Drei Calwer Faustballer bei den World Games (von links): Raphael Schlattinger, Henriette Schell und Philipp Kübler Foto: Heuer

Drei Calwer Faustball-Asse hoffen in drei unterschiedlichen Teams auf Medaillen bei den World Games in den USA: Henriette Schell, Philipp Kübler und Raphael Schlattinger sind bereits über den Großen Teich gesprungen – und hoffen dort auf den großen Wurf.

Calw - Henriette Schell und Philipp Kübler flogen am Mittwochvormittag mit der deutschen Faustball-Delegation von Frankfurt nach Atlanta. Fast zeitgleich düste ein Flieger mit Raphael Schlattinger und der Schweizer Nationalmannschaft an Bord über den Großen Teich – von Zürich nach Chicago. Alle drei Calwer Bundesliga-Akteure werden sich am gemeinsamen Sehnsuchtsziel wieder über den Weg laufen: in Birmingham im US-Staat Alabama. Denn die 200 000-Einwohner-Stadt ist Schauplatz der größten Veranstaltung für die populärsten nicht-olympischen Sportarten: die World Games.

Im Berylson Soccer Park des Birmingham Southern College geht es um die Faustball-Medaillen. Acht Männer- und sechs Frauen-Teams treten an. Die deutschen Männer wollen den Titel erneut holen – wie vor fünf Jahren im polnischen Breslau, nach einem spektakulären Finale gegen die Schweiz mit Raphael Schlattinger. Bei der Frauen-Premiere ist ebenfalls Deutschland als amtierender Welt- und Europameister ein ganz heißer Titelkandidat.

Philipp Kübler will Einsätze

Seit frühester Kindheit steht der 24-jährige Philipp Kübler beim TSV Calw auf dem Faustballplatz und für ihn erfüllte sich 2018 ein Traum: der erste Länderspieleinsatz. Ohne die Pandemiepause wären es heute wahrscheinlich einige mehr als die fünf, die auf seinem Personalbogen stehen. "Ich hoffe, dass ich meine Einsätze in Alabama bekomme", ist daher Küblers großer Wunsch – und dass auch einige Zuschauer die Spiele verfolgen. "Schwer einzuschätzen, wie Faustball bei den eigentlich sportverrückten Amerikanern ankommt", sagt Kübler, der eine Polizeiausbildung absolviert. Was er bereits weiß: Es wird heiß werden. Temperaturen über 35 Grad und hohe Luftfeuchtigkeit sind angesagt.

Schlattinger will Halbfinale

Neben Deutschland sind auch die Männerteams aus Italien, Österreich, der Schweiz, Argentinien, Brasilien, Chile und den USA dabei. Kübler, Calws Allrounder und einziger Schwabe im Kader von Trainer Olaf Neuenfeld, trifft mit seinen Kameraden auf Chile (Sonntag, 18.30 Uhr; jeweils deutsche Zeit), die Schweiz (Montag, 17 Uhr) und Argentinien (Mittwoch, 0 Uhr). Spannung birgt natürlich das direkte Familienduell mit seinem Schwager und Vereinsfreund Raphael Schlattinger. Der gehört bereits seit zehn Jahren der Schweizer "Nati" an und ist unverzichtbarer Angreifer der Eidgenossen. "Platz zwei in der Gruppe ist unser Ziel", sagt Schlattinger. Das würde den Einzug ins Halbfinale bedeuten, wo dann voraussichtlich die Hochkaräter Brasilien und Österreich auf die Calwer Faustballer warten werden.

Linkshänder Schlattinger ist mit über 70 Länderspielen ein alter Hase. 2017 gewann der 29-jährige Dachdecker Silber in Breslau – der größte Erfolg in seiner Karriere. 2013 in Cali (Kolumbien) wäre er ebenfalls bei den World Games dabei gewesen, hätte er nicht gerade seinen Militärdienst erfüllt.

Henriette Schell will Gold

Beim ersten Frauenfaustball-Wettbewerb in der World-Games-Geschichte heißen die teilnehmenden Nationen Deutschland, Österreich, Schweiz, Brasilien, Neuseeland und USA. Zur Auswahl von Bundestrainerin Silke Eber gehören seit etlichen Jahren Sonja Pfrommer und Anna-Lisa Aldinger vom TSV Dennach. Sie sind auch in Alabama dabei – im Gegensatz zu Stephanie Dannecker, die ihren Traum der Teilnahme verletzungsbedingt aufgeben und in Calw ihre lange Karriere beenden musste.

Mal andere Gegner

Die 23-Jährige Henriette Schell, Hauptangreiferin der Löwinnen, hat ihre sportliche Zukunft noch vor sich, obwohl sie bereits an den letzten Titelgewinnen bei WM und EM für Deutschland maßgeblich beteiligt war. "Jetzt noch Gold bei den World Games – das wäre das Highlight", blickt die Studentin dem US-Trip entgegen. Sie trifft mit ihrem Team in der Vorrunde am Sonntag (17 Uhr; jeweils deutsche Zeit) auf Neuseeland und am Dienstag (1.30 Uhr) auf Mitfavorit Brasilien. "Schön, mal nicht nur gegen europäische Gegner zu spielen. Ich glaube, dass wir stark genug sind, Gold zu gewinnen", lautet ihre Ansage. Gerade bei einer Turnierpremiere für den Frauenfaustball wäre dies besonders schön. Dennoch sagt sie: "Aber es ist schon traurig, dass es so lange gedauert hat, bis wir uns bei den World Games präsentieren dürfen. Unseren Sport kann man doch wirklich gut anschauen."

Finale im Fernsehen

Der Fernsehsender Sport 1 hat sich – wie schon 2017 in Polen – die TV-Rechte für Deutschland, Österreich und die Schweiz gesichert und wird täglich von den World Games berichten. Fest steht bereits, dass die Finalspiele der Frauen (Donnerstag, 2 Uhr) und Männer (Donnerstag, 21 Uhr) live übertragen werden. Beim Finalkrimi der Männer zwischen Deutschland und der Schweiz, 2017 in Breslau, verzeichnete der Sender 300 000 Zuschauer.

Finale im Fernsehen

Auf der Homepage www.faustball-liga.de und per Social Media berichtet der Faustballverband DFBL aktuell und per Blog aus Birmingham. Bereits ab diesem Samstag erscheint täglich um 7 Uhr ein "World Games Update" mit Moderator Sönke Spille, Experte Lukas Schubert und ausgewählten Gästen.