Rege beteiligten sich die Schüler an den Diskussionen. Foto: Decoux

Wie kann ich mich und andere für Politik begeistern? Dieser Frage gingen 80 engagierte Schüler beim Coaching-Workshop für Erstwähler in Ettenheim nach. Dabei beschäftigten sich sowohl mit Problemen vor Ort als auch in Europa.

Das Feedback am Ende des viereinhalbstündigen Coaching-Workshops der Erstwähler fiel überwiegend positiv aus. „Informativ, lehrreich, interessant, spannend, super, neu, hat Spaß gemacht“ meldeten die jugendlichen Teilnehmer den Moderatoren zurück. Einige Rückmeldungen signalisierten allerdings auch: „Über das Wahlverfahren an sich hätten wir gerne mehr erfahren.“ Udo Wenzl, in Ettenheim als Kommunalberater, gerade auch bei Veranstaltungen mit Jugendbeteiligung, längst kein Unbekannter mehr, griff die Kritik sofort auf: „Darauf müssen wir bei derartigen Workshops sicherlich mehr achten.“

 

80 Erstwählern bei den anstehenden Kommunal- und Europa-Wahlen hatten sich im Bürgersaal des Rathauses versammelt. Wenzel moderierte diesen Workshop zusammen mit Nils Bunjes, Studienleiter beim Europa Zentrum Baden-Württemberg und Fanni Heib vom Social Media Team. Organisatorisch unterstützt wurden sie von Heike Schillinger, bei der Stadt verantwortlich für Jugend- und Bürgerbeteiligung. Wenn es konkret um kommunale Themenbereiche ging, brachte sich Bürgermeister Bruno Metz als „Experte“ ein.

„Dein Ort in Europa“ – so war der Workshop überschrieben, an dem die 80 Schüler der weiterführenden Schulen in Ettenheim engagiert teilnahmen. Wo berührt Politik euren ganz persönlichen Lebensbereich? Welche Rolle spielen dabei die Kommunal-, welche die Europa-Politik? Warum sollte man überhaupt wählen gehen? Was erwarte ich ganz persönlich von den Kandidaten, die sich zur Wahl stellen? All diese Fragen galt es zu beantworten.

Schüler sollen auch andere vom Wählen überzeugen

Zudem sollten sich die Teilnehmer Gedanken machen, wie sie als Moderatoren in ihren Schulen diesen Themenbereich multiplizieren, ins Gespräch bringen und Mitschüler zum Wählen animieren können. „Was also ist eine gute Moderation?“ konnte man da als Fragestellung an den Stellwänden im Bürgersaal lesen. Die angehenden Erstwähler hatten sehr wohl Vorstellungen davon: Selbstbewusstsein, Kreativität, rhetorische Fähigkeiten, gut zuzuhören klare Struktur, spontane Reaktionsfähigkeit hatten sie in ihren Arbeitskreisen unter anderem aufgelistet- Fähigkeiten, die sie dann, wenn sie im Vorfeld der kommenden Wahlen Mitschüler zum Interesse an Politik, zum Gang an die Wahlurne motivieren wollen, gleich selbst einmal erproben können.

Schüler diskutieren mit Bürgermeister und Europa-Experten

Beeindruckend war die Interessenslage der Jugendlichen, als sieben Diskutanten in der Fishbowl-Runde Bürgermeister Metz als Experten in Sachen Kommunalpolitik und Nils Bunjesals Experten zur Europa-Politik forderten. Der öffentliche Nahverkehr wurde da ebenso angesprochen – ein Bereich, der gerade Fahrschüler hautnah betrifft – wie konkrete Maßnahmen im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes, ob in der Kommunalpolitik oder in Europa.

Die Fragen der Diskutanten gingen über den engeren Horizont hinaus: Ob es richtig sei, die Ukraine mit Milliarden zu unterstützen? Warum Deutschland vor allem Israel im Nahostkonflikt unterstütze? Wie sich andere Länder in diesem Konflikt verhalten? Inwieweit Europa weitere Staaten aufnehmen solle?

Politischer Hintergrund und persönliche Sichtweise

Dann aber ging es wieder zu den Problemstellungen vor Ort zurück: Ob man mehr tun müsse, um jungen Waldarbeitern lukrativere Arbeitsbedingungen zu schaffen, wurde etwa gefragt. Bunjes und Metz gingen mit ihrem politischen Hintergrund ebenso auf die Fragen ein wie mit ihrer persönlichen Sichtweise.

In der Schlussrunde präsentierten Vertreter der vier weiterführenden Schulen in Ettenheim, welche konkreten Maßnahmen sie sich als Ziel gesetzt haben, um die Thematik dieses vormittäglichen Workshops in den Klassen der Erstwähler zu multiplizieren – eben auch mit den erarbeiteten Fähigkeiten einer guten Moderation.

Schüler beeindruckten Experten

Bürgermeister Bruno Metz zeigte sich in seinem Schluss-Statement beeindruckt über die hohe Qualität der Schülerbeiträge und die konzentrierte Arbeitsweise in den Arbeitsgruppen und der Diskussionsrunde. „Es lohnt sich, sich für kommunale Aufgaben zu interessieren und sich zu engagieren“, so der Ettenheimer Rathauschef. „Wir kommen nur weiter, wenn sich viele junge Menschen engagieren“, so Metz. Nils Bunjes erwartete von den Erstwählern, dass sie (auch) bei der Europawahl nicht nur zur Wahl gehen, sondern sich zum Ziel setzen, mindestens fünf, besser noch zehn weitere junge Menschen zum Urnengang zu motivieren.