Vorstandsmitglied Oliver Broghammer (links) und Vorstandsvorsitzender Martin Heinzmann stellten die Jahresbilanz 2020 der Volksbank Mittlerer Schwarzwald am Mittwochvormittag vor. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Finanzen: Bilanz fällt positiv aus / Nachhaltigkeit rückt bei Anlageberatungen in den Fokus

Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2020 haben Vorstandsvorsitzender Martin Heinzmann und Vorstandsmitglied Oliver Broghammer für die Volksbank Mittlerer Schwarzwald vorgestellt. Alle Bilanzzahlen zeigten wie gewohnt nach oben.

Wolfach. Corona habe zwar Auswirkungen auf das Tagesgeschäft und die Arbeitsorganisation gehabt, in den Büchern spiegele sich die Pandemie aber noch nicht wieder. So wuchsen die Kundenkredite um sechs Prozent und überschritten damit die Ein-Milliarden-Grenze, ähnlich erfolgreich gestaltete sich in einem weiterhin schwierigen Anlage-Umfeld die Zahl betreuten Kundenanlage-Volumina.

Risikolose Anlageformen gebe der Kapitalmarkt nicht her, so Broghammer. Mit Aktienfonds und anderen Investments konnten die Berater aber dieses Anlagesegment um 5,2 Prozent ausbauen und mit den damit verbundenen Provisionserträgen zum guten Betriebsergebnis der Bank beitragen. Bei den "normalen" Spareinlagen agiere die Bank hingegen zurückhaltend, "rein betriebswirtschaftlich zahlen wir mit unserem Verzicht auf Negativzinsen da drauf", so Broghammer. Daher könnte über die gewachsenen jahrelangen Kundenbeziehungen hinaus auch niemand die Volksbank als Kapital-Lagerstätte missbrauchen. Im Fokus stehe für die Bank das qualitative Wachstum, bei dem ein Plus an Kreditvergaben (plus 220 Millionen Euro) den Zuwachs bei den Kapitalanlagen (plus 60 Millionen Euro) finanziell tragen müsse, "und da sind wir sehr zufrieden".

Provisions- und Zinsüberschuss spiegeln sich auch im Betriebsergebnis vor Steuern wieder, auch hier liegt das Institut 9,6 Millionen Euro deutlich über dem Durchschnitt der baden-württembergischen Volks- und Genossenschaftsbanken. Mit diesem guten Ergebnis wird auch die Eigenkapital-Quote der Bank weiter gestärkt werden können.

Lockdown im Frühjahr deutlich zu spüren

Im Tagesgeschäft sei der erste Lockdown im Frühjahr 2020 deutlich zu spüren gewesen, als die meisten Kunden der Bank ferngeblieben waren und die Berater in Kurzarbeit geschickt werden mussten.

Inzwischen "trauten" sich die Kunden aber wieder in die Beratungsgespräche, wagte Heinzmann einen Blick in die Zukunft. Neben Fragen der Altersvorsorge (Riester-Verträge, Lebensversicherungen) habe auch die Nachfrage nach Immobilien, Immobilienkrediten und Bausparverträgen deutlich zugelegt, gleichzeitig sank der Bargeldanteil an den Zahlungsabwicklungen um 20 Prozent.

Sorgen bereitet Heinzmann die Entwicklung in den Branchen, die durch den Lockdown besonders betroffen seien, hier sei trotz der vielfältigen staatlichen Unterstützungsprogramme wohl mit einem Anstieg der Insolvenzquote zu rechnen.

Für den privaten Bereich rechnet Heinzmann erst langfristig mit negativen Auswirkungen, schließlich müssten irgendwann die sich jetzt schon sich auf 1,5 Billionen summierenden staatlichen Hilfsgelder zurückgezahlt werden. Aktuell konnten 2020 die ersten Riester-Verträge in die Auszahlungsphase überführt werden. Diese Form der Altersvorsorge sei besser als ihr Ruf.

Einzig der Personalbereich gibt Broghammer und Heinzmann Anlass zur Sorge, sank die Mitarbeiterzahl doch von 234 auf 230. Mit einer Erhöhung der Ausbildungskapazität versucht die Bank gegenzusteuern. Perspektivisch wird der Nachwuchs dann auch in der Betreuung der Software-Roboter weitergebildet werden, mit denen standardisierte Geschäftsvorfälle wie Adressänderungen nach Umzug künftig verarbeitet werden sollen. Auf diesem Zukunftsfeld arbeitet die Volksbank in einem Pilotprojekt mit.

Ein weiteres Pilotprojekt entwickelt die Volksbank im Bereich "Nachhaltigkeit", künftig wird bei Anlageberatungen neben dem Anlagerisiko auch der Nachhaltigkeitscharakter des Investments thematisiert werden. Ergänzend dazu pflanzt die Volksbank für jedes neue Mitglied einen Baum (aktuell im Fischerbacher Forst, aber nach und nach über das ganze Geschäftsgebiet verteilt). Mehr als über den eigenen Baum werden sich die Inhaber der Geschäftsanteile aber sicher auch über die 3,5 Prozent Dividende freuen, welche Heinzmann und Broghammer der Vertreterversammlung im April vorschlagen werden.

Bilanzsumme: 1,36 Milliarden Euro, damit liegt die Bank auf Platz 224 von 812 Genossenschaftsbanken deutschlandweitMitarbeiterzahl: 230, davon 13 Auszubildende Vorstände: Martin Heinzmann, Oliver Broghammer