Reihe: Bürgermeister Thomas Geppert wirft mit dem Schwabo einen Blick ins Goldene Buch Wolfachs
1939 ist es von der Handwerkerschaft gestiftet worden. Seitdem haben sich etliche prominente und bekannte Menschen im Goldenen Buch der Stadt Wolfach verewigt. Der Schwabo wirft mit Bürgermeister Thomas Geppert einen Blick hinein.
Wolfach. Eine schwere Kiste, in ihr ein ebenso schweres, ledernes Buch mit Goldschnitt. Schnell ist klar, dass es sich dabei um ein besonderes Buch handelt, das Bürgermeister Thomas Geppert gerade in den Händen hält: Das Goldene Buch der Stadt Wolfach. Am 10. Juni 1939 wurde es der Stadt von der Wolfacher Handwerkerschaft gestiftet, ist auf der ersten Seite zu lesen.
Keine Einträge während des Zweiten Weltkriegs
Direkt danach folgt ein Bruch. Während des Zweiten Weltkriegs gab es keine Einträge. Erst mit dem Kinzigtäler Trachtentag 1952 wurden die Eintragungen aufgenommen. Darauf folgt ein Eintrag der Partnerstadt Kreuzlingen "in dankbarer Anerkennung". Geppert erklärt die Geschichte, die sich dahinter verbirgt. Während in den Nachkriegsjahren in Wolfach große Not herrschte, halfen die Kreuzlinger mit Medikamenten, Kleidung, Wäsche und Nahrungsmitteln, die mit Lastwagen nach Wolfach gefahren wurden. "Daraus ist schließlich die offizielle Partnerschaft zwischen den beiden Städten entstanden", so Geppert.
Beim Querblättern fallen immer wieder bekannte Namen auf: Unter anderem Sepp Herberger, der 1970 zum 50-jährigen Jubiläum des FC zu Besuch war, Skispringer Georg Thoma, der 1975 auf einer Vortragsreise in Wolfach Station machte und 1992 Helmut Kohl. Darunter aber auch ein bekannter Wolfacher Name: Ehrenbürger Otto Schrempp wurde die Ehre zuteil, beim Neujahrsempfang 2013 eine eigene Seite im Goldenen Buch gewidmet zu bekommen.
Die Einträge sind jeweils mit einer Kalligrafie versehen. Sie stammen von verschiedenen Buchbindern in der Region. "Wir geben jeweils vor, was geschrieben wird", erklärt der Bürgermeister. Aufbewahrt wird das Goldene Buch in einem Schrank in Gepperts Büro – gut gebettet auf Samt in einer Kiste, damit der Goldschnitt sauber bleibt. "Das ist schließlich alte Buchmacherkunst", so Geppert.
Unter seine Ägide fallen laut Geppert indes nur die zwei jüngsten Einträge: Anlässlich des 200-jährigen Bestehens der Freien Narrenzunft besuchte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Stadt und hinterließ eine persönliche Widmung im Goldenen Buch. 2014 feierten Wolfach und Cavalaire sur Mer 30-jähriges Bestehen ihrer Partnerschaft – unter anderem mit einem Eintrag von Bürgermeister Philippe Leonelli.
Neben dem Goldenen Buch, das laut Geppert eher für herausragende, "etwas gesetztere" Anlässe ist, wurde beim Neujahrsempfang 2018 zudem das Jahrbuch der Stadt eingeführt.
Jahrbuch als "kleine, lebendige Chronik"
"Darin soll eher das jährliche Geschehen in der Stadt festgehalten werden", erklärt Geppert. Ehrenamtliche Arbeit, Einzelpersonen oder Feste würden im Goldenen Buch keinen Niederschlag finden, erklärt er. Das solle durch das Jahrbuch aufgefangen werden.
Die Einträge im Jahrbuch sind zudem jeweils mit einem Foto versehen und laut dem Bürgermeister "mehr Wolfach-spezifisch und so etwas wie eine kleine lebendige Stadtchronik". Darunter unter anderem die Geldbeutelwäscher, die ausgeschiedenen Gemeinderäte der Stadt oder auch die Spende in Höhe von 550 000 Euro für die Sanierung der Schlosshalle von Maria und Jürgen Grieshaber. "Der nächste Eintrag kommt dann wohl mit Fertigstellung der Schlosshalle", blickt der Bürgermeister voraus.
Die meisten Gemeinden haben eines, oft führt es aber ein sehr zurückgezogenes Dasein: das Goldene Buch. Bei Ehrungen und Empfängen rückt es kurz in den Mittelpunkt, wenn sich verdiente Bürger oder Besuch aus Gesellschaft und Politik mit einem Eintrag verewigen. Für die Reihe "Blick ins Goldene Buch" hat unsere Redaktion einen Blick auf die Seiten geworfen – und spannende Einträge gefunden.
