Die Stadt VS will bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden. Um dahin zu kommen, sollen unter anderem öffentliche Bauten mit Holz erstellt werden. Die Praxis sieht anders aus.
Das sorgte bereits im Technischen Ausschuss beim Tagesordnungspunkt Kita-Neubau Bürkstraße 1 in Schwenningen für Ärger. Deshalb war bei der Sitzung des Gemeinderates am Mittwochabend der von der Stadt beauftragte Vergabeanwalt Thomas Schotten via Zoom zugeschaltet. Der Anwalt bekam viel zu tun.
Seitens der Verwaltung kam der Vorschlage, wegen Kosten- und Preissicherheit den geplanten Neubau eines Feuerwehrzentrums in VS einem Generalübernehmer zu übertragen. Das schürte bei einem Teil des Gemeinderates die Befürchtung, dass es so laufen wird wie bei dem geplanten Kita-Neubau an der Bürkstraße 1 in Schwenningen. Durch die Realisierung über einen Generalübernehmer – und nicht klassisch über die Vergabe von Architektenleistungen und Gewerken – war nicht nur der Bieter am günstigsten, der keinen Holzbau im Programm hat. Von den drei Firmen, die Angebote bei der Stadt abgaben, gab es nur eine Hybridlösung, und die war am teuersten.
Aus der Nummer kommt die Stadt nur schwerlich wieder raus, wie der Anwalt auf Nachfrage deutlich machte. „Man kann abbrechen, muss sich dann aber auf Schadensersatzzahlungen einstellen.“ Die Höhe bezifferte er in diesem Fall zwischen 150 000 Euro und 350 000 Euro, die auf die Stadt zukommen könnten.
Ausstieg aus Vergabe schwer möglich
Steffen Ettwein (Freie Wähler) warnte vehement davor, sich für einen Generalübernehmer zu entscheiden. Er sieht bei der Umsetzung des Baues gravierende Qualitätsverluste als Folge. Einen Holzbau und die nötige Qualität bekomme die Stadt am besten über die klassische Ausschreibung von Fachplaner- und Architektenleistungen. Das ließ der Anwalt nicht so stehen. Der Gemeinderat habe in seinem Beschluss im vergangenen Jahr für einen Generalübernehmer gestimmt und eine Holzmodularbauweise, weil man sich einen günstigeren Preis und eine schnellere Fertigstellung versprochen habe. Bei den Vergabekriterien und der Leistungsbeschreibung seien Qualitätsmerkmale enthalten. „Der Markt hat uns einen Streich gespielt. Die Variante mit einem konventionellem Bau ist die günstigste.“
Feuerwehrchef: Hauptsache funktional
Feuerwehrchef Markus Megerle sagte auf Anfrage aus dem Gremium, Hauptsache sei ein funktionaler Bau, der zügig fertig werde. CDU-Fraktionssprecher Dirk Sautter wies darauf hin, ein Feuerwehrgebäude – anders als ein Kindergarten – sei das falsche Beispiel, um einen Holzbau durchzusetzen. Hier gelte „quadratisch, praktisch, gut und schnell fertig“.
Eine Mehrheit des Gemeinderates stimmte in Sachen Feuerwehrzentrum nach langer Diskussion schließlich doch für die Umsetzung über einen Generalübernehmer. Der Antrag, den Sicherheitszuschlag in Höhe von 250 000 zu streichen, erhielt ebenfalls einen Mehrheit. Dem Kita-Neubau wurde ebenfalls so wie in der Beschlussempfehlung vorgesehen zugestimmt. Bei der Ausführung will man schauen, ob der Außenbereich anders platziert werden kann, um den Mauthepark so zu belassen wie er ist.
Info
Generalübernehmer
Der Generalübernehmer (GÜ) erarbeitet im Rahmen eines Bauvertrages die Planungs- und Ingenieurleistungen sowie alle Ausführungs- und Bauzwischenfinanzierungsleistungen für ein Bauvorhaben. Während ein Generalübernehmer üblicherweise keine eigenen Handwerker beschäftigt, sondern für alle Teile eines Auftrags nur Subunternehmer beauftragt, hat ein Generalunternehmer ein eigenes Unternehmen (oft ein Bauunternehmen), mit dem er den Großteil eines Auftrags erledigt und nur für einzelne Gewerke Subunternehmer hinzuzieht. Quelle: Wikipedia