Wolfgang Grupp äußert sich im Podcast "The Pioneer Briefing" zu den aktuellen Krisen. Foto: Weißbrod

Trigema-Chef Wolfgang Grupp äußert sich gewohnt kritisch zur aktuellen Lage. Er erklärt, wie er als Unternehmer die großen Krisen in der Welt, aber auch in der Firma erlebt.

Burladingen - Wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag hat sich Wolfgang Grupp, Geschäftsführer von Trigema (Burladingen), zu Wort gemeldet – und bezieht im Podcast "The Pioneer Briefing" zum Beispiel in der Diskussion über Waffenlieferungen an die Ukraine klar Stellung. Wolfgang Grupp über...

…den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine:

"Diese Situation hätte in der heutigen Zeit rechtzeitig diplomatisch gelöst werden müssen, damit es zu dieser Eskalation nicht kommt. (…) Ich bin nicht dafür, dass wir als Deutschland die Ukraine aufrüsten. Wenn wir Geld geben, ist das eine andere Frage. Aber dass wir große Waffen liefern, ist nicht in meinem Sinne. Ich stelle sowieso die Frage, ob es richtig ist, dass Herr Selenskyj (Anm. d. Red.: der ukrainische Präsident) seine Mitbürger an die Front schickt, ihnen sagt, im Land bleiben zu müssen, um es zu verteidigen. Man lässt es bewusst zerstören. Dass Herr Selenskyj jetzt weltweit gefeiert wird, lässt mich zweifeln. Es hätte viel früher einen Kompromiss auch von Seiten von Herrn Selenskyj geben müssen."

…die Abhängigkeiten in der Wirtschaft:

"Es ist nie schlecht, wenn man eine Alternative hat. So wie ich in bestimmten Produkten einen Hauptlieferanten habe, habe ich einen Zweitlieferanten, der problemlos eingesetzt werden kann. Und ich habe nicht die Abhängigkeit von einem Großkunden, das wäre fatal. Ich habe mal mit Aldi 36 Millionen gemacht, das waren 40 Prozent unserer damaligen Kapazitäten. Aber ich wusste, dass ich es hätte ändern können, wenn es ein Problem gegeben hätte."

…den drohenden Wohlstandsverlust in unserer Gesellschaft im Falle eines Gas-Embargos:

"Das können wir der Industrie und der Wirtschaft nicht zumuten. Wir müssen das jetzt durchstehen. Solange Russland liefert und nicht boykottiert, müssen wir es nehmen, bis wir eine Alternative haben. Auch bei Trigema sind wir auf Gas angewiesen. Die Gaspreise können nicht ins Unendliche steigen, das wäre fatal."

…die direkten Auswirkungen auf Trigema:

"Wir können nicht alles auf den Verbraucher abwälzen. Wir müssen die Belastungen kurzfristig selbst tragen. Daher sind wir gespannt, wie es sich weiterentwickelt. Wir haben 100 Prozent Eigenkapital und keine Bankkredite, aber irgendwann ist auch hier ein Ende gesetzt. Dann müssten wir die Produktion einstellen, das wäre mit Blick auf die Arbeitsplätze katastrophal. Die Preise können wir heute nicht so anheben, wie man es eigentlich müsste. Weil wir ein Produkt fertigen, dass die Verbraucher normal gar nicht brauchen. Wir leben davon, dass der Verbraucher dieses Einkommen hat und es sich leisten kann. Doch in dem Moment, in dem viel Arbeitslosigkeit herrscht, wird der Konsum eingeschränkt."

…die Staatsverschuldung und Steuererhöhungen:

"Wenn die Politiker sagen, wir kommen nicht dran vorbei, akzeptiere ich es. Aber ich kann es schlecht beurteilen, ob man das der nächsten Generation aufladen kann oder nicht. (…) Steuererhöhung heißt immer, dass dann auch der Konsum eingeschränkt wird. Ich hätte die Einkommensteuer um 50 Prozent für diejenigen gesenkt, die voll in der Haftung und Verantwortung ihre Entscheidungen treffen. Solange ich Gewinne mache, zahle ich selbstverständlich meine Steuern. Wenn ich Verluste mache, dann muss ich sie selbst begleichen. Mit den GmbHs dürfen alle problemlos in die Insolvenz. Wenn es gut läuft, kassieren sie, wenn es schlecht läuft, schmeißen sie die Verluste dem Staat vor die Füße. Das kann es nicht sein. Wir brauchen die Haftung zurück, dann werden mehr Steuern fließen. Die Entscheidungen sind verantwortungsvoller und nicht der Gier und dem Größenwahn ausgeliefert."

Hören Sie den gesamten Podcast: "ThePioneerBriefing- Der Podcast mit Gabor Steingart"