Im Prozess gegen Christian Wulff erinnert sich nicht jeder Zeuge an wichtige Details. Foto: dpa

Eigentlich sollte der Personenschützer Details des Oktoberfestbesuchs 2008 erhellen. Doch der Polizeibeamte hat Erinnerungslücken und erregt den Unmut des Richters.

Eigentlich sollte der Personenschützer Details des Oktoberfestbesuchs 2008 erhellen. Doch der Polizeibeamte hat Erinnerungslücken und erregt den Unmut des Richters.

Hannover - Ein ehemaliger Personenschützer von Christian Wulff hat im Prozess gegen den Ex-Bundespräsidenten den Vorsitzenden Richter erheblich verärgert. Der Polizeibeamte erinnerte sich am Donnerstag im Landgericht Hannover kaum noch an den Oktoberfestbesuch des niedersächsischen Ministerpräsidenten 2008. Ob sich Wulff und der Filmfinancier David Groenewold regelmäßig trafen, konnte er ebenso wenig sagen. Richter Frank Rosenow sagte: „Sie wissen ja, dass das ein Verfahren ist, das die Republik erregt.“ Er habe erwartet, dass sich ein Polizist auf so ein Verfahren vorbereitet. „So eine Vernehmung von einem Polizeibeamten habe ich noch nicht erlebt.“

Der frühere Bundespräsident steht wegen des Verdachts der Vorteilsannahme vor Gericht. Der mitangeklagte Groenewold soll an dem Wiesn-Wochenende einen Teil der Logiskosten des damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten übernommen haben. Konkret geht es um rund 720 Euro. Im Gegenzug soll sich Wulff für ein Filmprojekt Groenewolds bei der Siemens-Spitze eingesetzt haben. Wulff hält den Korruptionsvorwurf für absurd und strebt einen Freispruch an.

Zimmer direkt nebenab

Der Bodyguard hatte den niedersächsischen Regierungschef von 2003 bis 2009 rund zwei Wochen pro Monat begleitet. Im Hotel „Bayerischer Hof“ bewohnte der heute 50 Jahre alte Personenschützer das Zimmer direkt neben der Suite des Ehepaars Wulff.

Auf der Zeugenliste des vierten Verhandlungstags standen zudem Wulffs damaliger persönlicher Fahrer sowie die junge Frau, die im „Bayerischen Hof“ auf seinen kleinen Sohn aufgepasst hatte. Richter Rosenow fragte mehrfach, wie nahe sich Wulff und Groenewold standen. Der Fahrer sagte, er sei Groenewold zwei-, dreimal begegnet. Nach Wulffs 50. Geburtstagsfeier hätten sich die beiden freundschaftlich voneinander verabschiedet.

"Man will ja auch diskret sein"

Die Babysitterin aus dem „Bayerischen Hof“ wusste nicht mehr, ob sich der prominente Politiker und der Filmfinancier duzten. „Ich habe mich um das Kind gekümmert, man will ja auch diskret sein“, sagte die Zeugin. Sie habe das Baby auf jeden Fall nur am Samstag betreut. Auf der Hotelrechnung standen Babysitterkosten von 110 Euro, die Groenewold übernahm. Wulff will sie ihm bar zurückgezahlt haben. Das Gericht versuchte unter anderem zu klären, wie es zu dieser hohen Summe kam und ob Wulff möglicherweise schon am Vortag ein Kindermädchen in Anspruch genommen hatte.

Für den nächsten Prozesstag am 5. Dezember sind Verleger Hubert Burda und seine Frau, die Schauspielerin Maria Furtwängler, als Zeugen geladen. Sie sollen auf dem Oktoberfest im Käferzelt mit den Wulffs am Tisch gesessen haben. Auch die Wiesn-Begleiterin von David Groenewold wird erwartet. Der Filmfinancier hatte Wulff zu dem München-Besuch eingeladen.