Noch heute ist in Wolfach dieser Fries mit Hinweis auf die einstige Flößerei zu sehen. Foto: Buchta

Einst wichtiger Wirtschaftszweig verlor die Flößerei zwischen Wolfach und Offenburg über die Jahrhunderte an Bedeutung.

In der Grabenstraße gibt es an einer Hauswand ein Fries des umstrittenen Malers Eduard Trautwein. Es zeigt eine Flößerszene am Wolfacher Wehr mit der Aufschrift „Wolfacher Flößer auf Fahrt ins Land – über 600 Jahre Flößerei – 1895“.

 

Die letzte „Fahrt ins Land“ eines „echten“, also wirtschaftlich genutzten Floßes von Wolfach Richtung Offenburg jährt sich demnach zum 130. Mal: Ein kleiner Geburtstag für das Ende eines für Wolfach enorm wichtigen Wirtschaftszweigs, der Kinzigflößerei.

Erstmals im Mittelalter urkundlich erwähnt

Im Mittelalter, um das Jahr 1290, wurde die kommerzielle Flößerei von Schwarzwaldholz auf der Kinzig bei Wolfach zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Bekannt im ganzen deutschen Reich wurde die Kinzigflößerei durch die viel gelesene erste deutsche Länderkunde „Cosmographia universalis“ 1544 von Sebastian Münster. In dieser wurde beschrieben, dass sich die Menschen, ganz besonders um Wolfach, „ernehret mit den großen Bawhölzern, die sie durch das Wasser Kyntzig gen Straßburg in den Rhein flötzen und groß Gelt jährlichen erobern.“

Die Flößerei wird in alten Berichten als „gefährliche Knochenarbeit“ und als gut aufeinander eingespielte Gemeinschaftsleistung beschrieben.

Zur Organisation des immer umfangreicher werdenden und sehr kapitalintensiven Gewerbes der Flößerei wurden Genossenschaften, die sogenannten „Schiffergesellschaften“ gegründet. Diese kontrollierten den gesamten Holzhandel und bezahlten die Flößer.

600 Meter lange Flöße und ein letztes Geleit

Die eigentlichen Produzenten, die Waldbauern, waren von diesem Privileg ausgeschlossen. Der Wolfacher Floßhafen fungierte als Sammelplatz für die ankommenden Flöße. Dort wurden sie auch zu größeren Einheiten verbunden. Es waren bis zu 600 Meter lange Flöße, die da die Kinzig hinunter geflößt wurden und deren Holz dann in Straßburg verkauft wurde.

Im 17. Jahrhundert erfuhr die Flößerei weiteren Auftrieb, als die Holländer besonderen Bedarf an Langhölzern, den 20 Meter langen und 35 Zentimeter dicken sogenannten „Holländern“ anmeldeten. Die Fahrt nach Holland übernahmen mit zusammengekoppelten Flößen ab Straßburg die Rheinflößer.

Als 1866 der Bau der Eisenbahn Hausach erreichte und 1878 das Dampfross erstmals in Wolfach einfuhr, waren die Tage der Flößerei gezählt. Fuhren im Jahr 1857 noch 300 Flöße von Wolfach die Kinzig hinunter, so waren es 1872 noch 250, 1882 noch 96 und 1891 nur noch 20 Flöße. Bis 1895 das letzte, mit Trauerflor geschmückte Floß zur „Fahrt ins Land“ aufbrach.

Erinnerung

Heute erhält der Verein der Wolfacher Kinzigflößer das alte Wissen, das von der Unesco als „Immaterielles Kulturerbe der Menschheit“ aufgenommen wurde. Zur Erinnerung an die große Zeit der Kinzigflößerei baute der Verein 1984 zum großen Stadtfest zum 900-jährigen Wolfach-Jubiläum noch einmal ein 100 Meter langes Floß nach historischem Vorbild, das zahllose Besucher anlockte. Alle zwei Jahre veranstalten die Wolfacher Flößer ein Floßhafenfest mit einem Schaufloß.