Über dem Kirnbachtal steht ein Teil der Schafherde der „Dalschäfer“ und hält grasend die Landschaft offen. Foto: Springmann

Vor einem halben Jahr wurde der Verein „Dalschäfer“ gegründet. Die Schafe und Ziegen der Gruppe beweiden derzeit Flächen in mehreren Orten und helfen so bei der Offenhaltung.

Die Schafe grasen friedlich an einem sanft abfallenden Hang mit Blick ins Tal an der Florianshütte. Als Sandy Fleig über den Zaun steigt, erheben sie sich lautstark. Die Tiere kennen sie, viele von ihnen hat sie mit der Hand aufgezogen.

Die Schafe der Gruppe der „Dalschäfer“ um Fleig und ihren Partner pflegen als natürliche Rasenmäher Flächen in Kirnbach, Oberwolfach, Wolfach und St. Roman. Derzeit etwa 15 Hektar, im kommenden Jahr sollen nochmals Flächen hinzukommen. Im Januar wurde der gleichnamige Verein gegründet – und wie schaut es nun, nach etwa sechs Monaten Arbeit aus? „Wir sind zufrieden“, sagt Sandy Fleig im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch wenn dabei vor allem die Arbeit mit den Tieren im Vordergrund stehe. Um die Dalschäfer auch rechtlich auf gesunde Füße zu stellen – unter anderem müssen die Tiere angemeldet werden – hatte es einen Verein gebraucht. Etwa 30 Personen helfen bei der täglichen Arbeit, etwa füttern, aber auch bei größeren Aktionen wie Heuen oder Misten.

Schafstall ist Thema im Technischen Ausschuss

Immer wieder taucht der Name derzeit im Technischen Ausschuss der Stadt auf, wenn es um den kommunalen Schafstall im Rotsal geht. Das Problem: „Das Dach ist zu niedrig“, so Fleig. Mit dem Schlepper komme man gerade so rein, könne aber nicht rangieren. Zudem sei es sehr dunkel und auch nass. „So sind die Schafe im Winter immer klamm“, so Fleig. Geplant ist außerdem ein neuer wolfssicherer Zaun – der Antrag laufe derzeit.

Angefangen hatte alles, als der bisherige Schäfer Robert Pachollek die Betreuung der ursprünglichen Herde mit etwa 100 Tieren mit Lämmern aus gesundheitlichen Gründen aufgeben wollte. „Irgendwann wäre der Schlachter gekommen“, erklärt Fleig. Darum habe sie sich mit ihrem Partner beratschlagt und die Herde schließlich über den Winter übernommen – mit Hilfe der anderen Kirnbacher Schäfer. „Neben dem Tierwohl ist aber auch die Offenhaltung ein wichtiger Punkt“, so Fleig. Und die Steillagen im Kirnbachtal seien wenn überhaupt nur sehr mühsam mit Maschinen zu pflegen.

Auch Ziegen sind ideale Landschaftspfleger – vor allem an zugewucherten und mageren Standorten. Foto: Springmann

Derzeit kümmern sich die Dalschäfer um 70 Muttertiere und 50 Lämmer. Hinzu kommen 25 Ziegen. Die Ziegen, die hinter dem Stall im Rotsal stehen, sind Thüringer Waldziegen, eine bedrohte deutsche Rasse. Mit etwas Futter lassen sie sich gerne an den Zaun locken. „Dabei brauchen sie es eigentlich nicht – die finden auf der Wiese alles, was sie brauchen“, erklärt Fleig. Aber es sei auch wichtig, dass sie sich locken lassen, zum Beispiel wenn der Tierarzt kommt. Auf der Wiese finden die Ziegen auch Wasser, denn ein Bach kreuzt das Gelände. „Für uns eine riesen Arbeitserleichterung“, erklärt Fleig. Gerade bei den sommerlichen Temperaturen müssten täglich etwa 300 Liter Wasser zu den Schafen an der Florianshütte gefahren werden.

Ihr sei es zudem wichtig, dass im Sinne der Nachhaltigkeit möglichst viel von den Tieren verwendet werde.

Produkte sind derzeit sehr gefragt

Anfang Mai werde geschoren und die Wolle verkauft, der Mist komme in eine Biogasanlage oder werde als Dünger genutzt. Nichts lande im Müll. „Das ist uns wichtig, auch als Wertschätzung gegenüber den Tieren“, erklärt sie. Der Schlachter komme aus der Region, um die Wege und somit den Stress für die Tiere möglichst gering zu halten. Jedes Tier liege ihr am Herzen, aber das sei der normale Weg. Schaf- und Ziegenprodukte seien derzeit sehr gefragt. „Und was gibt es besseres, als zu wissen, wo es herkommt“, ist sich Fleig sicher.

Zurück zu den Schafen an der Florianshütte – dort steht derzeit nur ein Teil der Schafe, die anderen beweiden Grundstücke in Wolfach, St. Roman und Oberwolfach. Die Herde ist eine bunte Mischung. Darunter Coburger Fuchsschafe, Schwarzköpfe, eine Heidschnucke und ein Tiroler Bergschaf. Dieses Jahr habe es viele schwarze Lämmer, denn der Bock sei ein Jurabock. „Die Rasse ist uns nicht so wichtig, viel wichtiger ist, dass die Tiere zu den Flächen passen, die wir bewirtschaften“, so Fleig. Und wie erfüllend die Arbeit mit den Tieren trotz der vielen Arbeit ist, zeigt sich, als sie sich im Gras niederlässt und die Tiere auf sie zustürmen. „Viele habe ich mit der Hand aufgezogen, teilweise im Wohnzimmer, weil die Lämmer alle drei Stunden ihre Milch brauchten“, erzählt sie, während ein Schaf seinen Kopf an ihre Schulter drückt.

Spenden

Für die Dalschäfer ist die Anerkennung der Gemeinnützigkeit auch wichtig, um Spenden sammeln zu können. Zum Beispiel wurde für die Arbeit ein Schlepper angeschafft. Zusammen mit Müller & Martin Forsttechnik aus Oberwolfach hatten sich die Dalschäfer auf die Suche nach etwas Gebrauchtem gemacht. „Zuvor haben uns immer die Nachbarn ausgeholfen, aber das ist schwierig zu koordinieren“, erklärt Sandy Fleig. Die Kosten belaufen sich auf 78 000 Euro, die vom Verein vorfinanziert wurden. Wer etwas spenden möchte, kann dies auf das Konto der Dalschäfer bei der Sparkasse Wolfach einzahlen: DE40 6645 2776 0000 0807 21.