Pfarrfasnet bringt völlig umgestaltete Erzählungen der Brüder Grimm äußerst gelungen auf die Bühne

Von Evelyn Jehle Wolfach. Mit sprühendem Witz und vor allem viel Musik erzählten die Akteure bei der Wolfacher Pfarrfasnet am "Schmutzige Donnerstag" bekannte Märchen neu. Dabei kamen die Besucher im Katholischen Gemeindehaus voll auf ihre Kosten.Ansager Walter Schmider (Helmut Daniel) vom Katholischen Bildungswerk kündigte die sehr betagten Referenten Jakob (Jürgen Bräutigam) und Wilhelm (Roland Schamm) Grimm an. Das "ökumenische" Ansagerpaar führte mit Wortwitz durch das Programm und sparte nicht mit vorlauten Kommentaren.

Bereits der erste Vortrag der "Pfaffen Group Regime" präsentierte ein höchst verdächtig maskulin aussehendes Dornröschen, das hinter lebenden Hecken (unter anderem Pfarrer Benno Gerstner) schlummerte und inbrünstig besungen wurde.

"Signale" für Augen und Magen setzte anschließend der Hexentanz, der Jakob Grimm seufzen ließ, er wolle doch so gern nochmal erst 100 sein. Entrüstet gaben sich die Brüder über einen Brief der KJG (Kann ja gar nicht sein), die in "Rotkäppchen" die Darstellung des Wolfs als Mörder kritisierte.

Viel Gelächter erntete die reichlich anarchische Version, die danach aufgeführt wurde. "Dingdong, es klingelt an der Tür, s´ist die Kleine, bringt den Sprengstoff mir", säuselte die Oma, die zum Dynamit auch noch Haschischküchlein im Korb Rotkäppchens erwartete.

KJG spielt Hits von "Trio" und den Ärtzen"

Mit Hits wie "Da Da Da" von der Band Trio und "Wölfe sind Schweine" frei nach den "Ärzten" stellte die KJG das Märchen szenisch witzig dar und dies mit bemerkenswert präzisen Einsätzen.

Schlag auf Schlag ging es im Programm weiter mit einem Liedermedley des Kirchenchors und einer Rapunzel (Robot), die eine alte Runzel war, bis ihr Haar endlich zum Boden hing. Wahre Lachsalven erhielt der Prinz (Lato), der vergeblich Jahr für Jahr auf seinem Stecken-Holzross herangaloppierte. Auch die treffsichere Übersetzung von "Hänsel" und Gretel in Skandinavisch, Englisch und Badisch von Sprachgenie Heike Schamm strapazierte die Lachmuskeln gehörig. "Hänsel und Gretel et virrum in Waldum advenire ad domus zuckerus", war an die geistlichen Würdenträger im Saal gerichtet, die des Lateinischen mächtig sind.

Fast schon Konzeptkunst war das Aschenputtel der "Seilmädchen Mobile". Über einem aufgespannten Leinentuch erschienen lediglich Köpfe der Akteurinnen je nach Rolle. Der Einsatz des Wörtchens "Okay" wurde als Adverb, Adjektiv und Substantiv erstklassig in die minimalistische Nummer eingearbeitet.

Perfekt choreografiert war auch der Vampirtanz von Pia, Sandra und Silia, was nicht weiter verwunderte bei der Ballettausbildung der drei.

Die "Ost-Wolfacher Hubers Produktion" mir ihrem "Halben-Meilenstein-Schneewitchen" (Christa Huber) amüsierte die Gäste mit weiterer Situationskomik.

Ganz schön aufpassen musste bei ihrem Tanz die Kolping-Bruderschaft, um die Beine nicht zu verwechseln. Schon allein die ulkige Aufmachung erheiterte das Publikum und der witzige Tanz in Strumpfhosen begeisterte so sehr, dass die Gruppe nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen wurde.