Die Raiffeisenbank Oberes Gäu hofft, zeitnah die Negativzinsen im Kundengeschäft streichen zu können. Foto: studio-v-zwoelf – stock.adobe.com

Die Raiffeisenbank Oberes Gäu wünscht sich von der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Abkehr von der Niedrigzinspolitik. Sie hofft, zeitnah die Negativzinsen im Kundengeschäft streichen zu können.

Rottenburg-Ergenzingen - Virtuell hielt die Raiffeisenbank Oberes Gäu ihre 132. Hauptversammlung ab und blickte dabei auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück. Wie die Aufsichtsratsvorsitzende Carmen Hess aus Eckenweiler in ihrem Vorwort mitteilte, hätten Vorstand und Aufsichtsrat aufgrund der Planungssicherheit sich für diese Form der Versammlung für die 4987 Mitglieder entschieden. Drei Tage lang – von Dienstag bis Donnerstag der vergangenen Woche hatten die Mitglieder Zeit, die Geschäftsberichte zu lesen, zu kommentieren, oder Fragen zu stellen. Am Freitag erfolgte dann die Beschlussfassung.

Schwierige Rückkehr zur Normalität

Die Rückkehr zur Normalität habe im vergangenen Jahr noch nicht stattgefunden, so Vorstandsmitglied Markus Urban. Die Pandemie habe das Tagesgeschäft weiter beeinflusst und durch coronabedingte Fehlzeiten beim Personal hätten Lücken geschlossen werden müssen. Urban bat um Verständnis dafür, wenn ein Kunde mal nicht sofort eine Antwort oder einen Termin erhalten habe. Die Inflation sei mittlerweile auf über sieben Prozent gestiegen. Eine Abkehr von der Niedrigzinspolitik seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) sei daher dringend geboten. Man hoffe, zeitnah die Negativzinsen im Kundengeschäft streichen zu können.

Stärkung des Eigenkapitals erforderlich

Die Bankteilhaber betreffend stellte er fest, dass eine gute geschäftliche Entwicklung eine Stärkung des Eigenkapitals erfordere. Daher wolle man weitere Mitglieder gewinnen. Vorstand und Aufsichtsrat hätten daher beschlossen, die maximale Zahl der Geschäftsanteile auf zehn Anteile pro Mitglied anzuheben. Die Investitionen betreffend informierte Urban darüber, dass die Bank die in ihrem Besitz befindlichen Gewerberäume in Remmingsheim in drei Eigentumswohnungen umgebaut und vermietet habe. 2019 sei die "alte Raiba" in unmittelbarer Nachbarschaft der heutigen Bank zurückgekauft worden. Nun investiere man in die Erstellung eines Wohn- und Geschäftshauses und man wolle diese Immobilie im Eigenbestand halten und vermieten.

Bilanzsumme ist gestiegen

Bankvorstand Uwe Märkle konnte auf eine Bilanzsumme von 239 Millionen Euro verweisen, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 13 Prozent. Bei den Fördermitteln arbeite man eng mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Landeskreditbank zusammen. Insgesamt habe man 11,6 Millionen an Fördermitteln zusagen können. Auch im bilanzwirksamen Kreditgeschäft habe man einen Zuwachs von 32 Millionen auf 179 Millionen Euro zu verzeichnen gehabt und liege damit über den Planwerten. Die vermittelten Hypothekendarlehen seien um mehr als 44 Prozent auf rund 69 Millionen Euro gewachsen. Dafür sei man von der Münchener "Hypo" als Partnerbank mit dem ersten Platz für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ausgezeichnet worden.

Mehr Kundeneinlagen

Die Kundeneinlagen bilanziell und außerbilanziell stiegen um sieben Prozent auf 301 Millionen Euro, das betreute Kundenvolumen um 73,7 auf 549 Millionen Euro, was einem Wachstum von 15 Prozent entspricht. Dazu geselle sich eine solide Eigenkapitalausstattung in Höhe von 18,21 Millionen Euro. Mit diesem Plus von 17 Prozent sei die Bank für die höher werdenden Eigenkapitalanforderungen für die Zukunft gut aufgestellt, so Märkle.

Nach Steuern und die Einstellung in den Fond für allgemeine Bankrisiken verbleibe ein Jahresüberschuss von 1.055.000 Euro. 800.000 Euro davon gehen in die Ergebnisrücklagen. Der Rest, rund 257.000 Euro, so die Empfehlung von Vorstand und Aufsichtsrat, sollte wie folgt verwendet werden: Ausschüttung einer zweiprozentigen Dividende von rund 56.000 Euro, Zuweisung in die gesetzliche Rücklage und andere Ergebnisrücklagen, jeweils 100.000 Euro und Vortrag auf neue Rechnung rund 1000 Euro.

Jahresabschluss geprüft

Der Aufsichtsrat, so dessen Vorsitzende Carmen Hess, habe den vom Vorstand vorgelegten Jahresabschluss und den Lagebericht geprüft und auch dem Vorschlag der Gewinnverwendung die Zustimmung empfohlen. Die neun Mitglieder des Aufsichtsrates seien im Geschäftsjahr 2020 bei insgesamt 13 Sitzungen mit dem Vorstand ihren Pflichten umfassend nachgekommen.

Aus der gesetzlichen Prüfung berichtete Innenrevisor Peter Kiefer. Darin schlage ein deutlich verbessertes Betriebsergebnis mit einer deutlich über dem Durchschnitt liegenden Bilanzsumme zu Buche. Leicht zurückgegangen sei im vergangenen Jahr das Eigenkapital, dennoch sei das Ergebnis zusammengefasst gut und die Bank habe den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erhalten. Letztlich schlug Vorstandsmitglied Markus Urban eine Änderung der Satzung vor. Die aus dem Jahre 2012 stammende Version musste überarbeitet werden, da die Entwicklung der Bank eine Anpassung notwendig machte.

109 Mitglieder wählen

An den abschließenden freitäglichen Beschlussfassungen und Wahlen zum Aufsichtsrat nahmen 109 Mitglieder teil. Der Umfang der Bekanntgabe des Prüfungsberichtes wurde einstimmig, die Verwendung des Jahresüberschusses mit einer Gegenstimme verabschiedet. Die von Eutingens Bürgermeister Armin Jöchle virtuell geleitete Entlastung bescherte dem Aufsichtsrat Einstimmigkeit, dem Vorstand zwei Enthaltungen.

Ergebnisse der Wahlen

In ihren Ämtern bestätigt wurden die Aufsichtsräte Matthias Löffler aus Bierlingen (drei Enthaltungen), Alexander Mauch aus Göttelfingen (eine Gegenstimme, drei Enthaltungen) und Gerd Sökler aus Rohrdorf (eine Gegenstimme, drei Enthaltungen). Die Änderung der Satzung wurde bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen angenommen.