Andreas Bjedov, Leiter der Schutzpolizeidirektion, und Polizeipräsident Wolfgang Tritsch bei der Präsentation der Statistik in Pforzheim. Foto: Kunert

Corona hat auch den bösen Buben zugesetzt: Im Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim ging 2021 die Zahl der Straftaten um 12,1 Prozent zurück – auf einen historischen Tiefstand von 21 290 Straftaten. Den größten Rückgang verzeichnen dabei die Kreise Freudenstadt und Calw.

Nordschwarzwald - Im Landkreis Freudenstadt ging die Zahl der Straftaten um rekordverdächtige 15,4 Prozent oder 633 Fälle auf nur noch 3469 Fälle zurück – was einem Zehnjahrestiefstand entspreche, so Polizeipräsident Wolfgangs Tritsch. Knapp dahinter mit einem Rückgang von 13,4 Prozent oder absolut um 724 Fälle auf noch 4687 Straftaten der Landkreis Calw. Zum Vergleich: In ganz Baden-Württemberg ging in 2021 die Zahl der Straftaten um 9,7 Prozent zurück, im Bereich des Präsidiums Pforzheim um 12,1 Prozent.

Ein Indikator für die Polizei, um die Fallzahlen auf Regionen bezogen vergleichbar zu machen, ist die sogenannte Kriminalitätsbelastung, die über die Häufigkeitszahl von Straftaten pro 100 000 Einwohner errechnet wird – ähnlich dem Corona-Inzidenz: Hier sank der Wert für den Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim – zu dem neben den Kreisen Freudenstadt und Calw auch der Enzkreis und der Stadtkreis Pforzheim gehören – innerhalb Jahresfrist von 4018 Straftaten pro 100 000 Einwohner auf nur noch 3523. Damit liegt der Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim weiterhin deutlich unter der landesweiten Häufigkeitsziffer von 4380 und nimmt wie im Vorjahr landesweit den vierten Platz im Vergleich der 13 regionalen Polizeipräsidien ein.

Dabei konnten sich die Landkreise Calw und Freudenstadt deutlich auf die Ränge sieben (Vorjahr Platz elf) und acht (Vorjahr Platz 13) der sichersten Landkreise in Baden-Württemberg verbessern.

Zufrieden mit Aufklärungsquote

Worüber sich Polizeipräsident Tritsch besonders zufrieden zeigte: "Mit der Steigerung der Aufklärungsquote um 1,7 Prozentpunkte auf 65,9 Prozent erreicht der Anteil der aufgeklärten Straftaten ein Zehnjahreshoch!" Man liege damit sogar knapp über dem Landesdurchschnitt (65,3 Prozent). Wobei Tritsch die aktuell extrem positiven Zahlen der Kriminalstatistik auch mit einem besonders ehrgeizigen Ziel für die Zukunft verbindet sehen möchte: "Das Polizeipräsidium Pforzheim soll in 2022 das sicherste Polizeipräsidium in Baden-Württemberg werden!"

Allerdings gibt es bei all den guten Zahlen und Entwicklungen in der Kriminalstatistik auch echte Schattenseiten , wie die Leiterin der Kriminalpolizeidirektion, Sandra Zarges, erläuterte. So nimmt die Zahl der Straftaten gegen die persönliche Freiheit (Bedrohung, Nachstellung, Nötigung und Freiheitsberaubung) seit einigen Jahren kontinuierlich zu. Auffällig sei dabei der Anstieg von strafrechtlich relevanten Bedrohungen, die über Mobiltelefone, Internet und soziale Medien verübt würden. Hier wurden vom Präsidium Pforzheim im Jahr 2020 insgesamt 139 Fälle mehr als im Vorjahr (2020: 933) registriert.

Sexualdelikte nehmen deutlich zu

Doch richtig bedenklich seien die Entwicklung der Fallzahlen bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: In diesem Deliktbereich stiegen die Fallzahlen um 40,3 Prozent auf letztlich 822 Fälle. Eine Erkenntnis der Kripo dabei: "Intensivierte Ermittlungen konnten 2021 das Dunkelfeld im Bereich der Verbreitung kinderpornografischer Schriften weiter aufhellen." So habe etwa auch die Zusammenarbeit mit der halbstaatlichen US-amerikanischen Organisation "NCMEC" zu deutlich mehr Hinweisen und Ermittlungsansätzen auch im Bereich des Präsidiums Pforzheim geführt. Dadurch konnte im Bereich Kinderpornografie erneut ein massiver Zuwachs der ermittelten Straftaten um 92,8 Prozent auf insgesamt 509 Fälle verzeichnet werden.

Kriminaldirektorin Zarges dazu: "Die Einrichtung einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe der Schutz- und Kriminalpolizei im März 2021 hat sich absolut bewährt: Im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung haben wir im letzten Jahr fast 92 Prozent der Fälle aufgeklärt. Dies stellt ein Zehnjahreshoch dar."

Und fast jeder aufgeklärte Fall habe dabei die Ermittler zu weiteren Fällen geführt. "Da uns die Bearbeitung dieses sensiblen Deliktfeldes in den nächsten Jahren weiter erheblich fordern wird, werden wir die bisherige Ermittlungsgruppe zum 1. April in einen eigenen Arbeitsbereich Kinderpornografie bei der Kriminalinspektion 1 integrieren."

Zahlen für den Kreis Calw

Im Kreis Calw wurden 2021 insgesamt 4687 (2020: 5411) Straftaten registriert, was einem Rückgang von 13,4 Prozent entspricht.

Die Aufklärungsquote erreichte einen neuen Allzeit-Rekord und lag bei 69,8 Prozent (2020: 66,2 Prozent) und damit 3,6 Prozent über dem Vorjahreswert.

Die sogenannte "Häufigkeitszahl" (Straftaten auf 100000 Einwohner) sank um 13,9 Prozent oder 472 Fälle auf 2927 (2020: 3399). Den größten Rückgang bei den Straftaten mit 31,7 Prozent konnte dabei Bad Herrenalb verzeichnen.

Den größten Zuwachs bei den Straftaten musste Simmersfeld hinnehmen, wo innerhalb Jahresfrist die Häufigkeitszahl um 31,2 Prozent zulegte. Insgesamt wurden im Kreis Calw 1003 Personen (2020: 1146) Opfer von Straftaten, was einem Rückgang von 12,5 Prozent entspricht. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg sanken die Opferzahlen um 6,9 Prozent, im Kreis Freudenstadt stiegen sie um 3,4 Prozent an. Dabei überwogen die (vorsätzlichen leichten) Körperverletzungsdelikte mit 394 (2020: 487) Opfern deutlich, an zweiter Stelle standen Bedrohungen mit 205 (2020: 159) Opfern. An dritter Stelle kamen die gefährlichen/schweren Körperverletzungen mit 64 (2020: 52) Opfern.