Yannic Seidenberg ist glücklich, wieder spielen zu können. Er sagt: „Die zweieinhalb Jahre Sperre haben sich wie zehn Jahre angefühlt.“ Foto: Eibner-Pressefoto/Heike Feiner

Mit den Kassel Huskies feiert der 41-jährige gebürtige Doppelstädter in den DEL2-Play-offs gegen Freiburg nach zweieinhalb Jahren Sperre sein Comeback.

Play-off-Viertelfinale in der DEL2 zwischen dem EHC Freiburg und den Kassel Huskies an diesem Freitag. Für einen Akteur auf dem Eis ist es ein ganz besonderes Spiel: Nach zweieinhalb Jahren Doping-Sperre ist der gebürtige Marbacher Yannic Seidenberg zurück. Er spielt in der Kasseler Verteidigung so, als wäre er nie weggewesen.

 

Der 41-Jährige ist sofort gut drin im Spiel, glänzt mit Abgeklärtheit, Führungsqualität und Übersicht. Beim 3:1-Sieg der Hessen – in der Serie „Best of 7“ steht es nun 2:0 für die Huskies – verbucht der Olympia-Silbermedaillengewinner von 2018 auch schon einen Assistpunkt.

Rückblick auf schwarze Stunden

Dass der frühere Schwenninger Nachwuchsspieler überhaupt noch einmal zurückgekehrt ist, gilt als richtig dicke Überraschung. Sein letztes Spiel – mit Red Bull München – liegt zweieinhalb Jahre zurück. Es war in der Champions Hockey League gegen Rapperswil.

Dann lief das Doping-Verfahren der Nationalen Anti Doping Agentur (Nada) gegen ihn. Von der Deutschen Institution für Schiedsgerichtbarkeit (DIS) wurde er zunächst für vier Jahre gesperrt, doch diese Sperre wurde im zweiten Schritt auf zweieinhalb Jahre verkürzt. Fakt ist, dass in dem ganzen Verfahren die ganze Wahrheit nicht ans Licht kam. Sein damals behandelnder Arzt muss sich deshalb im Juni in Villingen-Schwenningen noch vor Gericht verantworten.

Yannic Seidenberg macht deutlich: „Diese zweieinhalb Jahre Sperre haben sich angefühlt wie zehn Jahre Pause.“ Der 41-Jährige, der nach seiner aktiven Karriere auf jeden Fall dem Eishockey entweder als Trainer oder im Management verbunden bleiben will, durfte in dieser Zeit noch nicht einmal eine Nachwuchsmannschaft coachen. Er musste sich – aktiv – von allen offiziellen Eishockey-Bereichen fernhalten.

Seine Fitness hat nie unter der Pause gelitten

Der frühere Nationalspieler machte in München während der Zeit viel Sport: „Entweder bin ich zum Skifahren, bin zum Yoga gegangen oder habe mein Krafttraining absolviert.“ Sieben, acht Mal habe er bei Hobbymannschaften in München mittrainiert.

„Eigentlich hatte ich mit meiner aktiven Karriere schon abgeschlossen“, berichtet er. Doch während seines Skiurlaubs in den vergangenen Weihnachtsferien rief Kassels Sportdirektor Daniel Kreutzer an und lockte ihn. Yannic Seidenberg, der seinen Sport so sehr liebt, wurde tatsächlich mit dieser Idee „gekitzelt“, wie er es ausdrückt. „Es ging mir nicht darum, etwas noch zu beweisen. Ich war einfach glücklich, dass ich noch einmal so eine Chance zur Rückkehr bekomme.“

Zunächst wollten beide Seiten erst einmal die Geschichte und Idee testen. In den ersten Trainingseinheiten mit den Huskies wurde den Verantwortlichen in Kassel aber schon klar, dass es der gebürtige Doppelstädter (Villingen-Schwenningen) trotz seiner 41 Jahre noch einmal packt.

Sportdirektor Daniel Kreutzer beschrieb es nach den ersten Eindrücken so: „Er hilft unserer Mannschaft mit seiner Präsenz und Erfahrung weiter, zudem hat er sich auf dem Eis von Anfang an in sehr guter Verfassung gezeigt. Yannic ist heiß auf diese Chance und wird für uns in der entscheidenden Phase der Saison, als Leader und Spieler von internationalem Format, sicherlich eine enorme Verstärkung sein.“

Sein erstes Spiel wieder

Nach zwei Monaten Training mit dem Team war es an diesem Freitag für Yannic Seidenberg gegen Freiburg so weit. Exakt an diesem 14. März lief seine Sperre ab: „Die Anspannung war vor meinem ersten Spiel schon da, denn Training und Spiel sind ja verschiedene Dinge. Die ersten Wechsel waren für mich noch gewöhnungsbedürftig, aber dann lief es gut“, blickt er zurück.

Klar ist, der Körper braucht beim Leistungssport mit 41 Jahren mehr Regeneration. Der Verteidiger erzählt lachend von der nächtlichen Rückkehr in Kassel, als er den Teambus morgens um vier Uhr verließ: „Dann merkt man beim Aufstehen im Bus schon, dass sieben Knieoperationen hinter einem liegen. Unser Busfahrer hat extra noch gefragt, ob alles okay wäre.“

Seidenberg freut sich nun auf die heiße Phase der Play-offs mit den Schlittenhunden: „Wir haben viele gute Spieler und ich glaube, dass wir den Aufstieg in die DEL schaffen können. Die Bedingungen hier in Kassel sind dafür sehr gut.“

Warum der Huskies-Coach so begeistert ist

Kassels Trainer Todd Woodcroft zeigte sich nach dem 3:1-Sieg in Freiburg auch besonders angetan vom Debüt seines neuen Verteidigers: „Es war nicht einfach für Yannic, nach so einer langen Pause zurückzukommen. Yannic ist ein harter Kämpfer, eine große Persönlichkeit und ein großer Spieler. Er ist sehr glücklich, dass er wieder das machen kann, was er in seinem Leben am liebsten mag.“

Seine Zukunft möchte Yannic Seidenberg, der seinen ersten Wohnsitz immer noch in München hat, im Moment gar nicht so durchplanen. „Ich denke von Woche zu Woche und genieße die Zeit hier.“

Auch was der frühere Nationalspieler während seiner Sperre noch so fühlte und erlebte, hat er in einem Buch beschrieben. Im Sommer soll sein Werk „Powerplay“ auf dem Markt erscheinen. Vielleicht spielt Yannic dann – mit den Huskies – noch einmal in der DEL.