Meinungsstark war Wolfgang Grupp (Bildmitte) schon in jungen Jahren. Foto: Archiv Trigema

Zum Geburtstag am 4. April hat Trigema-Chef Wolfgang Grupp sich einen Familienurlaub geschenkt. Zusammen mit seiner Frau Elisabeth, Tochter Bonita und Sohn Wolfgang feiert er seinen 80. heute in Dubai am Persischen Golf.

Burladingen - Die Sonnenstunden hat sich der Firmenchef, der penibel auf seinen braunen Teint achtet, ja auch redlich verdient. Denn er hat in den Coronajahren einmal mehr bewiesen: Wolfgang Grupp kann Krise. Mit der Produktion von Masken setzte er frühzeitig aufs richtige Pferd, konnte seine insgesamt 1200 Mitarbeiter beschäftigen, während die Testgeschäfte im Lockdown schließen mussten und die Produktion von Sport- und Freizeitbekleidung teilweise auf Eis lag.

Erste Krise waren die zehn Millionen Schulden

Nicht die erste Hürde, die Grupp entscheidungssicher und mit Bravour nahm. Denn seine Laufbahn als Firmenchef musste Wolfgang Grupp bereits im Krisenmodus starten. Mit zehn Millionen Mark stand die Burladinger Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer bei den Banken in der Kreide, als der gut ausgebildete Diplom-Kaufmann 1969 im Alter von 27 Jahren die Geschicke des Unternehmens in seine Hände nahm. Das Elternhaus war konservativ-katholisch geprägt, das Jesuitenkolleg in St. Blasien und das Wirtschaftsstudium in Köln hatten ihm den letzten Schliff verpasst. Sechs Jahre brauchte er, um die Firma schuldenfrei zu kriegen, und er habe danach nie wieder einen Kredit aufgenommen, hat er einmal verraten.

Mit dem Affen in der Fernsehwerbung und dem Luftschiff hoch hinaus

Auch die Banken hat Grupp danach sofort gewechselt, hat er mal in launiger Runde aus dem Nähkästchen geplaudert. Sie hätten angesichts der Lage – einem stagnierenden Unterwäschemarkt in den 60er-Jahren – nicht so großzügig sein dürfen. Grupp vermied es, sich an vielen Fronten zu verzetteln. Er setzte statt auf Diversität, die das Unternehmen in Schieflage gebracht hatte, fortan auf einen Markenkern im Sport- und Freizeitbereich, auf Produktion in Deutschland und auf Werbung mit hohem Wiedererkennungswert. Es begann mit dem längst legendären Werbespot des Schimpansen Charly und hat mit dem Luftschiff gleichen Namens, das der Firmenchef immer mal wieder über Großveranstaltungen abheben lässt, nicht geendet.

Eigenverantwortung schreibt der Unternehmer groß

Grupp hat eine regelmäßige Kolumne im Magazin "Wirtschaftswoche" und ist gern gesehener Gast in vielen Talkshows. Sein Lieblingsthema dort: die hohen Boni der Multi-Manager, ihr Versagen und die Verantwortungslosigkeit, mit der sie sich nach Stellenabbau und Verlagerung der Produktion ins Ausland verabschieden – mit hohen Abfindungen. Der heute 80-Jährige wird nicht müde zu betonen, dass er als alleinhaftender Inhaber von Trigema für seine Entscheidungen geradestehen muss und sie deshalb mit Bedacht fällt.

Aber Wolfgang Grupp hat nicht nur sein Unternehmen geprägt, sondern auch seine Heimatstadt Burladingen, für deren Wohl er sich unter anderem mit der von ihm ins Leben gerufenen "Elisabeth und Wolfgang Grupp Stiftung" engagiert. Wolfgang Grupp ist nicht nur der größte Arbeitgeber der Fehlastadt, sondern wohl auch ihr größter Spender. Es gab Zuschüsse für die Trigema Arena, die Stadthalle, für das DRK und dessen Fuhrpark und für die Mitarbeiter eine Riesensause mit Helene Fischer zum 100. Firmengeburtstag vor zwei Jahren.

Wenn der "heimliche König von Burladingen" Hof hält

Seinen Mitarbeitern begegnet Grupp schwäbisch gerade heraus, aber mit Wertschätzung. Jubilare werden jeweils zur Ehrung in die Hauskapelle und an die Kaffeetafel im Eigenheim eingeladen und nach der Laudatio bewirtet. Dann hält er Hof, der "heimliche König von Burladingen". Seine Ehefrau Elisabeth, aber auch Tochter Bonita und Sohn Wolfgang haben ihre eigenen Verantwortungsbereiche in der Firma, und trotzdem hält der fitte 80-Jährige die Fäden seines Textilunternehmens immernoch fest in der Hand.

Was für ihn – am Geburtstag und an allen andere Tagen – das größte Geschenk ist, auch daraus hat er nie einen Hehl gemacht: "Gebraucht zu werden".

Info: Ein ausgezeichneter Unternehmer

2004 erhält Wolfgang Grupp für sein verantwortungsbewusstes Eintreten für die deutsche Textilindustrie und ihren Standort Deutschland die Max-Kehren-Medaille des Vereins Deutscher Textilveredelungsfachleute. 2005 verleiht der damalige Wirtschaftsminister Ernst Pfister dem Burladinger Unternehmer das Bundesverdienstkreuz am Bande. Im selben Jahr bekommt Grupp für besondere rednerische Leistungen in der Kategorie Wirtschaft den Cicero Rednerpreis 2005 vom Verlag für Deutsche Wirtschaft AG. 2012 würdigt Ministerpräsident Winfried Kretschmann Wolfgang Grupp mit der großen Stauffermedaille in Gold für dessen Verdienste um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg. Anlässlich seines 70. Geburtstags wird Grupp im selben Jahr zum Ehrenbürger Burladingens ernannt.