Im Kreis Calw wurden auch über die Feiertage die Corona-Zahlen aktuell aufgearbeitet, sagt das Landratsamt. Foto: Murat

Das Coronavirus ist auch an den Feiertagen das bestimmende Thema schlechthin. Jetzt wittert Gesundheitsminister Karl Lauterbach eine großflächige "Untererfassung" bei den Infektionszahlen. Im Kreis Calw kann man das nicht so ganz nachvollziehen.

Kreis Calw/Berlin - Die Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ließen dieser Tage die Alarmglocken in den höchsten Tönen schrillen. Bei einer Pressekonferenz in Berlin schätzte der Gesundheitsminister die tatsächliche Inzidenz in Deutschland, nicht zuletzt wegen der grassierenden Omikron-Variante des Coronavirus, "zwei bis drei Mal so hoch". Der SPD-Politiker sprach zudem davon, dass es eine "deutliche Untererfassung" der Infektionszahlen gebe.

Auch an Wochenenden aktuell

Doch gilt das, was in Gesamtdeutschland der Fall zu sein scheint, auch im Kreis Calw? Mitnichten, stellt Janina Dinkelaker als Pressesprecherin des Landratsamtes klar. "Die Gesundheitsämter in ganz Baden-Württemberg arbeiten, melden und verfolgen Kontakte auch an Wochenenden und Feiertagen, und das mittlerweile seit fast zwei Jahren", so Dinkelaker, die in Richtung Berlin und Lauterbach festhält: "Die Äußerung von Herrn Lauterbach bezieht sich sicherlich nicht auf Baden-Württemberg."

Gleichwohl, räumt die Sprecherin ein, würden die Zahlen auch im Kreis Calw an den Wochenenden und Feiertage zurückgehen. Das habe aber andere Gründe: Einerseits ließen sich weniger Menschen testen. Andererseits seien viele Labore sonntags und an Feiertagen nicht am Arbeiten – und somit kommen weniger positive Ergebnisse an diesen Tagen beim Gesundheitsamt an.

Ausreichend besetzt

"Selbstverständlich ist das Gesundheitsamt auch an Weihnachten, wie auch an anderen Feiertagen, ausreichend besetzt", erklärt Dinkelaker und meint: "Es ist bedauerlich, dass dies offensichtlich öffentlich nicht überall bekannt ist und oftmals in der Öffentlichkeit nicht ausreichend gewürdigt wird." Im Übrigen läuft auch die Kontaktnachverfolgung und die Quarantäne-Anordnung über die Feiertage. Es würden nach wie vor bei Ausbrüchen und Kontakten mit vulnerablen Personen die Kontakte verfolgt und die entsprechenden Personen in Quarantäne geschickt.

"Bei einem Omikron-Verdacht erfolgt eine ausgedehnte Kontaktnachverfolgung", erklärt Dinkelaker. So will man auch die Omikron-Variante im Kreis Calw zunächst kleinhalten. Bisher gibt es, so der letzte bekannte Stand, fünf Omikron-Fälle im Kreis. Es ist aber, schaut man sich die Entwicklung in ganz Baden-Württemberg an, wo sich innerhalb einer Woche der Wert versechsfacht hat, davon auszugehen, dass auch im Kreis Calw inzwischen neue Omikron-Fälle hinzugekommen sind.

Untererfassung dennoch möglich

Auch Dinkelaker räumt unumwunden ein: "Es muss weiterhin von einer Untererfassung ausgegangen werden." Diese liege darin begründet, dass viele Labore eben auch an die Kapazitätsgrenzen kämen und schlicht nicht jede einzelne Probe auch noch auf Omikron hin sequenzieren könnten. Die meisten Labore "untersuchen nur auf Anforderung des Gesundheitsamtes oder des einsendenden Arztes hin auf Omikron", sagt die Pressesprecherin unserer Redaktion weiter.

Die Quintessenz ist also eindeutig: Während Gesundheitsminister Lauterbach die schlechte Datenlage geißelt, ist man sich in Calw sicher, dass der SPD-Minister damit nicht Baden-Württemberg und damit auch nicht den Kreis Calw meint.

Deshalb verwundert es auch nicht, dass Dinkelaker noch folgendes mitteilt: "Landrat Helmut Riegger und die Leitung des Gesundheitsamts sind den Mitarbeitern sehr dankbar, dass sie sich nach wie vor so engagiert und kompetent einsetzen, auch an Feiertagen."