Straftaten auf dem Vorjahresniveau geblieben: 1558 Straftaten gab es 2024 im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Haslach.
Teillegalisierung von Cannabis
Auch Rauschgiftdelikte waren ein Thema bei der Präsentation der Kriminalstatistik. Dort habe es wie zu erwarten aufgrund der Teillegalisierung von Cannabis einen signifikanten Rückgang in den Fallzahlen gegeben – sowohl bei Besitz und Erwerb, als auch beim Handel. „Uns fehlt jetzt der Kontrollgrund. Ohne die Legalisierung hat der Geruch nach ‚Gras‘ schon ausgereicht, um die Sache weiter zu untersuchen, das ist jetzt nicht mehr so“, erklärt Martin Leukel als Stellvertreter der entsprechenden Ermittlungsgruppe in Haslach. „Wir haben mit Spannung erwartet, wie sich das hier im Kinzigtal entwickelt und können sagen: Hier ist alles sicher“, ergänzt er. Es gebe keine „Hotspots“ zum Konsum von Cannabis und auch an Schulen sei es beispielsweise nicht zu signifikanten Anstiegen im Konsum gekommen. Allgemein gelte es allerdings zu bedenken, dass die Zahlen auch andere Drogen abbilden. Mit insgesamt 15 Fällen im Bereich Besitz und Erwerb und fünf beim Handel spreche man aber auch dort im Kinzigtal von kleinen Zahlen.