Pianistin Aleksandra Mikulska (Dritte von links) begeisterte im ausverkauften Wolfacher Rathaussaal. Foto: Schrader Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Pianistin Aleksandra Mikulska eröffnet "Konzerte im Blauen Salon" / Chopin steht im Mittelpunkt

Die neue Saison der "Konzerte im Blauen Salon" in Wolfach hat am Sonntag mit einem vortrefflichen Gastspiel der Pianistin Aleksandra Mikulska begonnen. Das Publikum feierte das ausverkaufte Konzert mit viel Applaus.

Wolfach. In ihrer Einleitung zeigte sie sich sehr erfreut, abermals in diesem herrlichen Saal musizieren zu dürfen, mit dem sie ein "schönes Herzgefühl" verbinde. Dieses Mal kam sie mit László Fogarassy (Violine), Miri Yoo (Violine), Andra Ulrichs Kreder (Viola), Tomohisa Yano (Cello) und Philippe Schnepp (Kontrabass), die sich alle erst im August kurzfristig zusammengefunden hatten als Ersatz für das ursprünglich vorgesehene Streichquintett.

Mit dem Divertimento Nr. 3 KV 138 von Wolfgang Amadé Mozart eröffneten die Streicher den Abend. Besonders auffallend war ihr inniges Zusammenspiel voll "mo-zärtlichem" Feingefühl. Auch in den forschen, zupackenden Momenten im Presto verfielen sie nie in übereifrige Hektik, sondern arbeiteten stets detailreich die musikalischen Linien heraus.

Nachfolgend spielte Mikulska mit der Ballade op. 52 sowie dem Scherzo op. 31 zwei Stücke von Chopin, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Trotz des in den höheren Lagen manchmal zu metallisch klingenden Flügels verstand es Mikulska auf ihre unnachahmliche Weise, den Stücken Leben einzuhauchen, den Gehalt jedes Details, jeder Note zum Vorschein zu bringen bis hin zu einem "atmenden Klarsein", das weit über den reinen Notentext hinaus jede menschliche Seelenregung erkennen lässt.

Stets ausgewogene dynamische Balance

War die Ballade von Nachdenklichkeit geprägt, so zeigte das Scherzo mit seinen wilden, eruptiven Momenten alle Höhen und Tiefen menschlichen Strebens nach Liebe und Glück.

Nach der Pause zogen Mikulska und das Fogarassy-Quintett mit dem Klavierkonzert Nr. 2 op. 21 in einer Bearbeitung für Streichquintett nochmals alle Register ihres großartigen Könnens. Zu keinem Zeitpunkt kamen Zweifel auf, ob solch ein groß angelegtes Orchesterwerk überhaupt kammermusikalisch darzustellen sei.

Die stets ausgewogene dynamische Balance zwischen den fünf Streichern und dem Klavier ermöglichte einen unverstellten Blick auf die musikalische Substanz des Werks und die kompositorische Brillanz des Meisters. Bewundernswert war die perfekte Koordination zwischen der Solistin und den Streichern, die dieses Werk in nur zwei gemeinsamen Proben einstudiert hatten. Das Publikum im ausverkauften Rathaussaal feierte die grandiose Leistung mit stehenden Ovationen. Als Zugabe wählte Mikulska zur Abkühlung der Gemüter die wundervoll zartfühlig interpretierte Sarabande aus der 6. Partita von J. S. Bach.

Die in Wolfach erstmals zu hörende entstandene Kammermusikfassung aus dem Jahr 2015 von Chopins Klavierkonzert op. 21 stammt von Krzysztof Dombek und dem amerikanischen Pianisten Kevin Kenner, der im Jahr 1990 den Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau gewann. Bereits Chopin selbst hatte 1830 eine klein besetzte Fassung seines Klavierkonzerts für eine Aufführung in seiner Warschauer Wohnung für Freunde und Musiker eingerichtet. Er folgte damit einer bis ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Tradition, orchestrale Werke kammermusikalisch zu bearbeiten.