Trigema-Chef Wolfgang Grupp im Interview anlässlich der bevorstehenden 1250-Jahrfeier seiner Heimatstadt Burladingen. (Archivfoto) Foto: Rapthel-Kieser

Eloquent und geschliffen wie eh und je hat sich jetzt auch Trigema-Chef Wolfgang Grupp in der Interviewreihe aus Anlass der 1250-Jahrfeier der Stadt Burladingen geäußert.

Burladingen - Nach einem Rückblick auf das Sterben der Textilindustrie sagt der Trigema-Inhaber trotzdem: "Es gibt tolle Unternehmen hier." Aber von wegen "Handgestrickt und ungestriegelt". Das mag zwar das Motto der Interview-Reihe sein, die der Festausschuss mit prominenten Burladingern aus Anlass der bevorstehenden 1250-Jahrfeier führt. Trigema-Inhaber Wolfgang Grupp jedenfalls erscheint wie immer gut gekleidet vor der Kamera. Und bei seinen Antworten, die er dem Interviewer Matthias Badura gibt, sitzt jedes Wort.

Mit harten Bandagen Mitarbeiter abgeworben

Die beiden machen zuerst einen Ausflug in das Jahr 1969, als Wolfgang Grupp die Firma übernahm und es in der Fehlastadt, die damals noch keine Stadt war, 26 brummende Textilbetriebe gab, die sich gegenseitig die Mitarbeiter abwarben. Es sei bei den Firmen sogar üblich gewesen, Eltern zur Taufe ihrer Kinder Geschenke zu machen, um sich als Arbeitgeber in Erinnerung zu bringen. "Vom Pfarrer hatten wir auch die Liste der Kinder, die Weißen Sonntag hatten. Deren Eltern bekamen eine goldene Uhr", erinnert sich Grupp. "Das habe ich irgendwann abgeschafft."

Den Wandel der Zeit nicht erkannt

Dann, Mitte der 1980er-Jahre, habe das große Sterben der Textilindustrie begonnen. "Nicht, weil der Standort Deutschland oder Burladingen schlecht war, sondern weil man den Wandel der Zeit nicht erkannt hat", klagt Grupp und singt das Hohelied seiner Heimatstadt. "Burladingen war immer ein guter Standort, ein Top-Standort und ist es noch heute", sagt der 80-Jährige. Und: "Es gibt tolle Unternehmen und Handwerksbetriebe hier, man sieht ja, wie sie entstehen." Für nichts in der Welt würde er mit Trigema nach Tübingen oder Stuttgart gehen oder gar Baden-Württemberg verlassen. Seine Heimatstadt sei überschaubar, hier könne er familiären Kontakt zu den Mitarbeitern halten und die könnten oft sogar zur Arbeit laufen.

Trigema ist bunt – Mitarbeiter aus 20 Ländern

Inzwischen habe er Mitarbeiter aus 20 Nationalitäten: Iraner, Pakistanis, Syrer und auch Menschen aus der Ukraine seien in der Produktion beschäftigt. Und: "Jeden der arbeiten will, stellen wir ein. Wir bekommen immer noch Anfragen", sagt der Trigema-Chef. "Wir brauchen Facharbeiter, die intelligent sind und handwerkliches Geschick haben, und nicht so viele Studierte, die alles durcheinanderbringen", beklagt Grupp.

Uli Hoeneß hielt sein Wort nicht ein

Auch über seinen geschäftlichen Handschlag mit Uli Hoeneß erzählt der Trigema-Chef, und dass er es dem Bayern-Boss nicht übel genommen habe, dass der damals sein Kaufmanns-Versprechen über Trigema als möglichen Werbeträger brach: "Das war seine Entscheidung."

500.000 Euro – ein kleines Präsent

Immer noch nicht entlocken lässt sich Wolfgang Grupp, was aus der halben Million Euro werden soll, die er der Stadt anlässlich seines 80. Geburtstags im April schenkte. Ein "kleines Präsent" nennt er es und dass Bürgermeister Davide Licht demnächst mit einigen Vorschlägen auf ihn zukommen werde.

Seiner Heimatstadt Burladingen wünscht er zu ihrem 1250. Geburtstag, dass sie "noch in 100 oder 200 Jahren eine tolle Industriestadt ist, deren Macher den Wandel der Zeit immer rechtzeitig erkennen".