Konzert: Wolfacher und Schramberger Jugendensembles begeistern mit ausgefeilten Melodien
Beim schon traditionellen "doppelten" Herbstkonzert in der Wolfacher Festhalle haben beide Jugendkapellen begeistert. Sie entführten die Zuhörer mit je fünf Arrangements auf Urlaubs- und Bildungsreisen in die Welt der europäischen Musik.
Wolfach. Freunde und Gönner der Stadtkapelle lauschten den Klängen der Jugendkapelle Wolfach unter Stadtmusikdirektor Joachim Riester, den Part der Gastkapelle übernahm dieses Jahr das Jugendblasorchester der Schramberger Stadtmusik mit seiner Dirigentin Sabrina Michelfeit.
Die Gastgeber eröffneten mit der von James Curnow für die olympischen Spiele 1996 komponierten Fanfare, einem mit Schwierigkeitsgrad 4 im oberen Bereich einzuordnenden Orchesterwerk.
Dramatische Sechzehntelläufe und ironische Triangel
Nicht minder dramatisch nahm sich das Arrangement "Adventure!" von Markus Götz aus, in dem die 42 Musiker den Zuhörern die Musik für einen Abenteuerfilm klassischer Prägung spielten. Dramatische Sechzehntelläufe selbst für die Tenorhörner und Bässe ließen das Publikum um den Held der Geschichte bangen, im ruhigen Mittelteil ein vermeintliches Happy-End der beiden Liebenden, ehe sich der Held wieder auf den Weg macht, die Welt ein weiteres Mal zu retten. Nicht ganz ironiefrei kommt in dem Arrangement auch die oftmals belächelte Triangel gut hörbar zum Einsatz.
Auch entlang des "Camino Real", einem mehr als 30 Jahre alten Klassiker der sinfonischen Blasmusik, durften sich die Percussionisten nach Herzenslust austoben.
Zum kraftvollen Wolfacher Konzertteil ist anzumerken, dass an der einen oder anderen Stelle ein "weniger" vielleicht "mehr" gewesen wäre, hatten die Querflötistinnen und Klarinettistinnen der Dynamik der Bassregister doch nur wenig entgegenzusetzen.
Im Konzertteil des Jugendblasorchesters (JBO) der Stadtmusik Schramberg hatte Dirigentin Michelfeit für ihre Schützlinge auch feine Soli im Programm. Mit dem Eröffnungsstück "Celtic Voyage" nahm das JBO sein Publikum mit auf eine musikalische Reise nach Irland, zur Perfektionierung des musikalischen Eindrucks hatte sich Flötistin Mara Proß eigens das Spiel der hölzernen "Irish Flute", wie man im Schwäbischen sagt, "draufgeschafft". Die "Little Rhapsody" von André Waignein war dann Bühne für die talentierte Saxofonistin Amelie Golm, mit feinem Spiel bestätigte die schon mit dem Jugendmusiker-Leistungsabzeichen in Gold ausgezeichnete Solistin das Vertrauen ihrer Dirigentin.
Eine kleine närrische Bildungsreise bekam das Publikum dann mit dem Stück "Maslenitsa" geboten: Auch in Russland wird mit allerlei Schabernack fröhlich der Winter vertrieben und vor der Fastenzeit noch einmal so richtig gefeiert. In der musikalischen Beschreibung der "Butterwoche" hatte Michelfeit dem Klarinettenregister eine sehr schön anzuhörende Sonderschicht verordnet.
Dann wurde es wieder etwas ernster. "Ich will leben": Solistin Elisa Brugger gab begleitet vom Orchester den Part der Gabriella, die im Chorgesang Zuflucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann findet. Und auch mit dem groovenden Klassiker "Can’t take my Eyes off you" hinterließ das JBO einen guten Eindruck beim Wolfacher Publikum.
Man darf gespannt sein, wie sich die Zusammenarbeit der beiden Kapellen in der Zukunft gestalten wird. Michelfeit, Dirigentin in Schramberg und Ausbilderin für Klarinette und Saxofon in Wolfach, wird sicherlich gemeinsam mit Stadtmusikdirektor Jo Riester noch das eine oder andere Konzertevent realisieren. In den Zugaben zeigten beide Kapellen schon eine bemerkenswerte Seelenverwandtschaft, rockten sie doch beide mit dem Guns’N’Roses-Kracher "Welcome to the Jungle" (JBO) und dem Robbie-Williams-Hit "Let me entertain you" die Wolfacher Festhalle.
Das Jugendblasorchester der Stadtmusik Schramberg wurde 1962 gegründet. 2015 übernahm Sabrina Michelfeit den Taktstock, aktuell umfasst das JBO etwa 30 Musiker. Die Anfänge der Jugendkapelle Wolfach gehen bis auf das Jahr 1879 zurück, Stadtmusikdirektor Joachim Riester leitet seit über 20 Jahren auch die Jugendkapelle. Aktuell haben 42 Musikerinnen und Musiker mindestens das Jugendmusiker-Leistungsabzeichen in Bronze abgelegt und dürfen damit in der Jugendkapelle mitspielen.