Anfangs mit Spaß, am Ende mit Wut im Bauch haben die Freiwilligen am Riedbach Wohlstandsmüll eingesammelt. Foto: Sonnja Allgaier

Gegen Abfall in freier Natur wollten Nabu- und Grünen-Aktivisten etwas tun – und waren entsetzt von der Menge.

Vom Konsumentenmüll des nahen Supermarkts haben Freiwillige auf Initiative des Stadtverbandes von Bündnis 90/Die Grünen Albstadt und des Naturschutzbundes den Riedbach im Gewerbegebiet Kientenstraße befreit.

 

Das „Sauberkeits-Gen, das Bioschwaben seit Urzeiten eigen sein soll“, stärkte die Motivation, wenngleich sie sich im Spannungsfeld zwischen „Naturfreund“ und „Nützlicher Idiot“ wiederfanden, wie sie hinterher anmerkten: „Der nützliche Idiot unterstützt mit seinem Tun einen völlig entfesselten Konsumismus mit hemmungslosem Ressourcenverbrauch, aus dem wiederum Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung resultieren.“ Er entlaste Müllsünder von der Verantwortung für ihren Abfall.

Wie sich Mikroplastik bildet

Die Helfer fanden Müll aus allen Bereichen des täglichen Lebens und allen Verbraucher-Gruppen und beobachteten „in Echtzeit, wie sich in Verbindung mit Humus und Wasser Mikroplastik bildet, das alle Organismen schädigt“.

„Kein Mensch braucht sieben Lagen Verpackungen“

Dass Politik, Handel und Industrie das Konsumverhalten befeuerten, kritisierten die Helfer: „Kein Mensch braucht eine Piemont-Kirsche, die in sieben Lagen Verpackung gehüllt ist, hauptsächlich Kunststoffe“, kommentierte ein Helfer. Die Kunststoffe seien überwiegend Produkte aus Erdöl, „auf asoziale Weise Mutter Erde entrissen, seit Rockefeller einem dermaßen inflationären Werteverfall preisgegeben, dass die Schachtel für fünf geschmacksneutrale Riesenerdbeeren aus Spanien schon fast die Qualität von ‚Tupperware‘ hat.“

„Meilenweit weg von Natur als Lebensraum“

Fazit der Helfer: Konsumenten sollten sich klar machen, dass der Müll als Müll geplant, als Müll verkauft und als Müll „entsorgt“ und nicht „versorgt“ werde: „Wir sind meilenweit weg von der Natur als Lebensraum und ökologisches Zuhause von Mensch und Tier. Plastikmüll verschmutzt die Meere und erhitzt auf ungebührliche Weise die Atmosphäre, da er als „Ersatzbrennstoff“ zum Einsatz kommt“, kritisiert die Gruppe. Laut Statistischem Bundesamt seien es mehr als 95 Millionen Tonnen CO₂, welche die europäische Restmüllverbrennung jährlich verursache.

„Nichts Anderes als Kosmetik“

Die Versuche, eine Kreislaufwirtschaft mit „Dualem System“ oder „Dosenpfand“ einzuführen, sehen sie als „nichts Anderes als Kosmetik“ an, die ein „Weiter so!“ für Industrie, Handel und Konsumenten rechtfertigen solle. Warum also diese Bachputzete? „Am Ende kam ein Entenpaar vorbei, munter schnatternd auf der Suche nach einem Nistplatz“, berichtet ein Teilnehmer und fügt hinzu: „Diesen von Müll befreit zu haben, war die stundenlange Arbeit wert.“