Schon während des Astens einer gefällten Fichte wird die Länge und der Durchmesser des Stamms für das sogenannte Waldmaß vermessen. Foto: Jehle

Serie (3): Wald und Hof werden oft nur noch im Nebenerwerb bewirtschaftet

Wolfach - In seiner Sommerserie beschäftigt sich der Schwabo mit verschiedenen Aspekten des hiesigen Waldes. So bewirtschaften viele Landwirte ebenfalls ihren eigenen Forst. Was das bedeutet, erklärt Roland Schillinger.

Die meisten Samstage des Jahres verbringt Roland Schillinger im Wald. Er bewirtschaftet 88 Hektar forstwirtschaftliche Fläche des gleichnamigen Hofs im Nebenerwerb. "Morgens gegen sechse richte ich mein Zeug und bleibe dann im Forst bis abends um sechse", beschreibt Schillinger einen "normalen" Samstag. Unterbrochen wird der Arbeitstag lediglich für das Mittagessen mit der Familie.

Für den Schwabo nimmt er sich einige Stunden Zeit, um in der Praxis Arbeitsabläufe zu demonstrieren und in der Theorie die Probleme des Nebenerwerbsforstwirt zu erläutern. Den ersten Stopp am Südhang Eichbühl im Ippichen markiert ein wuchtiger JCB-Schlepper mit Seilwinden und Bergstütze.

Früher war der Wald die "Sparkasse" des Hofs

"Den hab ich der Stadt Wolfach abgekauft, als er ausgemustert wurde", sagt Schillinger. Eine Maschine dieser Art koste neu zwischen 250 000 Euro und 300 000 Euro und liege weit außerhalb seines Budgets. Ohnehin werden seiner Aussage nach nicht selten die Investitionen für den Forstbereich durch die Arbeitnehmertätigkeit querfinanziert. "Aus wirtschaftlichen Gründen können nur noch sehr wenige Höfe im Vollerwerb bewirtschaftet werden", meint Schillinger.

Früher sei das anders gewesen, da galt der Wald noch als Sparkasse des Hofes. Heutzutage würden die Hofeigentümer in Vollzeit arbeiten und die Bewirtschaftung des eigenen Waldes erfolgt mit viel Idealismus in der "Freizeit". Bei Schillinger ist es genauso.

Das Gehöft im hinteren Ippichen ist seit Jahrhunderten im Familienbesitz und auch er ist aufgewachsen mit einem Bewusstsein dafür, dass eine so lange Geschichte schon etwas Besonderes ist – und wie viel Arbeit ein bäuerlicher Betrieb mit sich bringt.

Der 50-Jährige arbeitet gern in und mit der Natur. Schon während des Astens einer gefällten Fichte wird die Länge und der Durchmesser des Stamms für das sogenannte Waldmaß vermessen. Der Baum hatte die Rotfäule und rund zwei Meter von dem Schadholzstamm werden zu Humus oder landen bei Schillingers im Kachelofen.

Weiter oben am Hang wird anschließend eine weitere Fichte gefällt. In sicherer zweifacher Baumlänge Entfernung wird durch das Teleobjektiv verfolgt, wie jeder Handschlag sitzt: der Fallkerb gibt die Fallrichtung der Fichte an, bevor der Fällschnitt-Keil angesetzt wird und der Baum ächzend in die anvisierte Richtung hangaufwärts stürzt.

"Manche Leute denken, mit den derzeitigen Holzpreisen müssten wir doch zufrieden sein", spielt Schillinger auf die aktuellen Diskussionen an. Das Marktgeschehen sei jedoch vorgegeben und der einzelne Waldbauer habe so gut wie keinen Einfluss darauf. Aus seiner Sicht müssen die Waldbesitzer die eigene Vermarktung durch Zusammenhalt stärken und vergrößern. "Gleichzeitig sollten wir erreichen, dass der Verbraucher nicht das billigste Holz will, sondern das besondere aus dem Schwarzwald", stellte Schillinger fest. In der CO2- Diskussion sei es unerlässlich, dem Verbraucher klar zu machen, dass Holz nur dann seinen sehr guten Ruf verdient hat, wenn es wie im Schwarzwald natürlich produziert wird und keine Weltreise hinter sich hat.

Rohstoff vor Ort bindet viel CO2

Ein Hektar Wald binde rund zehn Tonnen CO2 im Jahr und dies werde monetär überhaupt nicht wertgeschätzt. "Tradition – war schon immer so – was nichts kostet ist bekanntlich auch nichts wert", bringt es Schillinger auf den Punkt. Dazu gehören seiner Meinung nach auch gesellschaftliche Leistungen wie Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes auch unter dem Aspekt von Tourismus.

Was ebenfalls wenig bedacht wird, sind die großen Zeiträume, die Wälder brauchen. Für die Jungbestandspflege, die Schillinger zeigt, wird er mindestens sechs Tage zum Durchsägen und die Bäume auf Abstand Stellen brauchen, ohne auch nur einen Cent dafür zu sehen. In den nächsten zehn Jahren werde ein Durchpflegen der Fläche nötig sein. "Bis hier jemand Geld damit verdient, bin ich selbst Teil vom Bio-Kreislauf", scherzt der zweifache Vater. Es stimme ihn aber auch demütig, dass Entscheidungen, die heute getroffen werden für Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, die Entwicklung des Waldes mitbeeinflussen.

Bevor es zum Mittagessen geht, wird der Waldweg noch aufgeräumt – zwei Wanderer, die freundlich grüßen, wissen es zu schätzen.

Roland Schillinger ist ausgebildeter Forstwirtschaftsmeister und Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Wolfach-Oberwolfach sowie im Aufsichtsrat der Forstwirtschaftliche Vereinigung Schwarzwald. Er ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Schillinger hat sich vor 16 Jahren beruflich umorientiert und ist in Vollzeit in der Verwaltung des Landratsamts Ortenau beschäftigt.