Der Hinweis Erdgas ist an einem Rohr in einem Verteilzentrum im baden-württembergischen Öhringen angebracht. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Ohne Erdgas geht in Deutschland gar nichts. Industrie und Landwirtschaft, Privathaushalte und Kommunen sind immer noch extrem abhängig von dem fossilen Brennstoff.

Nach Mineralöl ist Erdgas in Deutschland der zweitwichtigste Energieträger. Das brennbare, natürliche Gasgemisch lagert unterirdisch und kommt häufig zusammen mit Erdöl vor, da beide auf ähnliche Weise entstehen.

Gas dient zur Stromerzeugung, als Treibstoff für Schiffe und Kraftfahrzeuge oder als Wärmelieferant. Rund die Hälfte der deutschen Haushalte nutzt Erdgas, um den Wärmebedarf zu decken.

Chemische Zusammensetzung

Das Stoffgemisch ist ungiftig, farb- und geruchlos und besteht vor allem aus dem Treibhausgas Methan (CH4), das neben Kohlenstoffdioxid (CO2) erheblich zur Erderwärmung beiträgt – auch wenn Erdgas im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern wie Kohle oder Erdöl nach Angaben der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina eine bessere Klimabilanz aufweist.

Verbrauch in Deutschland

Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung zufolge lag der Verbrauch 2020 bei rund 86,8 Milliarden Kubikmetern. Wichtigste Abnehmer waren Haushalte und Industrie mit jeweils 29 Prozent sowie der Energiesektor (28 Prozent).

Da die heimische Förderung nur einen kleinen Teil des Gesamtverbrauchs ausmacht, importierte Deutschland 2021 rund 95 Prozent – vor allem aus Russland, Norwegen und den Niederlanden.

Pipelines sichern Versorgung

Wichtigste Verbindung für russisches Erdgas ist die 1224 Kilometer lange, Ende 2011 in Betrieb genommene Pipeline Nord Stream, die durch die Ostsee nach Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) führt. Inzwischen ist die Liefermenge durch diese Pipeline deutlich gesunken.

Das Genehmigungsverfahren für die parallel verlaufende Leitung Nord Stream 2 hatte Berlin kurz vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine auf Eis gelegt. Norwegen liefert sein Erdgas per Pipeline durch die Nordsee.

Große Abhängigkeit von Importen

Deutschland ist sehr stark auch von anderen europäischen Ländern abhängig bei der Energieversorgung. Wenn es wirklich eng wird – und die Notfallstufe im Notfallplan Gas erreicht ist – dann sollen sich Deutschland und seine Nachbarstaaten nach europäischem Recht auch untereinander aushelfen.

Für den Fall von weniger gravierenden Engpässen hat Deutschland auch so genannte Solidaritätsabkommen mit Dänemark und Österreich. Diese regeln Details, damit Deutschland mit diesen Ländern schnell und unkompliziert Gas austauschen kann. Zum Abschluss solcher Solidaritätsverträge sind die EU-Staaten eigentlich seit Jahren verpflichtet.

Notfallplan Gas

Um die Gasversorgung in Deutschland bei einer schlechten Versorgungslage zu regeln, gibt es einen Notfallplan Gas. Dieser Plan sieht drei Stufen vor. Insbesondere private Haushalte, aber auch Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die Feuerwehr und die Polizei sind in der dritten und höchsten Stufe, dem Notfall, besonders geschützt. So soll die Versorgung sichergestellt werden.

Die drei Stufen teilen sich in Frühwarnstufe, die Alarmstufe und die Notfallstufe auf. Die Frühwarnstufe wurde von der Bundesregierung bereits vor Wochen ausgerufen und entsprechende Vorbereitungen getroffen. In dieser Phase hat etwa die Bundesnetzagentur als zuständige Behörde erarbeitet, nach welchen Kriterien sie bei einer Notlage das knapp gewordene Gas verteilen kann.